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Mehr als 116.000 Kinder wurden bereits in Indien durch die Literaturfestivals erreicht. Dort lernten sie unter anderem, geschlechtsspezifische Vorurteile in Büchern zu erkennen. © Plan International
Mehr als 116.000 Kinder wurden bereits in Indien durch die Literaturfestivals erreicht. Dort lernten sie unter anderem, geschlechtsspezifische Vorurteile in Büchern zu erkennen. © Plan International
04.06.2018 - von Plan Redaktion

Literaturfestival für Kinder gegen Geschlechter-Stereotype

Ein Viertel der indischen Jugendlichen kann keinen Text in ihrer Muttersprache flüssig lesen. Viele Kinderbücher weisen zudem geschlechtsspezifische Vorurteile auf. Deshalb veranstaltet Plan International Literaturfestivals für Kinder, die Stereotype bekämpfen und den Kindern den Spaß am Lesen näherbringen sollen.

In Indien gibt es 259 Millionen Schülerinnen und Schüler, die rund 1,5 Millionen Grund- und weiterführende Schulen besuchen.* Obwohl die Regierung kostenlose Schulbücher verteilt, können laut einer aktuellen Studie** 25 Prozent der Kinder im Alter von 14 bis 18 Jahren keinen Text in ihrer eigenen Sprache flüssig lesen und 47 Prozent der 14-Jährigen können keinen einfachen englischen Text lesen.

Da immer weniger Kinder lesen und die meisten Kinderbücher und literarischen Werke geschlechtsspezifische und andere Stereotype aufrechterhalten, hat Plan International Literaturfestivals für Kinder initiiert. So sollen die Freude am Lesen gefördert und die Kinder dazu ermutigt werden, die Rolle der Geschlechter in Lehrbüchern, Geschichten und Bildern zu überdenken.

Vorurteile erkennen

Das erste Festival fand in Lucknow im Bundesstaat Uttar Pradesh statt. 250 Kinder konnten dort ihre Erfahrungen miteinander teilen und lernen, wo sie qualitative Literatur erhalten und wie sie geschlechtsspezifische Vorurteile in den Texten oder Bildern erkennen. Die Kinder erhielten außerdem einige Bücher, die sie in ihre Schulen mitnehmen können. Davon profitieren auch ihre Gemeinden, da es so mehr Lesestoff gibt und auch weitere Kinder besser ausgebildet werden können.


„Kinder haben der Gesellschaft viel zu bieten. Dieses Festival war eine gute Möglichkeit für uns, unsere Talente zu zeigen, mehr über die Rechte von Mädchen zu lernen und zu erfahren, wie wir Geschlechterstereotype bewältigen können, sogar in Büchern. Wenn wir die Chance bekommen, können wir alles tun. Wir können Gedichte oder Aufsätze schreiben, malen, tanzen und singen. Und wir können geschlechtsspezifische Diskriminierung bekämpfen“, sagt ein Mädchen, das an dem Festival teilgenommen hat.

Eigene Geschichten mit positivem Rollenbild

Bisher wurde das Literaturfestival in neun weiteren Staaten in Indien veranstaltet. So wurden mehr als 116.000 Kinder in 776 Schulen erreicht. Um das Interesse der Schüler und Schülerinnen am Lesen zu fördern, wurden auch Lesungen veranstaltet. Die Kinder lasen dort ihren Freundinnen und Freunden, Lehrerinnen und Lehrern sowie ihren Eltern Bücher, Zeitungen, Gedichte und Geschichten vor.

Es wurden außerdem Gemeinschaftsräume eingerichtet, um die Kinder dabei zu unterstützen, selbst Geschichten zu schreiben, die ein verändertes und positives Rollenbild zeigen. In Workshops lernten sie Kunsthandwerk und verschiedene Kommunikationstechniken wie Schreiben, die Erstellung von Comics und Fotografie. 

Das Festival soll nun jährlich stattfinden. Das Ziel: Eine Plattform für Kinder, Bildungsfachkräfte, Bürgerinnen und Bürger sowie Schreibende bieten, damit sie gemeinsam Verlage dazu bewegen können, günstige Kinderbücher und Geschichten zu veröffentlichen, die sowohl geschlechtersensibel als auch inklusiv sind.

* Educational Statistics at a Glance, Ministry of Human Resource Development, Government of India, 2016

** Annual Status of Education Report, 2017