Coronavirus: Zur Situation in Guatemala


Sechs Fragen an Kinderrechtsaktivistin Mayra, wie sich die Corona-Krise in ihrer Heimat Guatemala auswirkt.

Stand: 22.03.2020

Foto © Susanne Baade

Wie hat sich dein tägliches Leben verändert durch das Corona Virus?

Mayra: „Es hat sich enorm verändert. Zum heutigen Tag sind 512 Menschen in Quarantäne, 12 nachweislich infiziert und eine Person verstorben. Einige sehen die Quarantäne als wichtige Maßnahme an, aber ein großer Teil der Bevölkerung tut sie als übertrieben ab. Was mir Sorgen macht ist, dass unser Gesundheitssystem nicht vertrauenswürdig ist und dass es nicht genügend medizinisches Personal gibt."

Wie kannst du dich und andere schützen?

Mayra: „Indem ich den Empfehlungen des Präsidenten folge, zu Hause bleibe und den Kontakt zu anderen Menschen so gut es geht meide. Denn hier trägt kaum jemand Masken oder Handschuhe, da diese in den Apotheken schon lange ausverkauft sind.“

Wie kannst du weiterhin dein Einkommen und ausreichend Lebensmittel sichern?

Mayra: „Die ganze Familie legt zusammen. Alles Geld, das wir bis jetzt gespart haben, müssen wir nun sehr sparsam einsetzen und hoffen, dass es reicht, bis wir wieder voll arbeiten können. Aufgrund der Quarantäne haben wir derzeit kein Einkommen.“

Wie bist du bis jetzt zur Arbeit gekommen und kannst du noch Freunde und Familie sehen?

Mayra: "Bis gestern hatte ich noch Arbeit und bin jeden Tag 5 km gelaufen, da die Busse nicht mehr fahren. Was mein Studium angeht, so bekommen wir online Aufgaben zugeschickt, die wir abarbeiten sollen. Da wir zu Hause kein Internet haben, kann ich nur bedingt weiter studieren. Das macht mir große Sorgen. Ich gebe alles, versuche die Aufgaben nachts nach der Arbeit zu machen, um so gut es geht die Anforderungen der Universität zu erfüllen. Bezüglich meiner Freunde, so arbeiten einige noch und andere sind zu Hause. Wir kommunizieren über Handys und tauschen uns zu der Situation, und welche Auswirkungen sie auf uns hat, aus."

Wovor hast du am meisten Angst in diesen Tagen?

Mayra: "Dass uns während der Quarantäne das Essen und das Geld ausgeht. Dass die Vorkehrungen gegen Covid-19 nicht greifen und meine Familie betroffen ist. Dass sich diejenigen infizieren, die nichts zum Überleben haben. Dass wenn wir uns anstecken, der Staat nicht mehr die Kapazitäten hat, um uns zu behandeln."

Was sind die Konsequenzen für die Kinder der Plan-Projekte? Wie schätzt du die Situation für die Kinder in den Gemeinden ein?

Mayra: "Dass die Kinder keine Bildung mehr bekommen, da sie momentan nicht zur Schule gehen. Es findet überhaupt kein Unterricht statt und viele Kinder gehen nun auf dem Feld arbeiten. Das ist ein Rückschritt und verhindert die Entwicklung der Kinder. Dadurch steigt die Gefahr, dass sich die Armutsspirale weiterdreht.

Eine weitere Konsequenz ist die steigende Zahl der infizierten Kinder. Wenn die Erwachsenen weiter so achtlos sind und auf die Straße gehen, dann erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich anstecken und mit ihnen auch ihre Kinder. In dem Viertel, in dem ich wohne, ist Unterernährung weit verbreitet und die Kinder hätten kaum eine Chance zu überleben, wenn sie sich anstecken. Außerdem: Wenn der Kinderschutz schon vorher mangelhaft war, so sind die Kinder in dieser Situation noch verwundbarer. Sowohl wenn es um das Wahren ihrer Rechte geht, als auch beim Schutz und der Sicherung dieser."

 

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