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Laurita ist fest entschlossen, ihr Studium zu beenden und Anwältin zu werden. ©Plan International
Laurita ist fest entschlossen, ihr Studium zu beenden und Anwältin zu werden. ©Plan International
08.03.2021 - von Sarah Koch

Leadership ist die Fähigkeit, eine Vision in die Realität umzusetzen

Die 19-jährige Laurita lebt mit ihrer Familie in den Höhen der Anden, umgeben von Tieren und Natur. Laurita stammt aus einer Kichwa-Gemeinde in Ecuador. Sie ist Teil einer neuen Generation indigener Mädchen und jungen Frauen, die die Konventionen von früher Heirat und Familiengründung ablehnen und neue Möglichkeiten suchen, um ihre Ausbildung und Karrieren voranzutreiben.

Seit Tausenden von Jahren leben indigene Bevölkerungen in den Bergen von Ecuador, wo sie eine Vielzahl von Nutzpflanzen anbauen und Viehzucht betreiben. Aber der Klimawandel bringt schwankende Regenmengen und Temperaturen, sodass viele in die Stadt ziehen müssen, wo sie Arbeit suchen, um ihre Familien zu unterstützen – so auch Lauritas Vater.

Von klein auf hat Laurita ihrer Mutter bei der Hausarbeit geholfen, sich um ihre jüngeren Geschwister gekümmert und bei der Landwirtschaft mitgearbeitet. Nachdem sie ihre morgendlichen Aufgaben erledigt hatte, musste Laurita zehn Kilometer laufen, um zu ihrer Schule zu kommen. Trotz dieser Schwierigkeiten wollte sie unbedingt lernen und mit viel Mühe hat sie die Grundschule mit exzellenten Noten abgeschlossen.

In der weiterführenden Schule erfuhr Laurita zum ersten Mal, dass Plan International mit Kindern und Jugendlichen in ihrer Gemeinde zusammenarbeitet. Sie hatte jedoch kein Interesse an den Projekten, bis sie 2016 eine Plan-Mitarbeiterin traf, mit der sie sich identifizieren konnte.


„Ich sah eine junge indigene Frau, die eins von Plan Internationals Autos fuhr. Ich war sehr überrascht, denn in unserer Gemeinde gibt es solche Frauen nicht, die Auto fahren. In diesem Augenblick sagte ich zu mir selbst: Wenn ich groß bin, möchte ich so sein wie sie. Ich erfuhr, dass ihr Name Fannicita ist. Von da an begann ich, an allen Aktivitäten teilzunehmen, bei denen sie dabei war.“

Bei den Gruppenaktivitäten hatte Laurita großes Interesse daran, mehr über ihre Rechte zu lernen. Sie stach schnell aus der Gruppe heraus, zeigte großes Führungspotential und wurde ein Vorbild für Mädchen in ihrer Gemeinde. Durch ihr Talent als Fürsprecherin und Aktivistin wurde sie zur Jugendvertreterin ihrer Stadt gewählt.

Laurita hat einen Plan für ihr Leben entwickelt und studiert nun Jura an der Universität. Obwohl es bedeutete, ihre Familie, das Landleben, ihren gewohnten Alltag und ihre geliebten Berge zu verlassen, hat sie sich an ein neues Leben in der Stadt angepasst. „Als meine Mutter und meine Familie wieder nach Hause gingen und mich allein in meinem neuen Zimmer zurückließen, konnte ich meine Tränen nicht zurückhalten. In dem Moment wollte ich ihnen hinterherlaufen, aber ich konnte Kraft aus meinem Plan schöpfen, und bin stark geblieben“, erzählt Laurita. Das erste Semester ihres Studiums hat sie inzwischen erfolgreich abgeschlossen.

Im März 2020 unterbrach jedoch die Corona-Pandemie den Präsenzunterricht und zwang sie, wieder nach Hause zurückzukehren und ihr Studium online weiterzuführen. Um sich die Gebühren für mobile Daten leisten zu können, arbeitet sie nebenbei wieder mit ihrer Mutter auf dem Feld. „Wenn ich zuhause keinen Empfang habe, muss ich frühmorgens auf einen Hügel klettern, um an meinen Vorlesungen und Seminaren teilnehmen zu können. Wenn ich meinen Unterricht verpasse, muss ich ein Semester wiederholen, und das will ich auf jeden Fall vermeiden“, erklärt Laurita.

Den Herausforderungen der Pandemie zum Trotz konzentriert sie sich auf ihre Ausbildung. Sie möchte Anwältin werden, um Menschen in Not zu helfen. „Mein Traum ist es, jedem Menschen helfen zu können, der nicht die finanziellen Mittel für einen Rechtsbeistand hat. Und ich möchte dazu beitragen, dass sich meine Gemeinde weiterentwickelt, damit Kinder und Jugendliche bessere Chancen auf Bildung, Gesundheit, und Jobs haben.“ Motiviert durch ihren Plan und mit der Unterstützung ihrer Familie ist Laurita fest entschlossen, ihr Studium zu beenden und ihr Berufsleben zu starten. „Ich werde meine Ziele erreichen, indem ich einen Schritt nach dem anderen gehe.“

Laurita leitet auch eine Gruppe, die sich für Mitbestimmung, Gleichberechtigung, Werte und Rechte von jungen Menschen einsetzt. Während der Pandemie hat diese Gruppe geholfen, Bildungsaktivitäten für Kinder zu organisieren, die zuhause keinen Internetzugang haben. „Ich suche immer nach Möglichkeiten, meine Erfahrungen mit anderen Menschen zu teilen und ihnen zu helfen, ihre Ziele zu verwirklichen“, sagt sie. „Leadership ist die Fähigkeit, eine Vision in die Realität umzusetzen.“