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Kathrin Hartkopf, Sprecherin der Geschäftsführung
Kathrin Hartkopf, Sprecherin der Geschäftsführung (Foto: Jenner Egberts)
29.03.2021 - von Bastian Borregaard

Plan fragt: Kathrin Hartkopf, neue Sprecherin der Geschäftsführung

Kathrin Hartkopf, bisherige Geschäftsführerin der Stiftung Hilfe mit Plan, wurde vom Vorstand von Plan International Deutschland zur Sprecherin der Geschäftsführung bestellt und hat diese Aufgabe am 1. April übernommen. Sie folgt Maike Röttger, die zehn Jahre lang die Vorsitzende der Geschäftsführung war. Unter der Führung von Maike Röttger gelang es Plan International Deutschland, die kindorientierte Gemeindeentwicklung zu optimieren und weltweit nachhaltige Erfolge in der Entwicklungszusammenarbeit und Humanitären Hilfe zu leisten, mit einem klaren Fokus auf Kinder, insbesondere Mädchen. Diese Erfolgsgeschichte möchte Kathrin Hartkopf nun fortsetzen.

Kathrin, wie hast Du die Nachricht aufgenommen, dass Du neue Sprecherin der Geschäftsführung von Plan International Deutschland werden sollst?

Ich habe mir die Entscheidung nicht leicht gemacht. Die Stiftung Hilfe mit Plan ist mein Baby. Ich habe sie zusammen mit einem wunderbaren Team aufbauen dürfen und dann 15 Jahre lang geleitet. Aber ich habe mich auch sehr gefreut, dass das Votum des Vorstands für mich so eindeutig ausgefallen ist und ich die Nachfolge von Maike Röttger antreten darf. Ich nehme die neue Aufgabe mit Mut, aber auch Demut an. Es warten komplexe Herausforderungen auf mich, denn die momentanen Zeiten sind nicht einfach. Die Corona-Krise hat starke Auswirkungen auf unsere Projektregionen und dort besonders für Mädchen und Frauen. Unsere Lösungen sind immer innovativ und holistisch.

Weißt Du schon, welche Herausforderungen in den nächsten Jahren besonders wichtig werden?

Ich habe es eben schon gesagt. Die Pandemie wird unsere Arbeit verändern. Einerseits werden wir in einigen Fällen unsere Arbeitsweise verändern müssen, z.B. müssen wir unsere Arbeit noch stärker digitalisieren, zumindest dort, wo es möglich und sinnvoll ist. Andererseits werden wir unsere Ziele an diese neue Situation anpassen müssen. Deshalb haben wir in die im letzten Jahr verabschiedete Dreijahres-Strategie als Schwerpunkt z.B. schon den Wiederaufbau bzw. die Stärkung der Gesundheitssysteme in unseren Partnergemeinden aufgenommen. Diese Aufgabe wird uns nun auf absehbare Zeit begleiten. Das gilt vielleicht noch stärker für das andere Schwerpunktthema unserer Strategie, die Minderung der Auswirkungen des Klimawandels. Und natürlich muss der gesamte internationale Verbund auch auf Trends wie die Urbanisierung oder die schrumpfenden Räume für die Zivilgesellschaft in einigen Ländern reagieren. Wie bisher auch, werden wir unter meiner Führung alle Entwicklungen im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit genau beobachten. Wir werden nicht auf jeden Trend aufspringen, sondern genau überlegen, was wir gut machen, wie wir unsere Wirkung steigern können und wo Plan im Konzert der zivilgesellschaftlichen Akteure einen Mehrwert bringen kann.

Wird sich unter Deiner Führung die politische Arbeit von Plan International verändern?

Auch in Zukunft werden wir die Erkenntnisse und Daten aus unserer Arbeit in den Gemeinden dazu nutzen, Missstände zu belegen und Lösungsansätze vorzuschlagen. Diese Erkenntnisse sind eigentlich unser größter Schatz. Denn wenn wir uns gemeinsam mit anderen erfolgreich z.B. für ein Verbot der Kinderheirat in der Dominikanischen Republik – wie Anfang dieses Jahres geschehen – einsetzen, dann erreichen wir mit einer Gesetzesänderung oft sehr viel mehr Menschen als mit unserer klassischen Programmarbeit. Dazu gehört auch, dass wir zukünftig noch stärker auf die Jugendlichen in unsere Projekten als Antreiber:innen des Wandels in ihren Gemeinden setzen. Und dafür haben wir auch schon ein gutes Instrumentarium erarbeitet mit unseren sogenannten LEAD-Programmen, die genau das zum Ziel haben. Das ist so wichtig, weil unsere Arbeit so auch langfristig von den Menschen vor Ort getragen und selbständig weitergeführt wird. Das ist so wichtig, weil die Jugendlichen, die wir als Botschafter:innen des Wandels stärken, in ihren Gemeinschaften langfristig zu Führungspersonen werden. Und das ist wichtig, weil die Menschen vor Ort in den Gemeinden vor Ort am besten Gehör finden. So ist unser Engagement wirklich nachhaltig! Ich habe dabei junge Frauen wie Bishnu Chaudary aus Nepal vor Augen. Sie ist eine der ehemaligen Sklavenmädchen, deren Leben sich durch das sogenannte Kamlahari-Programm verändert hat. Wie viele Angehörige ihrer Volksgruppe wurde sie als kleines Mädchen als Haussklavin verkauft. Mit neun Jahren wurde sie befreit, musste jedoch auf dem Feld ihrer Familie arbeiten. Doch unterstützt von Plan International und unseren Stifter:innen kämpfte sie mutig dafür, zur Schule gehen zu können. Vor kurzem hat sie nun ihren Juraabschluss gemacht und möchte sich zukünftig als Anwältin der nepalesischen Regierung für Menschenrechte stark machen. Immer wenn ich mit der mutigen und begeisternden Bishnu spreche, weiß ich, dass sich unser Einsatz lohnt – dass unsere Arbeit wirkt und die Kinder und Jugendlichen ihre Möglichkeiten entfalten lässt.

Das alles gilt aber nicht nur für die politische Arbeit in unseren Partnerländern, sondern auch in Deutschland selbst. Ich möchte unsere enge Zusammenarbeit mit öffentlichen Gebern fortsetzen und das gegenseitige Vertrauen noch weiter ausbauen. Ich werde eng mit dem Jugendbeirat zusammenarbeiten, der unserer Arbeit in Deutschland begleitet. Und wir werden unter meiner Führung weiter auf Herausforderungen und Probleme aufmerksam machen, in dem globalen Süden genauso wie bei uns in Deutschland. Auch hierzulande sind Mädchen und junge Frauen häufig benachteiligt, auch hier müssen die Rechte der Kinder geachtet werden. Wenn ich mir aber z.B. die kürzlich getroffene Entscheidung des Deutschen Bundestages zur Aufnahme der Kinderrechte ins Grundgesetz anschaue, dann bin ich absolut überzeugt, dass wir mit unseren Forderungen auch in Zukunft immer ein offenes Ohr finden werden.