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The cost of menstrual Hygiene
28.05.2021 - von Expert:innnengruppe Gesundheit des Plan-Jugendbeirats

Period Poverty – Ein globales Problem

Menstruationstasse, Tampons oder Binden? Fakt ist, die Menstruation kostet Geld! Laut einer Umfrage der britischen Huffington Post sogar eine ganze Menge. Umgerechnet 540€ gibt eine menstruierende Person im Jahr für Hygieneartikel, Schmerzmedikamente oder neue Unterwäsche aus. Dabei handelt es sich natürlich um einen Durchschnittswert, der sich individuell stark unterscheiden kann. Wie du ganz einfach selbst ausrechnen kannst was dich deine Menstruation kostet oder kosten würde, erfährst du am Ende des Blogbeitrags!

 

Was ist Period Poverty?

Das englische Wort Period Poverty bedeutet übersetzt so viel wie Periodenarmut. Es beschreibt das Phänomen, dass für viele menstruierende Menschen Periodenprodukte zu einer immensen finanziellen Belastung führen beziehungsweise gar nicht mehr leistbar sind. Bei Period Poverty handelt es sich um ein globales, alle Länder betreffendes, Problem. Weltweit haben schätzungsweise 500 Millionen Menstruierende keinen Zugang zu hygienischen Menstruationsprodukten.

In diesem Blogbeitrag geht es auf eine kurze Reise durch vier Länder. Du bekommst einen Einblick wie präsent Period Poverty ist, zu welchen Folgen es führen kann und welche Strategien es gibt, Period Poverty zu beenden.

Unsere Reise beginnt in Deutschland

Period Poverty gibt es doch nicht in Deutschland, denkst du? Oh doch! Auch hier ist Period Poverty ein ernstzunehmendes Problem. In Deutschland sind zum Beispiel menstruierende Personen ohne festen Wohnsitz betroffen. Zwar sind wiederverwendbare Produkte wie zum Beispiel Menstruationstassen oder Periodenunterwäsche auf Dauer günstiger. Doch insbesondere für Menschen ohne festen Wohnsitz keine Alternative, da oftmals die Möglichkeit fehlt, sich regelmäßig die Hände zu waschen und / oder die Menstruationsprodukte zu reinigen. In einigen Städten gibt es bereits Kooperationen zwischen Drogerieläden und Vereinen, die sich gegen Period Poverty einsetzen. In diesen Läden kannst du Hygieneprodukte kaufen und bei Verlassen des Ladens in einer Spendenbox ablegen. Frag doch mal bei deinem Drogerieladen nach!

Auch für Empfänger:innen von Arbeitslosengeld II stellt Period Poverty eine potenzielle Gefahr da. Der Regelsatz für Gesundheitspflege für dieses Jahr liegt bei 17,02€. Von diesem Betrag sollen „Artikel für die persönliche Hygiene, Körperpflege und Sauberkeit“ bezahlt werden. Neben Arztbesuchen, Medikamenten, Zahnpasta, Duschgel und vielem mehr, müssen menstruierende Personen von diesem Geld auch noch Periodenprodukte bezahlen. Denn einen höheren Satz für Menstruierende gibt es nicht! Für viele ein nicht tragbarer Mehrkostenaufwand.

Einen ersten Erfolg im Kampf gegen Periodenarmut gab es dank der Petition „Die Periode ist kein Luxus“. Seit dem 01. Januar 2020 gibt es die „Luxussteuer“ auf Periodenprodukte nicht mehr. Mit Luxussteuer ist gemeint, dass vor 2020 Periodenprodukte wie Binden oder Tampons mit 19% besteuert wurden. Dabei gilt für Produkte des täglichen Gebrauchs ein ermäßigter Satz von 7%.

Doch was wäre, wenn Menstruationsprodukte komplett kostenlos zur Verfügung gestellt würden? Schauen wir uns ein Land an, in dem dies bereits Realität ist.

Weiter geht’s nach Großbritannien-Schottland

Schottland nimmt in Großbritannien sowie weltweit eine Vorreiterrolle ein. Als erstes Land der Welt, stellt es Menstruationsprodukte in öffentlichen Gebäuden wie z.B. Schulen oder Universitäten kostenlos zur Verfügung. Schottland reagiert damit auf die gravierend hohen Zahlen von Period Poverty Betroffenen.

Eine Erhebung von Plan International UK aus dem Jahr 2017 ergab, dass sich in Großbritannien jedes 10. Mädchen bzw. junge Frau im Alter zwischen 14 und 21 keine Menstruationsprodukte leisten konnte. Für 15% stellte der Kauf eine große finanzielle Belastung dar. Dies zeigt, Periodenarmut ist allgegenwärtig. Period Poverty hat einen großen Einfluss auf alle Lebensbereiche der Betroffenen wie z.B. die Schulbildung. So gaben 49% der Befragten an, aufgrund ihrer Menstruation bereits Schultage verpasst zu haben. Doch nicht nur in Großbritannien versäumen menstruierende Jugendliche regelmäßig Schulunterricht. Auch in Uganda stellen hohe Fehlzeiten im Schulunterricht ein großes Problem dar.

