Informieren
  1. Magazin
Bild: Eine Plan-Mitarbeiterin mit einem geflüchteten Kind malen zusammen eine Zeichnung.

Partizipative Risiko- und Schutzanalysen

Plan International führt seit 2016 Partizipative Risiko- und Schutzanalysen (PRUSA) in Unterkünften für geflüchtete Menschen durch. Kinder, Jugendliche und Familien bewerten dabei die Unterkünfte, in denen sie leben. Auf Grundlage der Analyseergebnisse werden in Zusammenarbeit mit den zuständigen Betreiberorganisationen und Unterkunftsverantwortlichen Maßnahmen ergriffen, um die Kinderschutzstrukturen zu stärken und bedarfsgerechte Angebote zu etablieren.

Für das Wohlergehen und die gesunde Entwicklung von Kindern und Jugendlichen spielen kindgerechte Wohnbedingungen und die Angebotsvielfalt in Unterkünften eine wichtige Rolle. Zur Verbesserung der Unterbringungssituation und zur Stärkung des präventiven Kinderschutzes ist das Wissen über strukturelle und unterkunftsspezifische Gegebenheiten zentral.

Das Tool der „Partizipativen Risiko- und Schutzanalyse“ (PRuSA) dient der systematischen und bedarfsgerechten Identifizierung von Risiko- und Schutzfaktoren in Unterkünften für geflüchtete Menschen aus Sicht der dort wohnenden Kinder, Jugendlichen und Eltern. Die in der Unterkunft lebenden Familien führen ein sogenanntes „Risk Mapping“ durch. Anhand von Lageplänen ihrer Unterkunft werden Unterkunftsareale bewertet und als sicher vs. unsicher eingestuft. Orte, an denen sich die Familien und Kinder wohl fühlen, werden grün und Orte, an denen sie sich unsicher fühlen, rot markiert und die entsprechenden Begründungen erfasst. Das Risk Mapping wird ergänzt durch strukturierte Interviewleitfäden, mittels derer eine systematische Einschätzung der vorhandenen Kinderschutzstrukturen und -angebote aus der Perspektive der Familien eingeholt wird. Im Anschluss findet ein Rundgang durch die Unterkunft statt und die markierten Areale werden gemeinsamen begutachtet. Je nach Unterkunftsform (Erstaufnahmeeinrichtung, Folgeunterkunft) und Sprachkenntnissen der Teilnehmer:innen wird der gesamte Prozess von Sprachmittler:innen begleitet.

Dabei geht es insbesondere um die Identifizierung von Faktoren hinsichtlich der:

  • Unterkunftsinfrastruktur (z. B. vorhandene Schutzräume, Rückzugsmöglichkeiten, kindgerechte Raumausstattungen, Beleuchtung, Zugänge zu Sanitäreinrichtungen)
  • Angebote zur Förderung der sozial-emotionalen, kognitiven und motorischen Entwicklung von Kindern, Sozialraumanbindung (z. B. Vorhandensein von Informationen und „Brückenangeboten“)
  • Meldekanäle und Unterstützungsangebote bei Gewalterfahrungen
  • Mitsprache- und Beteiligungsmöglichkeiten in der Unterkunft

Darüber hinaus werden mittels Interviews und dem Mapping-Verfahren die Sichtweise weiterer relevanter Akteur:innen eingeholt, u.a. der Unterkunftsleitung, des Sozialdienstes und des Sicherheitspersonals. Zudem wird basierend auf der Recherche zur Angebotsstruktur innerhalb und außerhalb der Unterkunft eine Sozialraumanalyse durchgeführt. Durch Gespräche mit relevanten Akteur:innen aus dem Sozialraum der Unterkunft werden Informationen zusammengetragen, die Auskunft darüber geben, inwieweit Kinder und Eltern der Unterkunft externe Angebote wahrnehmen, ob und welche Barrieren hierbei wirken und welche Lücken zwischen den von den Familien geäußerten Bedarfen und den bestehenden Angeboten existieren. Die Gespärchspartner:innen sind Mitarbeitende von Vereinen und freien Trägern aus dem direkten Umfeld der Unterkunft, z.B.  aus umliegenden Familien- und Elternzentren, Jugendzentren, Sportvereinen, Schulen oder Kindergärten.

Die im Rahmen der PRuSA erhobenen Daten werden systematisch ausgewertet und zusammengefasst. Die anonymisierten Ergebnisse werden mit den Bewohner:innen der Unterkunft sowie mit den verantwortlichen Mitarbeiter:innen transparent kommuniziert, z.B. durch eine Präsentation im Rahmen einer gemeinsamen Veranstaltung oder durch mehrsprachige Aushänge innerhalb der Unterkunft. Die gewonnen Erkenntnisse dienen als Grundlage um gemeinsam mit den Bewohner:innen und allen relevanten Akteur:innen, zielgruppenspezifische und bedarfsgerechte Veränderungen und Unterstützungsmaßnahmen für die Kinder, Jugendlichen und Familien in Unterkünften anzustoßen.

Sie sind Bewohner:in oder Betreiber einer Unterkunft für geflüchtete Menschen und möchten mehr erfahren? Nehmen Sie Kontakt mit uns auf: inlandsarbeit@plan.de