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Die sechzehnjährige Amrita aus Nepal möchte Lehrerin werden. Um ihren Traum zu verwirklichen, ist sie sogar dazu bereit, sich gegen ihre Eltern aufzulehnen. © Plan / Rawjendra KC
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30.11.2015 - von Plan Redaktion

"Ich wollte zur Schule gehen, nicht heiraten"

Weltweit werden fast 41.000 Mädchen unter 18 Jahren täglich verheiratet. Die Frühverheiratung von Minderjährigen ist eine Kinderrechtsverletzung. Doch tief verwurzelte Traditionen und ein schwaches soziales Umfeld führen in vielen Regionen dazu, dass die Eheschließungen dennoch durchgeführt werden. Die Because I am a Girl-Kampagne warnt eindringlich vor der Praktik, die vor allem für die Gesundheit, Bildung und den finanziellen Status von Mädchen eine Gefahr darstellt.

Vom Mut, sich durchzusetzen

Die sechzehnjährige Amrita aus Nepal weiß genau, was sie vom Leben erwartet: Sie möchte ihre Schulbildung abschließen und später als Lehrerin arbeiten. Um ihren Traum zu verwirklichen, ist sie sogar dazu bereit, sich gegen ihre Eltern aufzulehnen.

Gerade an ihrem sechzehnten Geburtstag wurde der fleißigen Schülerin von ihren Eltern eröffnet, dass sie bald heiraten müsse. Die Familie des potentiellen Bräutigams hatte sich bereits auf die Reise ins Dorf gemacht, trotzdem weigerte sich das junge Mädchen standhaft und beharrte auf der Aussage: „Bis ich zwanzig bin, werde ich nicht heiraten. Unter keinen Umständen. Bitte schickt die Familie wieder fort.“
Dennoch blieb die Angst, ihre Eltern könnten unter dem Druck der Gemeinde im letzten Moment nachgeben. Der Antrag des Jungen wurde schließlich von ihnen abgelehnt.
Die Geschichte verbreitete sich unter den Gemeindemitgliedern wie ein Lauffeuer, und Amrita ist jetzt für viele Mädchen und ihre Familien ein Vorbild.

Weil sie möchte, dass sich auch in anderen Regionen ihrer Heimat etwas verändert, engagiert sich die Sechzehnjährige heute als Aktivistin, und klärt Gleichaltrige über die Konsequenzen der Frühverheiratung auf. Gerade in ländlichen und abgelegenen Gebieten finden nämlich noch rund 50 Prozent der Eheschließungen statt, obwohl viele der Beteiligten noch nicht die Volljährigkeit erreicht haben.

Auch der Staat ist gefordert: Guatemala erhöht Heiratsalter

Nicht alle Mädchen schaffen es, sich dem Machtwort ihrer Eltern zu widersetzen und der Kinderheirat zu entkommen. Hoffnung darauf, dass deshalb der Staat eingreift und die gesellschaftlichen Änderungen vorantreibt, macht eine neue Gesetzesänderung in <link https: www.plan.de plan-in-lateinamerika guatemala.html external-link-new-window external link in new>Guatemala: Der lateinamerikanische Staat hat das Mindestalter für die Eheschließung beider Geschlechter auf 18 Jahre erhöht. Zuvor war es gesetzlich erlaubt, dass Mädchen im Alter von 14 Jahren und Jungen im Alter von 16 Jahren verheiratet werden dürfen! Dieser Erfolg ist das Resultat von jahrelanger politischer Arbeit und Aufklärungskampagnen, die Plan  International Guatemala zusammen mit lokalen zivilgesellschaftlichen Organisationen durchführte.  
„Wir sind sehr froh, denn das neue Gesetz wird dafür sorgen, dass Teenager-Schwangerschaften und Kinderhandel verhindert werden. Stattdessen können Mädchen und Jungen ihre Ausbildung beenden und ihr volles Potential entfalten“, sagt Débora Cóbar, Länderdirektorin von Plan International Guatemala und fügt hinzu: „Die Herausforderung ist nun, das neue Gesetz bekannt zu machen, damit es auch umgesetzt wird. Gerade in ländlichen Gebieten ist diese Tradition noch sehr verbreitet.“