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Plans Experte für Katastrophenschutz Fabian Böckler koordiniert Hilfsmaßnahmen in der Lake Chad Region. Ein Fokus ist Bildung. © Plan/Hartmut Schwarzbach/Argus
Plans Experte für Katastrophenschutz Fabian Böckler koordiniert Hilfsmaßnahmen in der Lake Chad Region. Ein Fokus ist Bildung. © Plan/Hartmut Schwarzbach/Argus
07.11.2017 - von Plan Redaktion

Die „verlorene“ Generation vom Tschadsee

Konflikte und die Folgen des Klimawandels sorgen für eine prekäre Lebenssituation für Millionen Kinder in der Region des Lake Tschad, des Tschadsees. Viele Mädchen und Jungen erhalten kaum oder gar keine geregelte Erziehung, weil ihre Eltern sich einzig um das Überleben der Familie kümmern müssen.Vor allem Mädchen sind daher von Ausbeutung und Missbrauch bedroht. Projektleiter Fabian Böckler von Plan International in <link internal-link in>Nigeria erklärt im Interview, welche Folgen fehlende Bildung hat.

Millionen Kinder können in der Region des Tschadsees nicht zur Schule gehen. Wie viele sind es genau?

Insgesamt können 10,5 Millionen Kinder im Nordosten Nigerias sowie im angrenzenden <link internal-link in>Niger und in Kamerun nicht zur Schule gehen. Allein 2,9 Millionen Kinder brauchen in Nigeria Zugang zu Bildung. Das legt den Schluss nahe, dass die meisten Kinder – nämlich rund 7 Millionen – nicht aufgrund von bewaffneten Konflikten dem Unterricht fern bleiben, sondern es liegen tiefer wurzelnde Hindernisse vor.

Welche zum Beispiel?
Armut. Obwohl der Schulbesuch kostenlos ist, gibt es immer noch Gebühren, die Eltern und Familien zahlen müssen, beispielsweise für einen Eltern-Lehrer-Ausschuss oder die Schuluniform. Das kann auch ein Hindernis sein, weil das wieder zusätzliches Geld verschlingt. Ebenso die Schulmaterialien, die alle Kinder haben.

Wir stellen außerdem immer wieder fest, dass Kinder als Arbeitskräfte eingesetzt werden, weil sie das Einkommen der Familie aufbessern müssen, statt zur Schule zu gehen. Das Einkommen der Eltern ist oft viel zu gering, um die ganze Familie zu unterhalten. Für Mädchen bedeutet Armut außerdem, dass sie früh verheiratet werden, manchmal schon mit 13 Jahren – auch das führt zu einer hohen Schulabbruchquote.

Nigeria ist ein Erdölland. Wie passt das zusammen mit den schlechten Bildungschancen?

Ja, das stimmt. Nigeria ist eines der wirtschaftlich stärksten Länder des Kontinents. Aber ein großer Anteil des ganzen Landes lebt immer noch in Armut. Und auch wenn es nur kleine Beiträge sind, die die Familien für den Schulbesuch zahlen müssen, sie können es nicht, weil sie das Geld brauchen, um ihre Familie zu ernähren.

Welche Qualität haben die staatlichen Schulwesen in der Region?

Es gibt Defizite, die die Staaten nicht aus den Augen verlieren dürfen. Sie können nur durch Investitionen geschlossen werden. Nicht nur in Schulinfrastruktur muss investiert werden, sondern auch in Lehrkräfte und ihre Ausbildung, sodass sie Kinder effektiv und sinnvoll unterrichten können.

Was müsste sich im Schulumfeld verändern, damit die Situation für die Kinder besser wird?

Es gibt kulturelle Barrieren, die die Kinder am Schulbesuch hindern. Viele Gemeinden sind immer noch skeptisch, was Bildungsangebote für ihre Töchter und Söhne betrifft. Vor allem die Bildung von Mädchen wird nicht genug wertgeschätzt. Was wir dort brauchen ist ein kulturelles Umdenken, denn für Mädchen ist es wahrscheinlicher, dass ihnen Bildung verwehrt wird.

Welche Auswirkungen haben die fehlenden Bildungschancen vor allem für Mädchen?

Wir können hier von einer verlorenen Generation sprechen und müssen bedenken, dass Bildung der Schlüssel ist, um Leben positiv zu verändern. Bildung stärkt junge Leute! Kinder und Jugendliche sind die Zukunft der Länder und sie gestalten diese. Also ist es sehr wichtig, in ihre Bildung zu investieren.