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Heute kann Gris für sich und ihren Sohn den Lebensunterhalt sichern. © Plan / Christina Frickemeier
Heute kann Gris für sich und ihren Sohn den Lebensunterhalt sichern. © Plan / Christina Frickemeier
08.01.2018 - von Christina Frickemeier

Das Ende ist oft erst der Anfang

Eine junge Mutter hält ihren schlafenden Sohn im Arm. Sie heißt Gris und ist Mitglied einer Schneiderinnengruppe. Ihr Sohn heißt James Deus und ist drei Jahre alt. Gris war erst 16, als sie ihn bekam. In Tansania ist das nicht ungewöhnlich: Viele Mädchen werden schon als Teenager schwanger, manche bereits mit 13 oder 14.


Ich treffe Gris bei einem Besuch im Plan-Programmgebiet Mwanza. Zwischen 2013 und 2015 nahmen dort mehrere junge Frauen an einem Projekt teil, das alternative Einkommensmöglichkeiten schafft. Viele entschieden sich dafür, Nähen und Schneidern zu lernen. Bereits während des Projekts gaben sie ihr Wissen auch an andere Mädchen und junge Frauen, die nicht direkt am Projekt beteiligt waren, weiter. So entstand die Schneiderinnengruppe Loliondo, zu der neben zehn Frauen inzwischen auch zwei Männer gehören.

Für Gris war die Gruppe eine Chance. Sie war ein neuer Anfang, nachdem sie schwanger geworden war und die Sekundarschule deshalb verlassen musste. Den Vater des Jungen kannte sie schon länger. Es war ein Junge aus ihrer Schule. Als sie schwanger wurde, wollte er jedoch nichts mehr von ihr wissen.

Gris wusste, dass die Schwangerschaft das Ende ihrer Schulausbildung bedeuten würde und war sehr unglücklich. Durch eine Plan-Mitarbeiterin, die in ihrem Dorf regelmäßig die Familien besucht, erfuhr sie von Loliondo. Die Gruppe bot ihr die Möglichkeit, etwas zu lernen, was ihr Spaß machte und womit sie Geld verdienen konnte. Heute ist Gris stolz auf ihre Unabhängigkeit.

 

Die Frauen und Männer der Schneiderwerkstatt sind kreativ, wenn es darum geht, Geld zu verdienen. Zurzeit besitzen sie sechs Nähmaschinen, aber es sollen noch mehr werden. Sie schneidern nach Auftrag und nach eigenen Entwürfen, die sie in ihrem kleinen Geschäft verkaufen. Einige von ihnen, die sich besonders gut aufs Handeln verstehen, sind oft auf dem Markt. Dort verkaufen sie Selbstgeschneidertes, aber auch Kleidung, die sie zuvor günstig eingekauft haben. So ist inzwischen ein lukratives Geschäft entstanden. Jeden Freitag ist Zahltag, dann werden die Gewinne unter allen Mitgliedern gleichmäßig aufgeteilt. Außerdem hat die Gruppe einen eigenen Sozial-Fonds gegründet, in den sie jede Woche etwas einzahlen und aus dem sie in Notfällen Geld nehmen können. Wenn zum Beispiel ein Mitglied krank wird und der Arzt bezahlt werden muss.

Sechs der Mitglieder von Loliondo haben Kinder, zwei sind verheiratet. Der Verdienst aus der Schneiderei hilft ihnen, für sich und ihre Familien den Lebensunterhalt zu sichern. Ihr Traum ist es, ein Unternehmen zu gründen und größere Aufträge zu erhalten. Einen haben sie schon: Neben den Nähmaschinen liegen Schuluniformen für die Kinder der nahegelegenen Grundschule.