Patenkindbesuch bei Vang Thi in Vietnam

Aus unserem Patenengagement im Rahmen einer Städtepartnerschaft zwischen unserer Heimatstadt Jena und der nikaraguanischen Kleinstadt San Marcos konnten wir das Besondere eines Treffens mit dem Patenkind bereits erleben.
Dies war auch die Motivation meines Mannes und mir unsere schon längere Zeit geplante Vietnamreise mit einem Besuch unseres 13-jährigen Patenmädchens zu verbinden. Im Sommer haben wir den Kontakt mit dem PLAN Büro in Hamburg aufgenommen und innerhalb von wenigen Wochen und wenigen Mails war der Besuch von PLAN organisiert. Unser Patenmädchen Hien und ihre Familie leben im Norden Vietnams unweit der chinesischen Grenze. Die Busfahrt von Hanoi in die Gebietsstadt Lai Chau dauert ca. 7 Stunden, da insbesondere der zweite Teil der 450 km langen Strecke auf kurvenreicher und über eine Pass von 2000 m führenden Straße entsprechend Zeit fordert. Dann sind es nochmal 25 km mit dem Taxi weiter nach Phong Tho, wo sich das regionale Büro von PLAN befindet. Aufgrund der Lage ist dieses Gebiet touristisch (noch) nicht erschlossen und manche Einheimische haben das erst Mal „Langnasen“ gesehen.

Es war für alle Beteiligten eine Premiere – wir waren die ersten Paten, die die Region und die Schule besuchten. Entsprechend engagiert und vollgepackt war das Programm. Wir, die Mitarbeiter von PLAN und unser Patenkind mit seiner Mama, in der wunderschönen selbstgenähten Tracht ihrer ethnischen Bevölkerungsgruppe gekleidet, besuchten nach der Begrüßung durch den Bürgermeister der Gemeinde das von PLAN betreute Gemeindezentrum und wurden gleich mit in die Gemeindestunde integriert.
Beim anschließenden Mittagessen konnten wir endlich die ersten Worte mit Hien und ihrer Mama persönlich wechseln. Sie sahen beide so hübsch und stolz in ihrer Tracht aus. Hien war in der Runde mit den vielen Erwachsenen natürlich sehr schüchtern, aber im Gespräch mit ihrer Mama und Huong von PLAN, die sie ja kennt, huschte auch immer wieder ein Lächeln über ihr Gesicht.
Der Besuch der Schule von Hien war das Ereignis für Lehrer, Schüler und natürlich für uns. Jeder wollte in der so herzlichen, offenen Art und immer mit einem Lächeln uns etwas zeigen, mit uns reden. Wir schauten uns die einfachen Schlafmöglichkeiten für die InternatsschülerInnen wie Hien an, die Internatsküche mit riesigen Reiskochautomaten und die technisch modern ausgestatteten Unterrichtsräume. In Hiens Klasse nahmen wir an einer Unterrichtsstunde teil bevor zum Schluss in einer anderen Klasse die Mutigsten noch ihre Englischkenntnisse testeten. Beim gemeinsamen Fototermin auf dem Schulgelände strahlten und lachten alle um die Wette.
Unsere mitgebrachten Geschenke – Süßigkeiten für alle, ein Fotoalbum und etwas Persönliches für Hien sowie Lebensmittel für ihre Familie - konnten wir gar nicht mehr in Ruhe gemeinsam betrachten, die Zeit zur Rückfahrt war gekommen. Hiens Mama schenkte uns zwei selbst genähte Umhängetaschen.
Bedauert haben wir, dass für den persönliche Austausch mit Hien und ihrer Mama wenig Zeit war und wir nicht die gesamte Familie sowie ihr zu Hause kennenlernen konnten.

Wir sind beeindruckt vom Engagement der PLAN-Mitarbeiter vor Ort. Sie kennen die Besonderheiten der Region und ihrer Menschen, die überwiegend ethnischen Minderheiten angehören, die friedlich zusammenleben, z. B. Einkommen unterhalb der Armutsgrenze, Mangelernährung der Kleinsten, frühe Heirat der Mädchen vor dem 18. Lebensjahr, fehlende sanitäre Grundausstattung, vietnamesisch als Zweitsprache. Mit den organisierten Zusammenkünften, den Besuchen in der Schule, den Gesprächen in der Gemeinde setzen sie genau da an, vermitteln neue Kenntnisse und halten diese nach.
Genauso beeindruckt hat uns die Offenheit und Herzlichkeit der Menschen. Wir wurden oft auf der Straße mit einem „Hello“ und einem Lächeln gegrüßt. Die Fröhlichkeit, Neugierde und Ausgelassenheit der Kinder einerseits und andererseits der Respekt und die Achtung gegenüber Erwachsenen waren auffällig.

Wir haben herzliche Menschen kennengelernt und ins Herz geschlossen. Berührt hat uns die Dankbarkeit für die Hilfe, die sowohl unserem Patenkind und seiner Familie eine Chance bietet und gleichzeitig der gesamten Gemeinde zu Gute kommt. Wir wünschen uns, dass Hien ihren Traum in Hanoi zu studieren und Lehrerin zu werden in die Tat umsetzen wird. Ihrer Mama blieb das aufgrund der Armut der Familie verwehrt und ihr Wunsch ist, dass ihren Kindern mehr Möglichkeiten offen stehen.
Ganz besonders danken wir den PLAN-Mitarbeitern, die uns so liebevoll und herzlich zur Seite standen – Danke Dzung in Hanoi, Huong und Hung in Phong Tho sowie allen anderen.