Patenkindbesuch bei Felista Conrad in Tansania

Im Jahr 2019 haben meine Mutter und ich uns entschieden, dass unsere nächste gemeinsame Mutter-Tochter-Reise in die Länder Kenia und Tansania führen soll. Da mein Mann und ich ein Patenkind in Tansania haben, stand ziemlich schnell fest, dass wir unser Patenkind Felista (14 Jahre alt) in ihrer Heimatregion Geita besuchen und kennenlernen wollen.
Nach Rücksprache mit den Mitarbeitern von PLAN stand unserem Besuch im September 2019 nichts im Wege und wir begannen unsere Planungen.

Die Region Geita ist sehr ländlich und abseits der Tourismusregionen gelegen, so dass die Anreise nur aufgrund der motivierten, hilfsbereiten und freundlichen Mitarbeiter von PLAN gelingen konnte. So wurden wir am Flughafen in Mwanza von einem Fahrer abgeholt und mussten dann noch mit der Fähre über den Viktoriasee und weiter über Land bis wir in Geita ankamen. Im Hotel fand am Abend ein Briefing mit den Mitarbeitern vor Ort statt, bevor es am nächsten Morgen losging.

Am Morgen haben wir zunächst den Leiter des PLAN Büros sowie alle der dortigen Mitarbeiter und Räumlichkeiten kennenlernen dürfen. Zudem wurden uns die laufenden Projekte nochmals vorgestellt und erläutert. Im Anschluss ging es zunächst mit dem Besuch eines Projekts für junge alleinerziehende Mütter und dem Besuch des Marktes los, bevor wir endlich unser Patenkind Felista treffen konnten.

An unserem Besuchstag fanden an den Grundschulen die letzten Prüfungen der Abschlussklassen statt, so dass alle jüngeren Jahrgänge schulfrei hatten und, wie wir auf unserer Anfahrt beobachten konnten, zumeist bei der Feldarbeit mithalfen.
Wir waren am Mittag, nach Beendigung der Prüfungen, an der Schule mit dem Schulleiter und der alleinerziehenden Mutter von Felista sowie mit Felista selber verabredet. Bei unserer Ankunft kamen die Kinder gerade aus dem Schulgebäude und rannten uns freudestrahlend entgegen. Die meisten der Kinder hatte keine Berührungsängste und suchten sofort den körperlichen Kontakt, um "weiße" Haut und westliche Haare mal anfassen zu können.
Unser Patenkind Felista war wohl das schüchternste der Kinder und blieb zunächst etwas hinter den anderen Kindern zurück. Im Verlaufe der nächsten Minuten "taute" sie aber auf und die riesen Freude über unseren Besuch war auch ihr sichtlich anzumerken.
Im Büro des Schulleiters überreichten wir dann die zahlreichen mitgebrachten Geschenke für Felista und ihre Familie. Zu unserer Freude hatte die Mutter auch den kleinen 4-jährigen Bruder Agustino mitgebracht, welcher natürlich ebenfalls Geschenke erhielt.
Felista selber sprach nur sehr wenig englisch und an unserem Besuchstag aufgrund der Aufregung gar nicht :-). Das war allerdings nicht weiter tragisch, da durch die Mitarbeiter von PLAN die Landessprache Suahili in die englische Sprache übersetzt wurde.

Letztendlich waren wohl beide Seiten emotional sehr ergriffen von dem Besuch. Zum einen glauben die Kinder vor Ort meist nicht, dass es die Paten in der Ferne wirklich gibt. Zum anderen war es auch für uns eine wahnsinnige Bereicherung Felista und ihre Familie vor Ort kennenlernen zu dürfen.
Etwas enttäuscht waren wir darüber, dass das Treffen so schnell wieder vorbei war. Die Zeit verging rasend schnell und der Tag war einfach zu kurz. Sehr gerne wären wir noch länger geblieben und hätten noch mehr Fragen gestellt und mit den Kindern gespielt.

Nachdem uns der Leiter des PLAN-Büros in Geita die laufenden Projekte in der Region vorgestellt und erklärt hat, haben wir eines davon vor Ort besuchen und uns ansehen dürfen.

Bei dem von uns besuchten Projekt wurde jungen und alleinerziehenden Müttern das Nähen beigebracht, damit diese sich in Zukunft selbstständig ein eigenes Einkommen sichern können. Während der Besichtigung der Lehrnähstube kamen in mir zunächst doch starke Zweifel auf, ob so viele Mädchen in einem derartig kleinen Raum mit relativ wenigen Nähmaschinen wirklich nachhaltig etwas lernen und später mit dem Erlernten auch Geld verdienen können.
Überraschenderweise war unter den jungen Müttern übrigens auch Dafuroza, die große Schwester unseres Patenkindes Felista, mit ihrem Sohn. Alle der getroffenen Frauen freuten sich wahnsinnig über unseren Besuch.

Nach unserem Treffen mit Felista haben wir dann in einem Dorf eine ehemalige Teilnehmerin des oben beschrieben Programms getroffen. Diese hatte sich tatsächlich mit einem eigenen Geschäft selbstständig machen können. Noch hinzu hatte sie mittlerweile einen Angestellten und eine Auszubildende.

Gerade anhand dieses Beispiels scheint es uns noch wichtiger als zuvor die Projekte von PLAN vor Ort zu unterstützen. Alleine die Erfolgsgeschichte dieses Mädchens war so unbeschreiblich schön und mitreißend, dass einem wirklich die Tränen kamen. Ohne die Hilfe vor Ort wäre dies so mit Sicherheit nicht möglich gewesen.

Erst durch unseren Besuch in Tansania und die dort gewonnenen Eindrücke und Erlebnisse können wir wirklich verstehen und nachvollziehen, wie wichtig die verschiedenen Projekte für die Menschen vor Ort sind. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass es einen großen Unterschied zwischen den touristisch erschlossenen und den sehr ländlichen Regionen gibt.
Traurig zu sehen war beispielsweise, wie gut Kleinkinder bereits mit einer Spitzhacke auf dem Feld umgehen können. Hier wünscht man sich, dass jedem Kind ein Schulbesuch und Bildung für eine bessere Zukunft ermöglicht werden kann.

Letztendlich kann man jedem Paten nur sehr ans Herz legen sein Patenkind, wenn es einem irgendwie möglich ist, einmal zu besuchen. Jeder Besuch erweitert den persönlichen Horizont ungemein und zeigt einem immer wieder auf, wie gut es uns in Deutschland eigentlich geht.
Es war einfach schön zu sehen, mit welchen einfachen Geschenken man die Menschen glücklich machen konnte. Eigentlich haben auch einfach nur das persönliche Interesse an der Person und ein Lächeln ausgereicht.
Am Ende möchten wir uns nochmal ganz herzlich bei den Mitarbeitern von PLAN in Deutschland und Tansania für die Unterstützung bei der Durchführung unseres Besuchs sowie für deren Arbeit generell bedanken. Ihr seid großartig, macht weiter so.