Der Ukraine-Experte Max Döring war im September zum zweiten Mal für Plan International im Kriegsgebiet. Von dort aus berichtete er uns, wie die Nothilfe in der Ukraine vorangeht und welche Eindrücke er ganz persönlich gewinnen konnte.
„Ich erschrecke immer noch, wenn die Sirenen und die laute Warn-App auf dem Handy losgehen. Daran wird man sich vermutlich nie gewöhnen“, sagt Max Döring, Referent für die Ukraine-Nothilfe bei Plan International Deutschland. Er sitzt bei Sonnenschein in der ukrainischen Hauptstadt Kyjiw*, als er das erzählt. Cafés sind geöffnet und Menschen gehen spazieren. Man hat den Eindruck, das Leben würde ganz normal weitergehen. „Trotz Luftangriffen und Kampfhandlungen suchen die Menschen hier in Kyjiw nach Normalität. Gleichzeitig gibt es eine grundlegende Anspannung aufgrund der permanent schwelenden Bedrohung durch Angriffe. Ich finde es sehr bewundernswert, dass Plan-Mitarbeiter:innen hier in Kyjiw seit Beginn der Kampfhandlungen arbeiten und immer noch so motiviert sind.“
Es ist der zweite Besuch des Hamburgers in der Ukraine nach Ausbruch des brutalen Angriffskriegs durch Russland. Bereits im April 2023 war er zusammen mit weiteren Plan-Mitarbeiter:innen in Kyjiw, um die Lage zu evaluieren, Bedarfe aufzunehmen und Planungsworkshops durchzuführen. Seit mehr als einem Jahr ist Plan International in Polen, der Republik Moldau, Rumänien, Deutschland und der Ukraine selbst im Einsatz, um mit lokalen Partnerorganisationen schnell und effektiv zu helfen. Der Schwerpunkt liegt auf der Aufrechterhaltung kinderfokussierter Infrastruktur wie Schulen und Kindergärten sowie dem Schutz und der psychosozialen Unterstützung von Familien. Bislang konnten so mehr als 250.000 Menschen mit Hilfsmaßnahmen erreicht werden, rund zwei Millionen profi tieren mittelbar von ihnen.
Im September 2023 ist Max Döring nun erneut in das osteuropäische Land gereist, um bereits gestartete Maßnahmen vor Ort zu begleiten und neue Aktivitäten vorzubereiten. „Ein Besuch in einem Kindergarten an der Grenze zur Republik Moldau war für mich besonders inspirierend und hat mir gezeigt, wie gut die Maßnahmen von Plan International funktionieren. Noch ehe ich dort die gut organisierten und sehr gut ausgestatteten Einrichtungen anschauen konnte, sah ich davor Hunderte von gesunden Kindern glücklich spielen. Das war für mich der schönste Beweis für unsere erfolgreiche Arbeit. Leider geht es Menschen, die nicht die Chance haben, in der Nähe eines Plan-Projektes zu sein, oft nicht so gut.“ Max Döring konnte beobachten, dass gerade Binnenvertriebene oft in provisorischen Behausungen unterkommen müssen und ihnen immer weniger Solidarität entgegengebracht wird, da die Ressourcen für alle stetig knapper werden. „Dort, wo Plan International tätig ist, sieht man Wirkung. So treffen zum Beispiel der Schutz von Kindern und auch die spezielle Gefährdung von Mädchen und Frauen auf vermehrte Achtsamkeit in der Gesellschaft.“
Max Döring lebte und arbeitete bereits vor der Eskalation des seit 2014 dauernden Krieges viele Jahre in der Ukraine, hat Freund:innen und Kolleg:innen dort. „Ich bin sehr froh, dass ich diese Arbeit bei Plan International machen und Menschen aktiv helfen kann. Es ist mir wichtig, ihnen ein Stück Selbstwirksamkeit zurückzugeben. Durch zum Beispiel die Verteilung von Tablets und Schulmaterialien können wir Mädchen und Jungen dabei unterstützen, ihre Bildung fortzusetzen. Und auch die Bereitstellung von Nothilfegütern wie Hygienesets sowie medizinische Angebote durch Partnerorganisationen gehören dazu, um ein würdevolles Leben aufrechtzuerhalten. Gerade für Mädchen und Frauen, die Opfer sexualisierter Gewalt geworden sind. Mit Partner:innen wie Clowns without Borders (dt.: Clowns ohne Grenzen) können wir Familien zudem ermöglichen, besser mit ihren traumatischen Erlebnissen umzugehen“, so der Experte. „Wir haben ein sehr herausforderndes Jahr in unserem Nothilfe-Programm hinter uns und haben jetzt Ziele erreicht, die unsere kühnsten Erwartungen übertroffen haben. Wir haben so viele Menschen erreichen können – sogar über die Plan-Projekte hinaus. Das ist auch durch das Engagement von zahlreichen Unterstützer:innen und Stifter:innen möglich geworden. Dafür bin ich sehr dankbar.
* Die geläufi gere Schreibweise der Hauptstadt „Kiew“ entspricht der Transliteration des russischen Namens. Wir nutzen in diesem Text die Transliteration aus dem Ukrainischen: „Kyjiw“.

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