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Die Wege nach Dar-es-Salaam sind mit Autos überfüllt. © Plan International/Marc Tornow
29.01.2019 - von Marc Tornow

Drüber und drunter in Dar-es-Salaam

Eine sandige Wüstenei säumt die sechsspurige Schnellstraße, die vom Flughafen Dar-es-Salaam in die Innenstadt führt. Hier und da steigt aus dem Seitenstreifen weißer Rauch auf und für Sekunden wird der beißende Gestank von glimmendem Plastik wahrnehmbar. Mit ein bisschen Glück und zur passenden Tageszeit geht es schnell voran über einen Weg, auf dem vor allem in den Morgen- und Abendstunden Chaos herrscht.


Im vergangenen Jahr wurde hier an der wichtigen Ausfallstraße eine erste Überführung eröffnet, wodurch sich tatsächlich ein notorischer Verkehrsengpass entschärfen ließ. Drüber rollt der Wagen nun mühelos und hoch hinaus, über die markante Kreuzung hinweg, die jahrelang in alle Himmelsrichtungen verstopft war. Drunten brausen Lastwagen vor den Fassaden vier-, fünfgeschossiger Gewerbebauten, auf deren Dächern nachts Neonreklamen in faden Farben blinken.

Draußen endet derweil die Schnellstraße scheinbar im Nichts. Sie verjüngte sich unvermittelt auf vier, auf zwei und schließlich auf eine Spur. Dies muss die Innenstadt sein. Bürgerhäuser in Pastellfarben und mit eckigen Balkonen vor schlichten Fassaden lassen entfernt an das Bauhaus erinnern. Von irgendwoher ruft der Muezzin zum Mittagsgebet und ein heißer Wind zieht durch die Straßen Kivukonis. Das Viertel bildet das Zentrum einer Kapitale, die nicht mal 160 Jahre alt ist.

Die Geschichte von Dar – wie die Hauptstadt im Volksmund kurz genannt wird – geht zurück auf ein Fischernest namens Rhapta, vor allem aber auf das Wirken des Sultans von Oman. Er hatte ab 1862 einen Palast am Rande des natürlichen Tiefseehafens gleich vor den Toren der City bauen lassen – so begann es. „Dar-es-Saalam – Haus des Friedens“ nannte sich fortan die Siedlung, die mittlerweile zu einer 5,5 Millionen-Einwohner-Metropole und zu einer der heute am schnellsten wachsenden Städte Afrikas geworden ist.

 

Längst schon überragen Dutzende gläserne Bürogebäude das Zentrum. Schillernde Globalisierung mit internationalen Vorbildern, die heute wie schon vor 300 Jahren im Osten am Persischen Golf zu finden ist. Zwischendrin lugen die Mauern süddeutsch anmutender Gebäude hervor. Sie gehen zurück auf die Zeit um 1900 und das Deutsche Reich. Verwaltungsbauten mit luftigen Veranden und in einem vom Allgäu inspirierten Baustil entstanden an der schönsten Promenade der Stadt.