Jugendbeteiligung bei der CSW
Dieses Jahr besuchten wir, Henri und Lilli vom Plan Jugendbeirat, die 67. Frauenrechtskonferenz der Vereinten Nationen (Commission on the Status of Women, CSW) in New York City, für die Rechte von Mädchen und jungen Frauen, um uns stark zu machen. Was die CSW ist und was wir als Jugendbeirat dort genau gemacht haben könnt ihr hier nachlesen.
Jugendbeteiligung bei der CSW
Dieses Jahr bei der 67. Sitzung der Frauenrechtskonferenz stand das Thema “Innovation und technologischer Wandel sowie Bildung im digitalen Zeitalter, um die Gleichstellung der Geschlechter und die Stärkung der Rolle aller Frauen und Mädchen zu erreichen” im Fokus. Ein Thema, das mehr als je zuvor Jugendliche betrifft: Jugendliche sind die erste Generation, die im digitalen Zeitalter aufgewachsen sind und deren Lebensrealität nicht mehr getrennt von der digitalen Welt denkbar ist. Umso wichtiger war es dieses Jahr, Jugendliche aktiv auf der Konferenz mit einzubeziehen, ihre Perspektiven und Expertise zu hören und ihre Forderungen mit ins Abschlussdokument “Agreed Conclusions” der UN-Mitgliedstaaten einfließen zu lassen.
Auf der diesjährigen Konferenz gab es einige Beteiligungsformate für junge Menschen zu partizipieren und gehört zu werden. So wurden junge Aktivist:innen eingeladen, um auf der Konferenz Reden zu halten oder an Podiumsdiskussionen teilzunehmen und so ihre Expertise mit einzubringen. Zudem hatten einige wenige Jugendliche die Möglichkeit Side Events und Parallel Events organisieren können, bei denen sie Menschen einen Raum bieten konnten sich miteinander über das Thema der Digitalisierung und Frauenrechte auszutauschen. Außerdem wurden einige Netzwerkveranstaltungen für junge Aktivist:innen organisiert und in der zweiten Woche der Konferenz fand ein sogenanntes “Youth Morning Briefing” statt, in dem Jugendliche ein Update über die Verhandlungen des Abschlussdokuments (Agreed Conclusions) erhalten konnten.
Sinnvolle oder eher nur repräsentative Jugendpartizipation?
Auf dem ersten Blick gab es also zahlreiche Möglichkeiten für Jugendliche sich auf der Konferenz einzubringen. Je mehr Zeit wir jedoch auf der Konferenz hatten und je mehr wir die Gelegenheit hatten uns mit anderen jungen Menschen auszutauschen, wurde uns deutlich, dass der erste Eindruck der umfangreichen Partizipationsmöglichkeit für Jugendliche täuscht. Im Gespräch mit anderen Jugendlichen wurde sehr schnell deutlich, dass die meisten Jugendlichen alleine auf der Konferenz waren, eigenständig herausfinden mussten, wie die Konferenz funktioniert, welche Beteiligungsformen für sie existieren und wie sie Stakeholder erreichen können. Dies verlangt sehr viel von Jugendlichen, kreiert große Hindernisse für sie sich sinnvoll auf der Konferenz einzubringen und birgt die Gefahr, dass Jugendliche als “Aushängeschilder”missbraucht werden.
Jugendliche Aktivist:innen, so wie wir, machen ihre politische Arbeit ehrenamtlich. In anderen Worten, sie bewerkstelligen diese Tätigkeit neben ihren Alltagsaufgaben. Somit schränkt sie nicht nur fehlende Erfahrung aufgrund ihres Alters ein, sondern sie haben auch aufgrund eines erheblichen Zeitmangels nicht dieselben Möglichkeiten, sich auf die Konferenz, sowohl inhaltlich als auch organisatorisch, vorzubereiten.
Außerdem bedeutet dies, dass sie sich ohne finanzielle Unterstützung von einer Organisation selbständig um finanzielle Ressourcen kümmern müssen, um nach New York zu reisen, Visas zu beantragen und die Kosten vor Ort zu tragen. Für die meisten, gerade für Jugendliche aus dem Globalen Süden, stellt dies ein riesiges Hindernis dar, auf der Konferenz zu partizipieren.
Was braucht es für eine sinnvolle und sichere Jugendbeteiligung?
Um wirklich eine sinnvolle und sichere Jugendbeteiligung garantieren zu können, braucht es eine strukturell verankerte Beteiligungsmöglichkeit für Jugendliche. Diese stellt sicher, dass Jugendliche einen garantierten Platz am Verhandlungstisch haben. Doch, wie wir bei der CSW festgestellt haben, muss es noch weiter gehen. Sie müssen nicht nur einen Platz am Verhandlungstisch haben, sondern auch eine Stimme und bestenfalls ein Sprachrohr. Nur durch Unterstützung in der Vorbereitung können Jugendliche wirklich sinnvoll an den Prozessen teilnehmen. Es reicht nicht nur einen Stuhl hinzustellen, Jugendbeteiligung muss von Anfang an mitgedacht werden, damit sie sinnvoll und sicher ist. Zudem braucht es eine Form von finanzieller sowie organisatorischer Unterstützung, die es den Jugendlichen ermöglicht, ohne finanzielle Last an der Konferenz teilzunehmen.
Für die Sicherheit von Jugenddelegierten müssen ebenfalls verschiedene Maßnahmen in Abstimmung mit und unter Anweisung von anderen Jugendlichen getroffen werden. Es muss sichergestellt werden, dass Jugendliche in allen drei Phasen eines Events – davor, währenddessen und danach – adäquat betreut werden. Dafür brauchen wir unter anderem Safeguarding-Richtlinien, die zentral umgesetzt werden, aber auch qualifizierte Begleitpersonen, die diese umsetzen können. Dies würde in mehr Planungssicherheit und physischer und emotionaler Sicherheit für Jugendliche resultieren.
Plan International war auffälligerweise die einzige Organisation, die Jugendpartizipation gelebt hat. Wir haben von Plan International Deutschland weitreichende finanzielle, organisatorische und inhaltliche Unterstützung in Vorbereitung auf die Konferenz und während der Zeit in New York erhalten. Dies hat uns ermöglicht, den politischen Raum sinnvoll für uns zu nutzen und unsere Forderungen bestmöglich an die relevanten Stakeholder zu bringen. Idealerweise würde dies jedoch durch die Organisator:innen der Konferenzen selbst aufgefangen werden, um eine strukturell verankerte Jugendpartizipation auf der Konferenz zu ermöglichen. Dies würde bedeuten, dass auch jugendliche Aktivist:innen ohne eine große Organisation dieselben Möglichkeiten hätten, sicher und sinnvoll an der CSW und in den Verhandlungen teilhaben zu können.
Nochmal ausführlicher könnt ihr unsere Forderungen hier nachlesen: