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Drei Frauen, von hinten sichtbar, gehen mit schweren Wasserkanistern auf den Rücken durch eine wüstenähnliche Landschaft
Drei Frauen aus der äthiopischen Region Tigray erreichen das Nachbarland Sudan. © Plan International
03.02.2021 - von Marc Tornow

Wenn Überleben von humanitärer Hilfe abhängt

Zwischen Corona-Pandemie und Heuschreckenplage ist Äthiopien mit weiteren humanitären Krisen konfrontiert. Gewaltsame Konflikte schwelen unter anderem rund um die nördliche Region Tigray. Plan International beteiligt sich dort an der humanitären Hilfe.

Mehr als 2,25 Millionen Menschen benötigen allein in den nördlichen Regionen Tigray sowie Amhara und Afar in Äthiopien humanitäre Unterstützung. Das ist das Ergebnis einer gemeinsam von der äthiopischen Regierung und Hilfsorganisationen wie Plan International durchgeführten Situationsbewertung. Lebensmittel sind knapp und nur lokal produzierte Erzeugnisse erhältlich. Infrastruktur wie Schulen, Krankenhäuser und Verwaltungsgebäude muss wiederhergestellt werden, weil viele dieser Bauten geplündert und beschädigt wurden.

Nothilfemaßnahmen

Plan International hat für 23.200 Begünstigte in der Region essenzielle Hilfsgüter beschafft. In den kommenden Tagen werden Seife, Atemschutzmasken, Wasserbehälter sowie kleine Solarpanels und -lampen verteilt. Parallel sind weitere umfassende Hilfsprojekte in Vorbereitung. Plan-Teams führen diesbezüglich unter anderem im Norden Äthiopiens eine detaillierte Bedarfsanalyse durch. Denn mehr als 4,5 Millionen Menschen sind dort auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen. Außerdem fehlt es an Schutzeinrichtungen für Kinder – insbesondere Mädchen.

Die als „humanitäre Katastrophe“ eingestufte Situation in Tigray hatte ihren Ausgangspunkt Anfang November 2020. Nach Auseinandersetzungen zwischen den Verteidigungskräften der äthiopischen Bundesregierung und den Truppen der Tigrayschen Volksbefreiungsfront (TPLF) waren unter anderem rund 56.000 Menschen in das Nachbarland Sudan geflohen.

Die aktuelle Situation

Neben der prekären Versorgungslage mit Nahrungsmitteln haben die meisten Menschen in Tigray auch keinen Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen. Nur fünf von 40 Krankenhäusern in der Region sind derzeit erreichbar. Abgesehen von den Hospitälern in der Regionalhauptstadt Mekele sind die übrigen Einrichtungen geplündert und/oder zerstört. Ausbleibende Gehaltszahlungen für medizinisches Personal haben außerdem dazu geführt, dass die Gesundheitsversorgung weitgehend eingestellt wurde.

Dagegen wird die Versorgung mit Strom, Telekommunikation und Bankdienstleistungen allmählich wieder aufgenommen. Die Mehrheit der vertriebenen Menschen ist zudem in ihre Häuser zurückgekehrt oder dabei dies zu tun. Viel Hab und Gut, das auf der Flucht nicht mitgenommen werden konnte, wurde jedoch während des Konflikts geplündert oder zerstört.

Weitere Krisenherde

Nach ethnischen Spannungen kam es auch im Westen Äthiopiens zu Gewaltausbrüchen. In Metekel – Region Benishangul Gumuz – wurden Dutzende Menschen getötet, darunter auch humanitäre Helfende. Tausende Familien sind auf der Flucht. Plan International bereitet die Eröffnung eines Büros in der Metekel-Zone vor, um den Binnenvertriebenen effektiver helfen zu können. Parallel setzt sich eine Heuschreckenplage fort, die im Januar 2020 in Ost-Afrika begann. Die Insekten bedrohen abermals die Ernten und damit die Lebensgrundlagen im Land.