Patenkindbesuch bei Elen Michell Vega in Kolumbien

Freudige Erwartungen….
Auch im Winter 2022, wie jedes Jahr vor Weihnachten, war der Briefkasten voll mit Spendenaufrufen. Die Flutkatastrophe im Ahrtal war noch sehr präsent und dann vor allem der Krieg in der Ukraine, die unserer Spenden bedurften und weiter bedürfen.
In Kontrast dazu sprachen mich gerade in diesem Jahr die Spendenaufrufe von PLAN International an, ganz besonders die Aufrufe zu der möglichen Übernahme einer Patenschaft für ein Mädchen, die konkret und deutlich persönlicher erschienen.
Das Anliegen von PLAN, eine Patenschaft für ein Mädchen zu übernehmen, das in einer nicht so privilegierten Weltregion aufwächst, erscheint mir als privilegierte Frau in Deutschland sehr sinnvoll. Eine Patenschaft ist real und dadurch können regional verbesserte Rahmenbedingungen für eine gelingende Erziehung und Bildung im familiären und lokalen Umfeld geschaffen werden.
Der Gedanke verfestigte sich und ich beschloss eine Patenschaft zu übernehmen. Da ich bereits im Winter 2022 eine Fortbildungsreise nach Kolumbien für das Folgejahr plante, entschied ich mich ganz pragmatisch für Kolumbien als Wunschland für meine Patenschaft.
Anfang 2023 bekam dann mein Patenkind einen Namen und ein Gesicht. Mein Patenkind heißt Elen, war Anfang des Jahres 6 Jahre alt und lebt mit ihrem 7 Jahre älteren Bruder Santiago und den Eltern Lenis und Emilio in einer Gemeinde in Kolumbien, so wie meinerseits gewünscht.
Nun, Kolumbien ist groß, als ich dann sah, dass mein Patenkind Elen im Landesteil Caribe, in dem auch mein Kongress stattfinden würde, lebt, war ich sehr zuversichtlich, dass ich Elen in ihrer Heimat, i.R. meiner geplanten Reise, kennenlernen würde, und so kam es auch…

Nachhaltige Erlebnisse…
Vor Beginn des Kongresses in Cartagena waren wir, mein Ehemann und ich, noch privat in Kolumbien zwischen Bogota und der Karibik unterwegs und waren fasziniert von der Freundlichkeit und Aufgeschlossenheit der Kolumbianer mit denen wir, trotz fehlender Sprachkenntnisse in Spanisch unsererseits, in Kontakt kamen. Die Kommunikation lief in Englisch, mit Google-Translater und sogar teilweise in Deutsch. Wir lernten vor allem auch sehr selbstbewusste Frauen in allen Ethnien kennen, die sehr kommunikativ und interessiert waren. Wir waren angenehm überrascht über den guten Organisationsgrad, die Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und die große Hilfsbereitschaft der Menschen in allen besuchten Regionen. Wir sind bei Reisen immer achtsam, haben uns aber während unserer gesamten Reise in Kolumbien, auf der wir uns frei und ohne Reisebegleitung bewegt haben, in keiner Situation unsicher gefühlt.
Und so waren dann auch die Planung und Organisation unseres Besuches bei Elen zunächst über PLAN Deutschland und in der Folge dann über PLAN Kolumbien sehr unkompliziert.
Am Morgen des 6. Juni 2023 wurden wir in unserem Hotel in Getsemani/Cartagena pünktlich um 8.00 Uhr abgeholt und zunächst in das Büro von Plan int. Colombia in Cartagena gebracht. Ruberth als englisch-spanisch Dolmetscher war von Anfang an mit dabei. Im Büro erhielten wir vielfältige Informationen zu der Arbeit, den Aufgaben und Zielen von PLAN sowie vielfältige Instruktionen und Informationen zu Verhaltensregeln i.R. des geplanten, durch PLAN-Mitarbeiter begleiteten Besuches.
So langsam stieg die Aufregung, nach ca. 1 Stunde ging es dann endlich los mit einem kleinen Bus, der uns in die Gemeinde/Schule von Elen bringen würde. Unser Fahrer war Albert, auch dabei waren die Plan-Mitarbeiter Patricia, Viviana, Angie und Shirley und Ruberth, wie bereits erwähnt zum Übersetzen. Wir fuhren ca. 1 Stunde zunächst raus aus Cartagena in Richtung Westen, durchgängig über ordentliche Straßen.

Gewonnene Erkenntnisse…
Mit der Unterstützung eines Kindes im Rahmen einer Patenschaft wird der Boden bestellt, damit Mädchen, aber auch Jungs unter geschützten Rahmenbedingungen sich frei in Familie und Schule entsprechend ihren Fähigkeiten entwickeln können.
Wir waren beeindruckt von dem vorhandenen Selbstbewusstsein von Elen, ihrem Bruder und auch der Mutter, die einen sehr liebevollen, beschützenden und doch emanzipierten Eindruck machte. Wir gewannen den Eindruck einer modernen, jedes einzelne Kind, unabhängig vom Geschlecht, fördernden Familie. Die Mutter bestätigte, dass sie sich mit ihrem Mann bewusst nur für 2 Kinder entschieden habe, sie selbst ist noch mit 7 Geschwistern aufgewachsen, auch ihr Mann hatte viele Geschwister. Die Eltern möchten beiden Kindern gerecht werden können und es beiden ermöglichen ihre Ziele zu verfolgen. Und Ziele haben Elen, sowie ihr Bruder Santiago. Beide würden gerne studieren. Wir waren sehr beeindruckt von dem Wissen und den Fähigkeiten der beiden Geschwister und gewannen den Eindruck, dass sich beide auch gegenseitig unterstützen und respektieren.
Auch hatten wir den Eindruck, dass in der Klassengemeinschaft von Elen eine große gegenseitige Wertschätzung besteht, wir durften den sehr engagierten Klassenlehrer von Elen kennenlernen und einige Mitschülerinnen und Mitschüler aus der Klasse von Elen. Besonders ist mir noch Mathias in Erinnerung, ein Freund von Elen aus Ihrer Klasse. Die Schule insgesamt macht einen sehr guten Eindruck, wir sahen nur in glückliche Gesichter, die Spaß und Freude ausstrahlten, wir spürten keine Angst, jedoch großen gegenseitigen Respekt.

Bleibende Erinnerungen…
… viele Gesichter von glücklichen Kindern. Eine liebevolle, bescheidene aber intelligente und selbstbewusste Elen mit einem beschützenden, ebenfalls selbstbewussten Bruder, einer fördernden, emanzipierten Mutter, eine stolze Familie, die sich ihrer Fähigkeiten bewusst ist.
…eine sich entwickelnde Region in der Nähe von Cartagena mit soweit beurteilbar ordentlicher Infrastruktur und guten hygienischen Verhältnissen.
…eine wunderbare Natur, die vielfältig und fruchtbar ist und soweit beurteilbar nachhaltig bewirtschaftet wird.
…ein tolles Land, tolle Einwohner mit beeindruckender ethnischer Vielfalt und hoffnungsvoller, vielversprechender gesellschaftlicher Entwicklung.
…Kolumbien, ein Land mit vielen emanzipierten, stolzen Frauen, ein buntes, farbenfrohes, ethnisch vielfältiges Land.
…und mittendrin Elen und ihre Familie.