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Die Covid-19-Pandemie gefährdet die Bildung von vier Millionen Mädchen in der Sahel-Zone, da sie durch Schulschließungen nicht zur Schule gehen können. ©Plan International/Mike Goldwater
Die Covid-19-Pandemie gefährdet die Bildung von vier Millionen Mädchen in der Sahel-Zone, da sie durch Schulschließungen nicht zur Schule gehen können. ©Plan International/Mike Goldwater
20.10.2020 - von Sascha Balasko

Plan International Deutschland fordert mehr Unterstützung für die Sahel-Zone

Geberkonferenz in Kopenhagen: Plan-Geschäftsführerin Maike Röttger plädiert dafür, Mädchen und Frauen stärker in den Blick zu nehmen

Anlässlich der internationalen Geberkonferenz für die Sahel-Zone fordert Plan International Deutschland die Bundesregierung auf, den Rechten und Bedürfnissen heranwachsender Mädchen in der afrikanischen Krisenregion mehr Beachtung zu schenken. „Die Bundesregierung muss Mädchen und Frauen in den Fokus ihres humanitären Engagements in der Sahel-Zone rücken und hierfür sowie für die gesamte vergessene Krise in der Region ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung stellen“, sagt Maike Röttger, Vorsitzende der Plan-Geschäftsführung.  

Mädchen und Frauen müssten bei der Erstellung, Umsetzung und Evaluierung von humanitären Maßnahmen und Prozessen beteiligt werden, so Maike Röttger weiter. „Schließlich sind sie es, die ihre Bedürfnisse, Herausforderungen und Gefährdungen am besten kennen.“ Mädchen und Frauen würden in der Sahel-Region ohnehin schon traditionell diskriminiert. „Die exzessive Zunahme von Vertreibung, Gewalt und Terror in der Region sowie die Folgen der Corona-Pandemie verstärken diesen Zustand. Mädchen und junge Frauen gehen noch weniger zur Schule und sie werden Opfer von häuslicher Gewalt sowie Zwangsverheiratungen. Das wird leider zu häufig übersehen.“

Die Pandemie erhöht das Risiko von Mädchen, Opfer von schädlichen traditionellen Praktiken zu werden: In den am stärksten vom Konflikt betroffenen Gebieten in Mali, haben 92 Prozent der Mädchen unter 14 Jahren Genitalverstümmelungen erlitten. Auch die Zahlen der Kinder-, Früh- und Zwangsverheiratungen sowie Kinderschwangerschaften in den Sahel-Ländern gehören zu den höchsten der Welt. Allein in Mali heiratet jedes zweite Mädchen minderjährig, knapp jedes fünfte ist bei Beginn der Ehe noch keine 15 Jahre alt. Durch eine Überlastung von Gesundheitssystemen wächst die Gefahr, dass Schwangerschaften und Geburten nicht ausreichend medizinisch begleitetet werden. Die Müttersterblichkeit ist die häufigste Todesursache bei heranwachsenden Mädchen und jungen Frauen.  

In den vergangenen Jahren wurden Tausende Schulen geschlossen. Eltern halten ihre Töchter auch aus Angst um deren Sicherheit zuhause, statt sie zur Schule zu schicken. Durch die Covid-19-Pandemie können in der Sahel-Zone vier Millionen weitere Mädchen nicht zur Schule gehen. Dabei sind diese Einrichtungen wichtige Schutzräume, in denen Mädchen neben Bildung erfahren, wie sie Zugang zu modernen Verhütungsmitteln bekommen. Sie können sich dort auch vernetzen und bekommen Unterstützung, wenn ihnen zum Beispiel Frühverheiratung droht.

Am 20. Oktober findet in Kopenhagen eine von Dänemark, Deutschland, der EU sowie den Vereinten Nationen organisierte Geberkonferenz für die Sahel-Zone statt. Im Grenzgebiet von Burkina Faso, Mali und Niger spielt sich eine der weltweit größten humanitären Krisen ab. Fast 1,6 Millionen Menschen sind vertrieben worden. Das entspricht einem Anstieg von mehr als 150 Prozent in weniger als zwei Jahren. In den letzten sechs Monaten der COVID-19 Pandemie ist die Ernährungsunsicherheit auf ein noch nie dagewesenes Niveau angestiegen: 5,5 Millionen Menschen leiden unter Nahrungsmittelknappheit. Insgesamt sind nach Bundesangaben rund 12,6 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen.

 

 


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