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Unternehmen müssen faire Lieferketten sicherstellen, um Kinderarbeit weltweit zu beenden und Gleichberechtigung zu fördern. © Plan International/ Alf Berg
Unternehmen müssen faire Lieferketten sicherstellen, um Kinderarbeit weltweit zu beenden und Gleichberechtigung zu fördern. © Plan International/ Alf Berg
14.07.2020 - von Anne Rütten

Kinderarbeit beenden, Gleichberechtigung fördern

Die Bundesregierung muss ihren Teil dazu beitragen, Kinderarbeit weltweit zu bekämpfen und Gleichberechtigung zu fördern. Dazu muss sie auch Unternehmen in die Pflicht nehmen und faire Lieferketten sicherstellen.

Ein Gesetz, das die Einhaltung von Menschenrechten und Umweltstandards entlang globaler Lieferketten verbindlich sicherstellt, ist ein notwendiger Schritt zum Schutz von Kinderrechten und für den verstärkten Einsatz zur Armutsbekämpfung und Bildung. Den hatte der Plan-Jugendbeirat bereits im letzten Jahr zum internationalen Tag gegen Kinderarbeit am 12. Juni bei Bundesminister Müller gefordert.

Denn Kinderarbeit hängt mit unfairen globalen Wertschöpfungsketten zusammen: Wenn am Anfang der Lieferkette keine existenzsichernden Löhne gezahlt werden, steigt das Risiko, dass Arbeitsverhältnisse ausbeuterisch werden, wodurch möglicherweise Kinder mitarbeiten müssen, weil die Familien anders nicht überleben können. 

Weltweit sind 152 Millionen Kinder und Jugendliche zwischen 5 und 17 Jahren von Kinderarbeit betroffen. Diese Kinder leiden unter schweren körperlichen und psychischen Folgen. Sie können häufig nicht zur Schule gehen und haben kaum Zeit zum Lernen. Dadurch haben sie keine Chance auf eine bessere Zukunft und den Kreislauf der Armut zu durchbrechen. Unternehmen tragen durch eine unzureichende Kontrolle ihrer Lieferketten maßgeblich zur Situation der Kinder bei.

Auch bestehende Geschlechterungleichheiten sind zumindest in Teilen darauf zurückzuführen: Mädchen und Frauen sind in besonderem Maße von den negativen Auswirkungen globalen Wirtschaftens betroffen. Nicht nur verdienen Arbeitsnehmerinnen weltweit deutlich weniger als ihre männlichen Kollegen - im Schnitt etwa 16 Prozent! -, auch erfahren sie Menschenrechtsverletzungen entlang von Lieferketten in anderer Weise als Männer. Beispielsweise erleiden sie in weit höherem Maße geschlechtsspezifische und sexualisierte Gewalt, sowohl im häuslichen Umfeld als auch im beruflichen Kontext. Hinzu kommt eine große Ungleichheit bei der Aufteilung der Haus- und Sorgearbeit, die Mädchen und Frauen kostenlos für Familie und Gesellschaft leisten und zu einer erheblichen Doppelbelastung führt.

Die Corona-Krise hat die Diskriminierung von Mädchen und Frauen in vielen Lebensbereichen noch verstärkt und sichtbarer gemacht - auch in der Wirtschaft: Es sind vor allem Frauen, die in der Produktion am Anfang vieler globaler Wertschöpfungsketten stehen und damit im informellen und Niedriglohnsektor arbeiten. Der ist gekennzeichnet von prekären Beschäftigungsverhältnissen, mangelnder sozialer Sicherung und unzureichenden Arbeitsstandards. Regelungen zur Arbeit während der Schwangerschaft, zu Mutterschutz und Stillzeit werden oft systematisch missachtet.

Um das zukünftig zu verhindern, fordert Plan International in einem Bündnis von 12 Entwicklungs- und Menschenrechtsorganisationen, in dem heute vorgestellten Entwurf zum Lieferkettengesetz die Rechte von Frauen und Mädchen fest zu verankern. 

„Das Lieferkettengesetz sollte klarstellen, dass Unternehmen die in der UN-Frauenrechtskonvention genannten Rechte achten. Es sollte Unternehmen dazu verpflichten, bei ihren Risiko- und Folgeabschätzungen geschlechtsspezifisch vorzugehen, auf familienfreundliche Arbeitsbedingungen, Entgeltgleichheit und existenzsichernde Löhne bei ihren Geschäftspartner:innen hinzuwirken und soziale Sicherungssysteme anzubieten. Die Unternehmen sollten all ihre Geschäftspartner:innen zu einer Null-Toleranz gegenüber Belästigung und Gewalt am Arbeitsplatz verpflichten“, fordert Karolin Seitz, Leiterin des Programmbereichs Wirtschaft und Menschenrechte des Global Policy Forums.

Das Bündnis hat in einem Positionspapier Vorschläge erarbeitet, wie die Durchsetzung von Frauenrechten in Lieferketten mit dem geplanten Gesetz gezielt adressiert werden kann.