Foto © Plan International / Heba Khalifa

Internationaler Tag gegen weibliche Genitalverstümmelung

von Stiftung Hilfe mit Plan

Das Schweigen brechen

Heute, am 6. Februar, ist der Internationale Tag gegen weibliche Genitalverstümmelung. Mit der globalen Migration ist das Thema auch in Europa angekommen. Gwladys Awo, Projektkoordinatorin bei Plan International Deutschland, möchte Mädchen in Deutschland vor der grausamen Praktik schützen.

Jeden Tag werden durch Genitalverstümmelung weltweit rund 8.000 Mädchen auf brutale Weise ihrer Würde beraubt. Gwladys Awo hat nur einen Wunsch: dass es aufhört. Seit 2013 treibt sie für Plan International das Projekt „Let’s CHANGE “ gegen weibliche Genitalverstümmelung voran. „Auf der ganzen Welt sterben täglich Mädchen und Frauen an der Beschneidung ihrer Genitalien“, sagt die in Benin geborene Sozialpädagogin. „Wir sind verpflichtet, unsere Töchter und Schwestern aktiv vor dieser gravierenden Menschenrechtsverletzung zu schützen.“

Let's Change

In speziellen Trainings werden sogenannte CHANGE-Agents ausgebildet, die als Multiplikatorinnen und Multiplikatoren die Aufklärung über die lebensbedrohliche Praktik in ihren jeweiligen afrikanischen Communities fungieren. Die betroffenen Familien erfahren, welche Folgen der 5.000 Jahre alte, brutale Brauch der Genitalbeschneidung für Mädchen und Frauen hat, wie sie ihre Töchter davor schützen können, und welche medizinische Hilfe und rechtlichen Aspekte es gibt.

Auch Beratungsstellen werden im Rahmen des Projekts durch die CHANGE-Agents unterstützt. Insgesamt wurden seit Projektbeginn erfolgreiche Schulungen in vier Beratungsstellen in Hamburg durchgeführt. Dabei zeigt sich: Der Bedarf an Beratungen zum Thema weibliche Genitalverstümmelung ist hoch. Projektleiterin Gwladys Awo führt daher auch viele telefonische Beratungen für Institutionen sowie für betroffene Frauen durch. Frauen, die in Deutschland leben und ihre Kinder dringend vor einer Genitalverstümmelung in ihren Heimatländern, schützen möchten, berät Awo dabei ebenso wie betroffene Frauen, die sich in Zusammenhang mit Asylanträgen mit Fragen an sie wenden.

Schutzbrief gegen weibliche Genitalverstümmelung

Die Eingriffe, denen die Mädchen ausgesetzt sind, stellen eine schwere Kinder- und Menschenrechtsverletzung dar. Es handelt sich um „eine teilweise oder vollständige Entfernung der weiblichen Genitalien oder andere Verletzungen weiblicher Genitalorgane aus nicht medizinischen Gründen“. So die Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und des UN-Kinderhilfswerks Unicef.

Im Rahmen des Projekts hat Gwladys Awo einen speziellen Schutzbrief initiiert, den Familien vorzeigen können, die von Verwandten unter sozialem Druck zu einer Beschneidung ihrer Töchter angehalten werden. Darin sind die rechtlichen Folgen beschrieben. Weibliche Genitalverstümmelung verstößt gegen deutsches und internationales Recht und wird in Deutschland bestraft. Das gilt auch, wenn die hier lebenden Mädchen während eines Aufenthalts im Heimatland beschnitten wurden. Den Schutzbrief gibt es bisher nur in Hamburg. Das soll sich jedoch bald ändern. So kündigte Hamburgs Erster Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher an: „Ich kann Ihnen heute mitteilen, dass wir bei der letzten Ministerpräsidentenkonferenz beschlossen haben, dass es nach diesem Vorbild einen bundesweiten Schutzbrief geben soll.“ Ein großer Erfolg. Doch ein Schutzbrief allein reicht nicht aus.

Foto © Lucas Stoppel / Senatskanzlei | Gwladys Awo (mitte) bei der Vorstellung des Schutzbriefes in Hamburg

„Unser Anliegen ist es, auch erst seit Kurzem in Deutschland lebende Familien für das Thema zu sensibilisieren – und sie so besser zu integrieren. Das geht nur, wenn wir alle Beteiligten in unsere Arbeit mit einbeziehen.“

#Gwladys Awo

So spricht Awo zum Beispiel in Hamburg gezielt Imame an. Diese haben großen Einfluss in ihren Gemeinden und können viel bewegen. Schätzungen zufolge sind in Deutschland rund 15.500 Mädchen von Genitalverstümmelung bedroht. Doch Gwladys Awo hat Hoffnung, dass sich etwas verändert. Die meisten jungen afrikanischen Frauen seien sensibilisiert und wollen nicht, dass ihre Töchter verstümmelt würden. Noch haben aber viele in ihrer Familie keine Lobby. „Also muss man die Frauen stärken, indem man ihnen einen Job gibt. Ist die Frau die Ernährerin der Familie, gewinnt sie an Bedeutung – ebenso ihre Einstellung zur Tradition“, erklärt Awo. Wehre sich diese Frau dann gegen die Genitalverstümmlung, werde sie nicht mehr einfach so von der Familie überstimmt.

 

 

Folgende Projekte gegen weibliche Genitalverstümmelung können Sie unterstützen:

Foto © Plan International

Deutschland

Mehr als 15.000 Mädchen in Deutschland sind von weiblicher Genitalverstümmelung bedroht. Im Rahmen des Projekts „Let’s CHANGE“ werden sogenannte CHANGE-Agents ausgebildet, um den offenen und inklusiven Dialog in Gemeinden in Hamburg zu fördern.

 

 

Foto © Plan International

Guinea

In Guinea sind rund 97 Prozent der Mädchen und Frauen zwischen 15 und 49 Jahren von weiblicher Genitalverstümmelung betroffen. Durch Aufklärung, aber auch Maßnahmen wie alternative Einkommensmöglichkeiten für Beschneiderinnen, geht Plan International dagegen vor.