Von Schottland weiter nach Uganda

Im Durchschnitt fehlen die Schüler:innen in Uganda während ihrer Menstruation einen bis drei Tage im Monat! Nur etwa 57% aller Mädchen schließen in Uganda die Schule ab. Ein Grund dafür: Die Menstruation.

Ein Paket Binden kostet in Uganda im Schnitt 2US$. Das ist mehr, als ein Drittel der Menschen dort am Tag verdient. Die Folge, viele Jugendliche können sich keine Menstruationsprodukte leisten. Oftmals greifen sie auf Alternativen wie Stoffreste, Socken, Toilettenpapier, Bananenblätter oder Plastiktüten zurück. Diese Materialien sind nicht nur unbequem und ineffizient, sondern oftmals unhygienisch, wodurch ein erhöhtes Infektionsrisiko besteht. Dieses wird insbesondere dann verstärkt, wenn es keinen Zugang zu sauberem Wasser gibt. Oftmals gibt es in Schulen keine sanitären Einrichtungen, in denen z.B. Binden unter sicheren und hygienischen Umständen gewechselt werden können.

Doch nicht nur die finanzielle Belastung und fehlende sanitäre Einrichtungen sind ein Problem. Vor allem die Stigmatisierung und Tabuisierung der Menstruation führt dazu, dass viele menstruierende Jugendliche weltweit sich für ihre Periode schämen. In vielen Ländern der Welt gelten menstruierende Menschen bis heute als unrein. Welche Folgen Stigmatisierung und Tabuisierung der Menstruation haben kann schauen wir uns am Beispiel Indien an.

Unser letzter Stopp-Indien

In Indien ist die Menstruation bis heute stark negativ behaftet. Menstruierende gelten als unrein und über die Menstruation wird und darf nicht gesprochen werden. Dies wird allein dadurch deutlich, dass der Name der bekanntesten Marke für Binden in Indien „Whisper“, übersetzt „Flüstern“ lautet. Vielen menstruierenden jungen Menschen fehlt es oftmals an Wissen über ihre Menstruation. Oftmals ist der Zugang zu qualitativ hochwertigen Informationen schwierig.

Zwischen 100-250 Rupien (umgerechnet 1-3€) kostet eine Packung Binden in Indien.

Für viele Familien sind diese Menstruationsprodukte zu teuer oder die Scham diese zu kaufen ist zu groß. Zudem ist insbesondere in ländlichen Regionen der Zugang zu Hygieneartikel meist stark eingeschränkt. Die Nutzung von Alternativen wie alten und meist dreckigen Stofflumpen sowie das Tabu über Menstruation zu sprechen führt zu großen gesundheitlichen Problemen. So gehen schätzungsweise 70% aller Erkrankungen des Unterleibs bei Frauen auf schlechte Menstruationshygiene zurück. Die Zahl an Gebärmutterhalserkrankungen ist fast doppelt so hoch wie im weltweiten Durchschnitt!

Wir sind am Ende mit unserer Reise! Die Hälfte der Weltbevölkerung menstruiert im Laufe ihres Lebens und noch immer wird über die Menstruation nicht offen gesprochen! Weltweit müssen endlich die nötigen Voraussetzungen geschaffen werden, damit Period Poverty und Stigmatisierung nicht länger das Leben menstruierender Personen einschränkt. Denn Hygiene ist kein Luxus sondern ein Grundrecht!

Zum Abschluss sei noch einmal betont, dass Period Poverty ein globales Problem ist! Stigmatisierung und Tabuisierung der Menstruation kommt auch in Deutschland vor. Wenn du mehr zu der Situation in Deutschland erfahren möchtest, dann schau mal bei plan_jugend auf Instagram vorbei.

Über diesen Link kommst du auf den Menstruationsrechner vom Spiegel https://www.spiegel.de/ausland/menstruationsrechner-so-viel-kostet-ihre-periode-im-lauf-ihres-lebens-a-bba05bb1-016e-400c-b9ac-d0c49cfe10c2

Quellen

https://www.deutschlandfunknova.de/beitrag/periodenarmut-nicht-alle-koennen-sich-binden-tampons-oder-cups-leisten

https://www.spiegel.de/ausland/menstruationsrechner-so-viel-kostet-ihre-periode-im-lauf-ihres-lebens-a-bba05bb1-016e-400c-b9ac-d0c49cfe10c2

https://periodtax.org/map.html#four

https://hartz4widerspruch.de/ratgeber/basic/regelsatz/

https://youngscot.net/news-database/free-period-products-scotland

https://plan-uk.org/media-centre/plan-international-uks-research-on-period-poverty-and-stigma

https://www.plan.de/news/detail/die-stigmatisierung-der-periode-binde-fuer-binde-bekaempfen.html

https://www.andheri-hilfe.de/informieren/gesundheit-ermoeglichen/tabu-menstruation-in-indien/

https://www.dw.com/de/meinung-wann-gibt-indien-frauen-das-recht-auf-ihre-tage/a-55729024