Patenkindbesuch bei Eleana-Analy Perez in Guatemala

Ich unterstütze Plan schon seit vielen Jahren. Der Kontakt zu meinem „neuen“ Patenkind Eleana besteht aber erst seit wenigen Monaten. Im Zuge einer 4-monatigen Reise in Mittel- und Südamerika habe ich beschlossen Eleana persönlich kennenzulernen. Aufgrund der Kürze der Patenschaft starten wir mit dem persönlichen kennenlernen und bleiben anschließend hoffentlich über Briefe und E-Mails im Kontakt.
Nach einem 3-wöchigen Freiwilligendienst in einer Grundschule bei Antigua wurde ich zum Start des Besuchs direkt mit einem Taxi in Antigua abgeholt. Die Fahrt ging zunächst nach Guatemala-City. Am dortigen Plan-Büro wurde ich schon von Kim (Kimberly) erwartet. Mit Sack und Pack bin ich in das nächste Auto umgestiegen und die Fahrt geht weiter nach Baja Verapaz. Nach einem kurzen Lunch-Stopp erreichen wir nach 2h Fahrt das dortige Plan-Büro. Ich werde wieder sehr herzlich von den Mitarbeitern empfangen. Bei Kaffee und Keksen erhalte ich diverse Informationen über Guatemala, die Region, und insbesondere über Aufgaben und Projekte von Plan in dieser Region. Am Ende gibt es noch ein paar Hinweise für den geplanten Besuch am nächsten Tag. Als auch die letzen Formulare unterschrieben sind, geht es zusammen mit Kim und Ruth, unser Fahrerin, in das von Plan gebuchte Hotel in Salamá. - Ich bin sehr gespannt, was der nächste Tag bringen wird und gehe nach einem leckeren Abendessen schlafen.

Am Morgen des Besuchstages erwarten uns Alvaro und eine weitere Plan-Mitarbeiterin. Mit dem Pick-up geht es noch ca. 1,5h weiter bis in die Gemeinde, in der Eleana lebt. Die letzte halbe Stunde führt uns der Weg über eine Schotter-/Sandpiste in die nebelverhangenen Berge. Alvaro dreht eine kurze Runde mit mit durch das Dorf, bevor wir am Gemeindehaus anhalten. Gespannt steige ich aus und betrete den mit vielen Luftballons, Barriletes (eine Art runde Papierdrachen) und Bildern geschmückten Raum. Es sind verschiedene Leute anwesend. Trotzdem erkenne ich Eleana sofort, auch wenn ich bisher nur 1-2 Bilder von ihr gesehen habe. Wir schließen uns in die Arme und freuen uns, dass wir uns persönlich kennenlernen dürfen.
Es folgt eine kurze Vorstellungsrunde von allen Anwesenden. Dabei sind u.a. Betreuer für die Plan-Projekte vor Ort und auch Teilnehmerinnen von unterschiedlichen Projekten, die von ihren Erfahrungen berichten. Besonders beeindruckt haben mich 4 junge Frauen, die schon Mutter sind und arbeiten. Sie haben an einem von Plan unterstützten Projekt teilgenommen: Flexible Education. Ihnen wurde es trotz Mutterschaft und einem Job ermöglicht zu studieren. Das Studium erfolgte im Wesentlichen online und als Fernstudium, unterstützt durch einen Mentor. Kürzlich konnten die jungen Frauen das Studium mit dem Bachelor-Titel abschließen. Ich drücke ihnen die Daumen, dass sie das gelernte zukünftig anwenden können, einen guten Job finden und möglichst in der Region bei ihren Familien bleiben können.
Nach dem ersten Kennenlernen spielen wir gemeinsam verschiedene lustige Spiele. Dann gibt es Zeit für Eleana und mich. Da ich ein bisschen Spanisch spreche, konnte ich mich direkt mit ihr unterhalten und kleine Geschenke austauschen. Eleana war von Anfang an sehr offen und selbstbewusst und hat viele Fragen gestellt. - Ich mag das Mädel!
Nach einem gemeinsamen leckeren Mittagessen, dass von der Familie zubereitet wurde, hieß es auch schon wieder Abschied nehmen.

Andere Projekte, mit denen Plan sich in der Region Baja Verapaz beschäftigt, ist z.B. die Aufklärung über Gefahren bei der Flucht aus Guatemala, die Unterstützung von jungen Frauen zur Stärkung des Selbstbewusstseins und zur Vermeidung von frühen Schwangerschaften. Ich finde es immer wieder erschreckend zu hören, dass junge Mädchen mit 15 Jahren schwanger werden und oftmals das Kind ohne Partner aufziehen müssen. Auch in Guatemala ist ein Mädchen häufig weniger Wert als ein Junge. Für mich sind das schwer zu akzeptierende Tatsachen. Mein Besuch in Baja Verapaz hat gezeigt, dass Plan dazu beiträgt, genau an diesen Themen zu arbeiten. Natürlich kann nicht jedem Kind oder jedem Mädchen geholfen werden. Aber jedes Mädchen, das länger - oder überhaupt - zur Schule gehen kann und selbstbewusst ins Leben startet, ist in meinen Augen ein Gewinn.
Für mich ist Bildung neben Gesundheit und echter Freundschaft das Wichtigste im Leben.

Das Treffen mit Eleana war eine tolle und emotionale Erfahrung.
Vor dem Besuch wusste ich nicht, was mich erwarten würde. Treffe ich auf ein schüchternes Mädchen, wie wird der Tag verlaufen, was ist geplant?
Insgesamt kann ich sagen, dass das Treffen und die Organisation drumherum sehr gut und professionell waren. Begonnen mit der Kommunikation mit Gina in Hamburg, die anschließende Übergabe an Kim, bei der ich mich in Guatemala immer sehr gut aufgehoben und betreut gefühlt habe. Es hat alles geklappt. Die Abholung in Antigua, die Fahrt, die Unterbringung im Hotel und natürlich das Treffen selber. Der Tag war perfekt geplant und hat sehr viel Spaß gemacht. Er wird mir immer in Erinnerung bleiben und ich habe Eleana direkt in mein Herz geschlossen.
Was mir auch in Erinnerung bleiben wird, ist die Wertschätzung, die mir entgegen gebracht wurde, dass ich die weite Reise aus Deutschland auf mich genommen habe, um Eleana in ihrer so weit entfernten Gemeinde zu besuchen.
An dieser Stelle möchte ich mich im Gegenzug bei Plan bedanken. Für mich ist es keine Selbstverständlichkeit, dass so viel für mich organisiert wird, um am Ende nur wenige Stunden mit meinem Patenkind verbringen zu können.
Allen Paten, die mit dem Gedanken spielen, ihr Patenkind zu besuchen, kann ich nur raten: macht es. Die Erfahrungen, die ich gemacht habe, sind durch nichts zu ersetzen. Der persönliche Kontakt ist ein ganz anderer als der, den man durch Briefe erhält.
In meinem Fall möchte ich ergänzend erwähnen, dass ich Guatemala als wunderbares Reiseland kennengelernt habe. Ich habe mich als alleinreisende Frau während meines gesamten Aufenthalts in Guatemala sehr sicher gefühlt. Die Guatemalteken habe ich als freundliche, hilfsbereite und zuvorkommende Menschen kennenlernt.
Ich werde mich immer gerne an diese Zeit und das Treffen zurückerinnern - und wer weiß, vielleicht gibt es sogar ein Wiedersehen…?