Vom 22. November bis zum 5. Dezember 2023 reiste die Stiftung Hilfe mit Plan mit einer Gruppe Unterstützer:innen nach Nepal. Es waren zwei sehr intensive Wochen, in denen wir erlebten, welchen Unterschied die Plan-Projekte für die Menschen vor Ort machen – und wie sie vor allem junge Frauen stärken, ein selbstbestimmtes Leben zu führen.
„Früher habe ich mich nicht getraut, mit fremden Menschen zu sprechen. Meine Stimme hat einfach versagt“, berichtet Projektteilnehmerin Mina*. Wenn man sie reden hört, kann man sich das kaum vorstellen. Selbstbewusst steht sie vor uns, ihre Stimme ist fest und laut. Sie strahlt. Gemeinsam mit anderen jungen Frauen, hat die junge Mutter im Rahmen des Projekts „Zukunftsperspektiven für junge Frauen“ gelernt, Körbe zu flechten, diese gewinnbringend zu verkaufen und so ihr eigenes Geld zu verdienen. Wir treffen Mina und neun weitere Projektteilnehmerinnen in einem Vorort von Pokhara. In einem Raum, der von der lokalen Partnerorganisation zur Verfügung gestellt wird und in dem sie auch nach Ende des Projekts regelmäßig zusammenkommen − um ihre Produkte gemeinsam an Händler:innen zu verkaufen und sich gegenseitig zu unterstützen. Die Teilnahme an dem Projekt hat ihr Leben verändert, berichtet auch Rama*. Ihr Mann verlor bei einer Operation sein Augenlicht, konnte sein Studium nicht beenden, nicht mehr arbeiten. Sie selbst kämpfte mit Depressionen und sah keine Perspektiven für ihre Zukunft. Dann kam das Projekt von Plan International. Heute führt sie erfolgreich ihr eigenes kleines Unternehmen. Es sind Begegnungen und Geschichten wie diese, die ans Herz gehen, die Mut machen und zeigen: Wir können mit unserem Engagement etwas verändern!
Perspektiven schaffen für junge Menschen
Von Pokhara aus geht es für uns mit dem Bus weiter Richtung Südosten, zunächst nach Hetauda und später weiter nach Janakpur. Hier befindet sich das Regionalbüro von Plan International Nepal. Die Kolleg:innen begrüßen uns herzlich in den Büroräumen und berichten von ihrer Arbeit und den Herausforderungen vor Ort. Janakpur befindet sich nur wenige Kilometer von der indischen Grenze entfernt. Die Region ist von extremer Armut geprägt. Für junge Menschen gibt es hier kaum Perspektiven und die Migrationsrate ist eine der höchsten im Land. Viele gehen auf der Suche nach Einkommensmöglichkeiten in das angrenzende Indien oder auch die Arabischen Emirate. Doch auch hier sieht ihr Leben alles andere als rosig aus. So landen sie oft weit entfernt von ihren Familien in ausbeuterischen Arbeitsverhältnissen. Die Stiftungsfamilie unterstützt deshalb aktuell das Projekt „Berufliche Zukunft und Arbeit für junge Menschen“, in dem erfolgreiche Ansätze aus dem bereits abgeschlossenen Projekt „Zukunftsperspektiven für junge Frauen“ weitergeführt werden. So wollen wir jungen Frauen, aber auch jungen Männern, einen gleichberechtigten Zugang zu Berufsausbildung und menschenwürdiger Arbeit ermöglichen – und das in ihrer Heimat, in der Nähe ihrer Familien. Denn nur wenn sie in ihren Gemeinden bleiben, können sie aktiv dazu beitragen, dass sich die Situation dort zum Besseren verändert.
Besonders beeindruckend ist der Besuch in einem Dorf im Distrikt Dhanusha. Schon aus dem Bus heraus sehen wir Menschen zum Dorfplatz strömen, einige von ihnen in traditionellen Trachten mit Feuerschalen auf dem Kopf. Auf dem Dorfplatz erwartet uns dann ein prachtvoll geschmücktes Festzelt. Wir werden zunächst mit einer traditionellen Zeremonie begrüßt – eine von vielen, die wir in den Tagen in Nepal erleben dürfen. Dieses Mal werden wir mit einer pinken Tika sowie einem pinken Hut geehrt. Die Tika ist ein hinduistisches Symbol für Kraft und soll das auf der Stirn vermutete Energiezentrum, das „dritte Auge“, schützen. Es folgt ein eindrucksvolles Programm aus Reden, Tanz, einem Theaterstück sowie ein Austausch mit jungen Projektteilnehmer:innen, die berichten, welche Ausbildungen sie im Rahmen des Projekts anstreben. Zum Abschluss wird gemeinsam getanzt. Inzwischen hat sich fast das gesamte Dorf vor der Bühne versammelt. Nicht nur für uns ist das Treffen ein Highlight, sondern auch für die Menschen vor Ort, die sich über das Interesse aus dem Ausland freuen.
Die Eindrücke, die wir auf der Reise nach Nepal sammeln durften, werden noch lange nachwirken. Sie machen uns einmal mehr bewusst, welche Chancen wir in der westlichen Welt wie selbstverständlich genießen. Die Reise zeigt jedoch auch, was wir gemeinsam bewegen können. Zahlreiche persönliche Begegnungen haben uns bewiesen: Was wir tun, macht einen Unterschied!
*Hinweis: Namen zum Schutz geändert.