Krisen verschärfen Ungleichheiten
Warum ist das so? Krisensituationen verschärfen bereits bedrohliche Verhältnisse und bestehende Ungleichheiten. Weil Mädchen und Frauen weltweit in vielen Lebensbereichen benachteiligt sind, leiden sie als erste und am stärksten unter wirtschaftlichen und sozialen Folgen von Krisen: Sie werden vermehrt Opfer von sexualisierter Gewalt, zudem sind Mädchen die ersten, die nicht mehr zur Schule gehen und – wenn überhaupt – die letzten, die ihre Bildung nach einer Krise wieder fortsetzen können.- Frauen verlieren potenziell häufiger ihre Jobs und haben weniger Erspartes, auf das sie zurückgreifen könnten, sodass sie schneller in Armut und Abhängigkeiten rutschen als Männer. So sind Mädchen und Frauen nicht nur von den akuten Auswirkungen der Corona-Krise am meisten bedroht. Sie werden auch langfristig am meisten unter den Folgen der Pandemie leiden.
Rückschritt in der Rollenverteilung
In Deutschland hat die Corona-Krise besonders zu einem Rückschritt in der familiären Rollenverteilung von Frau und Mann geführt: Über 20 Prozent der ohnehin schon weniger arbeitenden Mütter haben in der Krise ihre Arbeitszeit reduziert oder gar aufgegeben und umso mehr Zeit in unbezahlte Care-Arbeit wie Kinderbetreuung, Haushalt und Pflege von Angehörigen investiert. Währenddessen bleibt bei den Vätern auch im Homeoffice oder in Kurzarbeit häufiger alles beim Alten: Sie treten deutlich seltener zurück, um Care-Arbeit zu übernehmen, und bleiben in ihrem Arbeitsleben.
Gleichberechtigung beseitigt Armut
Das macht Mut. Denn die Forderung nach echter Gleichberechtigung, die in Deutschland und anderen Industrienationen des globalen Nordens wie ein „Luxusproblem“ klingt, ist eine wichtige Voraussetzung dafür, extreme Armut weltweit zu beenden und gemeinsam eine gerechtere Welt für alle zu schaffen.
Insbesondere in Ländern des globalen Südens, zu denen die meisten Programmländer zählen, in denen Plan International arbeitet, haben Mädchen und Frauen allerdings häufig schlechtere Chancen und schlechteren Zugang zu Ressourcen wie Bildung, Nahrung, Wasser, Hygiene oder menschenwürdiger, bezahlter Arbeit. Grund dafür sind patriarchale Machtstrukturen und überkommene Normen – ihre Väter und später Ehemänner haben oft die Macht über sie, sodass sie nicht selbst und frei über ihr Leben bestimmen können. So können viele Mädchen und Frauen auf der Welt ihre Rechte nicht wahrnehmen, weil man glaubt, sie seien weniger Wert als Jungen und Männer. Die Folgen sind ungleiche Bildungschancen, geschlechterbasierter Gewalt, Kinder-, Früh- und Zwangsheirat, Frühschwangerschaften, Genitalverstümmelung, und eben auch, dass Frauen in Politik und Wirtschaft unterrepräsentiert sind.