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Am Fuße des Libanon-Gebirges leben rund 1 Millionen syrische Geflüchtete. ©Sima Diab
Am Fuße des Libanon-Gebirges leben rund 1 Millionen syrische Geflüchtete. ©Sima Diab
04.05.2020 - von Marc Tornow

Coronavirus verschärft Kinderrechtssituation im Libanon

Eine Befragung zeigt, dass die Coronavirus-Pandemie die Lebensbedingungen im Libanon massiv verschlechtert.

Eine von der Kinderrechtsorganisation Plan International im Libanon durchgeführte Befragung von 1.100 Mädchen und Jungen, Eltern und Gemeindevertretungen zeigt, dass die Coronavirus-Pandemie arme libanesische Familien sowie in dem Land lebende syrische Geflüchtete massiv getroffen hat.

64 Prozent der befragten Eltern sagten, dass sie nicht genug Nahrung für die nächsten zwei Wochen hätten. Mehr als 35 Prozent der heranwachsenden Mädchen berichteten, keine Menstruationsprodukte mehr zu haben. Nicht nur fehle ihnen wegen der Isolationsmaßnahmen die Möglichkeit, beispielsweise Binden zu kaufen. Sie sagten auch, kein Geld mehr für solche Produkte zu haben. 83 Prozent der Frauen gaben außerdem an, aufgrund der Angst vor einer COVID-19-Ansteckung keinen Zugang zu Verhütungsmitteln sowie sexuellen und reproduktiven Beratungsangeboten zu haben.

Befragt wurden zwischen dem 13. und 17. April 2020 je zur Hälfte syrische Geflüchtete in Flüchtlingssiedlungen sowie Menschen in armen libanesischen Gemeinden der Regierungsbezirke Baalbek-Hermel, Akkar, Nord- und Süd-Libanon sowie Nabaty. Dabei stellte sich heraus, mit welchen extremen Herausforderungen vor allem syrische Geflüchtete angesichts der COVID-19-Pandemie konfrontiert sind.

Das Plan-Partnerland Libanon befand sich schon vor der Corona-Krise in einer Wirtschaftskrise. Die Arbeitslosenquote liegt bei 40 Prozent, die Staatsverschuldung bei 85 Milliarden US-Dollar. Die Mitte März in Kraft getretene Abriegelung des Landes im Zuge der Coronavirus-Pandemie hat die Lebensgrundlagen vieler Familien zerrüttet. Das verschärft die Auswirkungen der schweren Wirtschaftskrise und trifft die Schwächsten der Gesellschaft. Sie sind nun zusätzlich mit Hunger, mangelnder Hygiene und fehlendem Zugang zu Verhütungsmitteln konfrontiert; Dienstleistungen für die Gesundheitsversorgung und Familienplanung brechen weg.

Im Libanon leben schätzungsweise 1 Million syrische Geflüchtete. Bei einer Bevölkerung von 4,5 Millionen Menschen beherbergt der Libanon seit 2011 pro Kopf die weltweit höchste Zahl von Geflüchteten aus Syrien – eine erhebliche wirtschaftliche und soziale Belastung für den nahöstlichen Mittelmeer-Staat. Seit 2017 arbeitet Plan International mit lokalen, nationalen und internationalen Organisationen zusammen, um für die Umsetzung der Kinderrechte im Libanon einzutreten.