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201506-NPL-33
Plan versucht den Schülerinnen und Schülern durch temporäre Lernbereiche den Zugang zu Bildung zu gewähren. ©Plan
09.07.2015 - von Janina Schümann

Nepal: Die Vorbereitung auf die Monsunzeit

Lotte Claessens, Child Protection in Emergencies Advisor, hat verschiedene Schulen in Sindupalchok besucht.

 

Wenn man in die Berge von Sindupalchok fährt, vergisst man fast, dass genau vor zwei Monaten ein massives Erdbeben fast 90 Prozent des Distriktes verwüstet hat.


Üppige, grüne Felder und Wasserfälle gegen einen hellblauen Himmel lenken meine Aufmerksamkeit für einen Moment ab - bis wir in die von dem Erdbeben fast vollständig verwüsteten Dörfer gelangen.

Beim Village Development Committee (VDC) von Sipapokhari in Sindupalchok stoppen wir das Auto auf einer hügeligen Straße. Zusammen mit unserem Nothilfe-Koordinator und Bildungsspezialisten wandern wir nach unten weiter ins Tal zu den Überresten einer Hauptschule. Es ist einer von den mehr als 100 betroffenen Schulen in diesem Distrikt, von denen mehr als 500 Klassenzimmer beschädigt oder vollkommen zerstört sind. Die Schule ist durch eine rote Flagge markiert. Sie weist darauf hin, dass das Gebäude einsturzgefährdet ist.

Vor Ort treffen wir auf Schülerinnen und Schüler in drei Zelten, welche von der Regierung und verschiedenen Hilfsorganisationen zur Verfügung gestellt wurden. Das ist der vorrübergehende Lernbereich, welcher mit der Unterstützung von Plan und dem lokalen Partner TUKI erbaut wurde. Alte Zink- und Bambusblätter und Planen liefern einen vorübergehenden Unterstand, in denen zwei Schulklassen Platz finden können.

Der Schulleiter begrüßt uns und dankt Plan und TUKI für die Unterstützung. Er erzählte uns, dass die meisten Kinder zurück zur Schule kommen, bis auf die sechs Schülerinnen und Schüler, die während des Erdbebens verunglückt sind.

Er hat heute mehr Schülerinnen und Schüler als vor dem Erdbeben, da sich viele an anderen Schulen anmelden mussten, weil die Schulen bei ihnen in der Nähe geschlossen bleiben. Während ich mich freue, die vielen Schülerinnen und Schüler zurück in der Schule und vor allem spielend und lächelnd zu sehen - ein großer Unterschied zu unserem Besuch vor sieben Wochen, als wir die Dörfer besuchten und die Kinder nur müßig sitzen sahen - wissen wir alle, dass bald eine neue Herausforderung bevorstehen wird. Die Monsunzeit, welche im Juni startet und bis in den September andauern kann, wird heftige Regenschauer mit sich bringen. Sie werden die talseitigen Dörfer und Gemeinden überfluten und damit eine zweite Unterbrechung der Schulen und somit der Bildung vieler Kinder auslösen.

Unsere provisorischen Lernbereiche können vielleicht dem Regen standhalten, aber die beiden Räume bieten nicht annähernd genug Platz für die benötigten sicheren Klassenräume.

Die nächste Schule, die wir besuchen, ist etwas schwieriger mit dem Auto zu erreichen. Uns wurde gesagt, dass dieses Dorf bald gar nicht mehr mit dem Wagen erreichbar sein wird. Dieses Gebiet ist sehr anfällig für Erdrutsche, wenn es jeden Tag intensiv regnet - es ist ein Rennen gegen die Zeit, den Bau der vorübergehenden Lernplätze zum Abschluss zu bringen.

In diesen Gebieten stellt Plan lokale mobile Teams zu Verfügung, die den Kindern und den Eltern in den am schwersten zu erreichen Gebieten die nötige Hilfe leisten. Eine der Schlüsselaktivitäten ist die Vorsorge und Vorbereitung auf die bevorstehende Monsunzeit.

Unser letzter Halt ist eine Sekundarschule, wo wir von fröhlichen Jugendlichen begrüßt werden, als wir ankommen. Der stellvertretende Schulleiter erzählt uns, dass die Mehrheit der Schülerinnen und Schüler immer noch in den rotmarkierten Gebäuden lernen, welche Platz für über 150 Personen bietet.

Plan und seine Partner unterstützen die Schule im Wiederaufbau der als sicher markierten Klassenräume anstatt neue Bereiche zu bauen, denn es ist dort wörtlich gesagt kein Platz für einen Neubau. Die hügeligen Gebiete sind vollkommen bedeckt von den zusammengebrochenen Gebäuden und Schutt.

Wie wir schon an anderen großen Katastrophen gesehen haben, führt eine lange Unterbrechung der Schule oft zu einem dauerhaften Abbruch vieler Schülerinnen und Schüler. Dies steigert die Gefahr der Kinderarbeit, Handel oder anderen traditionellen schädlichen Praktiken wie der Kinderheirat.

Es werden mehr Spenden benötigt, um die vorübergehenden Lernbereiche vollständig zu bauen, vom Schutt zu befreien und die benötigten Materialien zu besorgen. Außerdem werden die mobilen Teams eine bedeutende Rolle in den abgelegten Gebieten spielen, um die Kinder mit der nötigen Unterstützung versorgen zu können.