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01.05.2019 - von Plan Redaktion

Zwischen Fridays for Future und Klimafinanzierung

Aktuell gehen weltweit junge Menschen im Rahmen der "Fridays for Futures" Bewegung auf die Straßen, um für mehr Handeln gegen den Klimawandel und die Bewahrung unseres Planeten und unserer Zukunftsperspektiven zu protestieren. Laut einer Studie des World Economic Forums von 2017 ist der Klimawandel weltweit eine der größten Sorgen Jugendlicher noch vor Terrorismus, Krieg, Armut und Arbeitslosigkeit.

Klimawandel ist ein wichtiges und drängendes Thema. Es geht um Menschenrechte der Menschen, die von den Konsequenzen des Klimawandels betroffen sind, um biologische Vielfalt von Tier- und Pflanzenarten, um Ernährungssicherheit, um Gesundheit, um wirtschaftliche Effektivität, um unsere Zukunft.  

Ohne eine Begrenzung der Treibhausgase könnte die Erderwärmung bis 2100 um 4°C oder sogar mehr ansteigen. 4°C hört sich vielleicht nicht gerade viel an, aber tatsächlich hätte eine solche Erwärmung fatale Folgen. In einem offenen Brief an die Kohlekomission des deutschen Bundestags, den auch die Jugendvertreterin aus dem Jugendbeirat von Plan International Deutschland e.V. Béatrice unterzeichnet hat, schreibt "Fridays for Future" gemeinsam mit vielen Jugend-Organisationen, die sich ihnen angeschlossen haben:

„Der Sonderbericht des Weltklimarates zeigt, dass lediglich elf Jahre bleiben, um die verheerendsten Folgen der Erderwärmung abzuwenden. Dafür ist ein Kohleausstieg ab 2020 unverzichtbar. Sowohl das Fraunhofer-Institut für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik als auch das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung haben in unabhängigen Studien im vergangenen Jahr bekräftigt, dass durch eine schnelle Abkehr von der Braunkohle die deutschen Klimaziele der Jahre 2020 und 2030 noch einzuhalten wären. Wenn die planetaren Grenzen jedoch überschritten, und tausende Arten ausgestorben sind, ist es für kommende Generationen bereits zu spät: Um das noch abzuwenden, braucht es nun echte Taten“.

Auch wenn Deutschland in den letzten Jahren auch immer häufiger von Folgen des Klimawandels wie zum Beispiel extremen Wetterereignissen und langen Hitzeperioden betroffen wurde, sind es meist andere Regionen der Welt, die stärker unter den Folgen des Klimawandels leiden – auch wenn sie weniger dazu beigetragen haben. Das Bundesumweltministerium schreibt: „Die zehn am stärksten von Wetterextremen betroffenen Länder sind Entwicklungsländer. Insbesondere dort gefährdet der Klimawandel die Lebensgrundlagen vieler Menschen, die von der klimasensiblen Landwirtschaft abhängen. Dadurch verschärft der Klimawandel soziale Ungleichheiten und birgt die Gefahr gewaltsamer Konflikte und verstärkter Migrationsbewegungen“. 

Deutschland war in den letzten zwei Jahrhunderten von fossilen Brennstoffen abhängig und hat seit Beginn der Industrialisierung fast 5% zur Erderwärmung beigetragen – obwohl die Bevölkerung Deutschlands nur ca. 1% der Weltbevölkerung ausmacht. Die deutschen CO2-Emissionen pro Person liegen mit etwa 9,6 Tonnen weit über dem globalen Durchschnitt von 4,9 Tonnen (Daten von 2015). Zudem sollte berücksichtigt werden, dass ein wichtiger Teil der CO2-Emissionen in sogenannten "Schwellenländern" auf die Produktion von Gütern entfällt, die dann für den Konsum in Industriestaaten exportiert werden: Dies miteingerechnet steigen die CO2-Emissionen pro Kopf in Deutschland sogar um weitere 11 Tonnen über den globalen Durchschnitt an.

Industriestaaten wie Deutschland haben deshalb eine besonders große Verantwortung, zur Begrenzung der Erderwärmung beizutragen. 1992 verpflichteten sich deshalb die Industriestaaten in der UN-Klimarahmenkonvention (UNFCC), die sogenannten "Entwicklungsländer" darin zu unterstützen die Lasten des Klimawandels zu tragen. Die UNFCC wurde von 196 Ländern und der EU angenommen (Daten 2017).

