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Toni Garrn, Botschafterin von Plans Because I am a Girl-Bewegung, zusammen mit Maike Röttger, Vorsitzende der Geschäftsführung, und internationalen Teilnehmerinnen auf der UN-Frauenrechtskonferenz.
Toni Garrn, Botschafterin von Plans Because I am a Girl-Bewegung, zusammen mit Maike Röttger, Vorsitzende der Geschäftsführung, und internationalen Teilnehmerinnen auf der UN-Frauenrechtskonferenz.
14.03.2018 - von Anne Rütten

62. Weltfrauenkonferenz: Männer im Kampf gegen Kinderheirat

Um zu verhindern, dass Mädchen bereits im Kindesalter verheiratet werden, müssen wir Jungen und Männer mit ins Boot holen - das forderte Plan-Geschäftsführerin Maike Röttger bei der Weltfrauenkonferenz in New York. Auch Toni Garrn, Botschafterin von Plans Because I am a Girl-Bewegung, war bei dem Side-Event dabei und plädierte für einen geschlechterübergreifenden Lösungsansatz.

Auf der jährlichen Konferenz der UN-Frauenrechtskommission (Commission on the Status of Women - CSW), die vom 12. bis 23. März in New York stattfindet, diskutieren Frauen aus der ganzen Welt über die Gleichstellung der Geschlechter und die Förderung von Mädchen- und Frauenrechten. Plan International ist in diesem Jahr Teil der deutschen Regierungsdelegation und hat dort zusammen mit dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend einen Side-Event zum Thema "Maßnahmen zur Verhinderung von Kinderheirat" veranstaltet.

Um im Kampf gegen Frühverheiratung nachhaltige Veränderungen zu bewirken, fordert Maike Röttger, Geschäftsführerin von Plan International Deutschland, beide Geschlechter mit einzubeziehen. "Wenn wir Kinderheirat bekämpfen wollen, müssen wir auch die Jungen und Männer mit ins Boot holen", betonte sie in ihrer Rede, die sie vor internationalen Vertreterinnen aus Politik, Wirtschaft und Entwicklungszusammenarbeit hielt. An der Paneldiskussion nahmen zusammen mit Maike Röttger auch Elke Ferner vom Bundesfamilienministerium, Beatrice Savadaye, Menschenrechtsaktivistin aus Simbabwe, Johanna Klotz vom Bundesentwicklungsministerium, Nyaradzayi Gumbonzvanda, Botschafterin der Organisation African Union, Auxilia Ponga vom Ministerium für Gleichstellung und Kindesentwicklung in Sambia sowie Moderatorin und UN-Women-Repräsentantin Letty Chiwara teil.

Weltweit sind 70 Millionen Mädchen von Frühverheiratung betroffen, die meisten von ihnen leben in Asien oder Afrika. In Niger beispielsweise werden 3 von 4 Mädchen vor ihrem 18. Geburtstag verheiratet. Viele sind zum Zeitpunkt der Hochzeit noch nicht einmal 15 Jahre alt. Die Folgen sind gravierend: Sie müssen die Schule verlassen, werden meist sehr früh schwanger, erleben häufig Gewalt und haben keine Chance auf ein eigenes Einkommen.

Die Gründe dafür, warum Mädchen so früh verheiratet werden, sind vielschichtig: In Zeiten von Krisen oder Krieg sehen Eltern darin häufig den einzigen Weg, ihre Töchter zu "schützen". Auch Armut kann ein Auslöser sein. In vielen Fällen jedoch geschieht es aufgrund von tief verwurzelten traditionellen Vorstellungen und Praktiken.

Insgesamt haben bereits 32 afrikanische Länder Gesetze verabschiedet, die das Mindestalter für die Eheschließung auf 18 Jahre oder älter festlegen. Das Problem löst das jedoch noch nicht. Aufgrund fehlender Geburtsurkunden lässt sich das Alter der Mädchen oft gar nicht feststellen. Außerdem werden Kinderehen oft nicht auf offiziellem Weg, sondern nach traditionellen Rechten geschlossen.

Gesetze allein reichen deshalb nicht aus. Vielmehr müssen soziale Normen und Werte verändert werden, die dazu führen, dass Mädchen im Kindesalter verheiratet werden. "Nur wenn Jungen und Männer ein Teil der Bewegung werden, werden Millionen von Mädchen auf der Welt endlich die Chance auf ein selbstbestimmtes Leben haben", betont Maike Röttger.

Toni Garrn, Botschafterin von Plans Because I am a Girl-Bewegung, war ebenso bei dem Side-Event dabei und plädierte für einen Lösungsansatz, der nicht nur Frauen mit einschließt. "Mädchen und Jungen, Väter und Mütter, Familien und Gemeinden - alle müssen daran mitwirken, dass sexistische Normen, die die Ursache für Geschlechterungleichheit und Kinderheirat sind, abgeschafft werden. Wir müssen alle gemeinsam an einer Lösung arbeiten." Die 25-Jährige engagiert sich mit ihrer Stiftung, der Toni Garrn Foundation, zusammen mit Plan für die Stärkung und Bildung von Mädchen. "Frühverheiratung ist einer der häufigsten Gründe, warum Mädchen die Schule abbrechen müssen", sagt sie.

Mit unserem Programm "Champions of Change" bilden wir von Plan International Jungen und Mädchen gemeinsam zu Botschaftern für die Gleichberechtigung aus und setzen uns dafür ein, dass traditionelle Rollenbilder aufgebrochen werden. Die Jugendlichen lernen, wie sie sich gegen Gewalt, Diskriminierung und Stereotype wehren können und dass Männer und Frauen die gleichen Rechte haben. In anderen Programmen arbeiten wir mit Vätern zusammen, um sie über die negativen Auswirkungen von Kinderheirat aufzuklären. Lehrer und Fußballtrainer schulen wir darin, wie sie sich aktiv für Gleichberechtigung einsetzen können - zum Beispiel indem sie Mädchen durch Sport ermutigen, für ihre Rechte einzutreten.