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Diese Gruppe ist eine von sechs, die in der Nyaung U Gemeinde gegründet wurde.
27.06.2016 - von Sara Flieder

Für eine bessere Zukunft sparen

Das U Yin Su Dorf in der Mandalay Region in Myanmar besitzt kein einziges Geldinstitut. Stattdessen gibt es dort 22 Frauen, drei Schlüssel und eine Metallbox.


Vor mehr als anderthalb Jahren gründeten 22 Frauen in ihrem Dorf die erste Spar- und Kreditgruppe. Sie wird "Toe Tet Pyae Sone" genannt. Es bedeutet so viel wie: "Die Verbesserung von Glückseligkeit und Vollkommenheit".

Seit dem Start der Gruppe hat jedes Mitglied des Sparclubs schon Geld aus der Box entnommen - und die Kredite auch schon wieder zurückgezahlt. Die Frauen nutzen das Geld, um damit Geschäfte tätigen zu können. Dadurch können sie die Bildung ihrer Kinder finanzieren und Vieh kaufen. Sie sind zu Unternehmerinnen geworden - in einer Gemeinde, in der selten Geld gespart wurde und es nur wenigen Menschen möglich war, ein Geschäft zu gründen.

"Plan International hat sich an unsere Gemeinde gewandt und schlug uns die Gründung einer solchen Gruppe vor. Es fand eine Versammlung für alle im Dorf statt. Da wir bisher selbst kein Geld sparen konnten, entschieden wir uns, der Gruppe beizutreten", erklären die Frauen.

Zur Neugründung der Gruppe stellte Plan International den Frauen Mittel zur Verfügung. Außerdem wurden ihnen drei Trainingseinheiten rund um das Thema Management angeboten. Sie erhielten Grundlagen zum Spar- und Kreditsystem, der Buchhaltung sowie der Entscheidungsfindung. Die Frauen nahmen innerhalb der Gruppe Führungspositionen ein. Sie sind nun Buchhalterinnen, Kassiererinnen, Schlüsselinhaberinnen und Bankerinnen.

"Wir hatten zuvor von all den Dingen keine Kenntnis. Ich habe nur die Mittelstufe besucht. Auch konnte ich nicht sehr gut rechnen. Nun bin ich die Kassenwartin dieser Gruppe. Früher konnte ich in Sitzungen meine Meinung nicht äußern. Durch die Schulungen haben wir gelernt, wie man mit Fremden spricht und wie man sich für etwas in den Sitzungen einsetzt, " erklärt San San Htay.

"Zurzeit treffen wir uns einmal pro Woche. Während der Treffen sammeln wir das gesparte Geld ein und diskutieren über die aktuellen Projekte. Die Menschen können ihre Ideen zur Finanzierung vorschlagen und jeder steuert einen Beitrag von 300 Kyat (25 US-Cent) pro Woche dazu. Wir sammeln das Geld und bewahren es in der Box auf", erklären die Frauen. "Sobald wir etwas Geld zusammen gespart haben, kann jede Frau ihre Ideen in die Gruppe einbringen. Wir entscheiden dann zusammen, was damit gemacht wird."

"Unsere Gruppe hat drei Projektprioritäten: Gesundheit (um Arzt- oder Medikamentenrechnungen bezahlen zu können), Handel und Bildung. Als die Schwester eines Gruppenmitgliedes zum Beispiel einen Herzinfarkt erlitten hatte, zahlte die Gruppe ihre Arztkosten, so dass sie sofort versorgt werden konnte."

Bislang hat die Gruppe den Bau eines kleinen Lebensmittelladens finanziert. Die meisten Menschen nutzen das Darlehen, um Vieh kaufen zu können. So können sie Viehzucht betreiben und die Tiere zu einen späteren Zeitpunkt weiterverkaufen. Ein anderes Gruppenmitglied unterstützte ihre Tochter dabei, die weiterführende Schule beenden zu können.

"Die Gruppe ist zwar nur für Frauen, aber unsere Ehemänner unterstützen uns dabei. Sie können die Vorteile sehen, die der Gruppenbeitritt mit sich bringt. Wenn wir an den Sitzungen teilnehmen, kümmern sie oder unsere Eltern sich um unsere Kinder."

Die Spar- und Kreditgruppe hat einige unerwartete Vorteile mit sich gebracht. Die Frauen haben Vertrauen aufgebaut. Sie engagieren sich als Team für die die Verbesserung ihrer eigenen Finanzen und die, der jeweils anderen. Auch haben sie mithilfe der Gruppe einen Raum gefunden, wo sie ihre Probleme diskutieren können. Sowohl persönlich, als auch professionell.

"Wir diskutieren über Schwierigkeiten miteinander und finden zusammen Lösungen. Dies gibt uns das Gefühl, noch mehr in unserer Entscheidungsbefugnis befähigt zu sein“, erklären die Frauen.