Seit 1995 werden jährlich Konferenzen der Staaten, die die UNFCC angenommen haben, abgehalten. Zwei Jahre später wurde das sogenannte Kyoto-Protokoll unterzeichnet, benannt nach der Stadt in Japan, in der die damalige Klimakonferenz stattfand. Dieses Kyoto-Protokoll war ein wichtiger Meilenstein im Kampf gegen den Klimawandel, weil sich in diesem internationalen Vertrag erstmals Staaten zu verbindlichen Zielen verpflichteten, ihre Emissionen zu reduzieren. Bei der Klimakonferenz 2015 in Paris wurde dann ein Nachfolge-Vertrag für das Kyoto-Protokoll ausgehandelt, der ebenfalls verbindliche Emissions-Reduzierungs-Ziele hat.

Auf der Konferenz 2009 in Kopenhagen, haben die Industriestaaten dann versprochen,  dass sie ab 2020 jährlich 100 Milliarden Dollar für Klimafinanzierung aufzubringen. Bei diesem Versprechen geht es auch darum, die Lasten des Klimawandels zwischen den Industriestaaten, die zu den Hauptverursachern des Klimawandels in seiner heutigen Form zählen und den sogenannten Entwicklungsländern, die meist stärker an den Folgen leiden, gerechter zu verteilen. Die Ziele dieser Klimafinanzierung sind die Unterstützung der sogenannten Entwicklungsländer bei der Vermeidung von Emissionen und dem Schutz des Regenwalds, ebenso bei nötigen Anpassungsmaßnahmen an die Folgen des Klimawandels. Die Industriestaaten kommen diesem Versprechen allerdings mit recht wenig Motivation nach.

Sie rechnen die Klimafinanzierung so weit wie möglich auf die Entwicklungshilfe an, zu der sie sich sowieso verpflichtet haben, jedes Jahr 0,7% ihres Bruttonationalprodukts dafür auszugeben. Das heißt, sie geben letztendlich nicht wirklich mehr Unterstützung sondern verrechnen diese nur unterschiedlich. Viele Entwicklungsländer dagegen fordern, dass die Klimafinanzierung unabhängig von der Entwicklungshilfe gegeben wird und argumentieren damit, dass der Klimawandel zusätzliche Belastungen mit sich bringt, wie zum Beispiel den Wiederaufbau von durch extreme Wetterereignissen zerstörte Infrastruktur. Leider finden sie bei den Industriestaaten nur wenig Gehör.

Ein weiteres Problem ist, dass die Industriestaaten, häufig private Investitionen von Investorinnen und Investoren aus ihrem Land in das 100-Milliarden-Versprechen einrechnen und den Anteil, der tatsächlich aus öffentlichen Mitteln bezahlt wird, nochmal verringern. 

Es wird also gespart, wo möglich – eine schlechte Strategie, wenn es zum Klimawandel kommt.  Denn wenn jetzt nicht entschiedener gegen den Klimawandel vorgegangen wird, reichen die bisherigen Bemühungen nicht um die Erderwärmung unter 1,5 °C und auch nicht unter 2 °C zu halten, was sehr wichtig wäre um zumindest die schlimmsten Folgen des Klimawandels zu verhindern. Und je höher die Erderwärmung umso teurer sind auch die Anpassungsmaßnahmen an die Folgen des Klimawandels und die Kosten die durch zum Beispiel extreme Wetterereignisse entstehen. Diese Kosten würden bei Weitem übersteigen, was im Moment dafür ausgegeben werden müsste, um den Klimawandel effektiv zu bekämpfen.

Bei der Klimakonferenz 2015 in Paris bekannten sich die Industriestaaten noch einmal zu dem 100-Milliarden-Versprechen. Nun müssen diesen Worten auch echte Taten folgen.

Text: Lara W. aus dem Plan-Jugendbeirat 

Quellen:

https://www.klimafakten.de/meldung/schuelerstreik-fridaysforfuture-kommt-jetzt-die-grosse-klimabewegung

https://www.bmu.de/fileadmin/Daten_BMU/Pools/Broschueren/klimaschutz_in_zahlen_2017_bf.pdf

https://fridaysforfuture.de/wp-content/uploads/2019/02/Offener-Brief-kohlekommission.pdf

https://www.bmu.de/fileadmin/Daten_BMU/Pools/Broschueren/klimaschutz_in_zahlen_2017_bf.pdf

https://www.bmu.de/fileadmin/Daten_BMU/Pools/Broschueren/klimaschutz_in_zahlen_2017_bf.pdf

https://www.bmu.de/fileadmin/Daten_BMU/Pools/Broschueren/klimaschutz_in_zahlen_2017_bf.pdf

https://www.bmu.de/download/klimafinanzierung-das-100-milliarden-dollar-versprechen/

https://www.deutscheklimafinanzierung.de/einfuehrung-klimafinanzierung-aus-deutschland/