Unsere Stifterinnen des Monats Oktober sind Karina Klein und ihre Tochter Milena Grieger aus Baden-Württemberg. 2013 gründeten sie mit dem Erbe ihrer Tante eine eigene Treuhandstiftung, entwickelten die Idee eines Mädchenschutzhauses zusammen mit Plan International und finanzierten den Bau mit. So entstand ein sicherer Ort, der sexuell misshandelten und schwangeren Mädchen Zuflucht gewährt. Jährlich nutzen sie und ihre Tochter den Weltmädchentag, um Spenden für ihr Projekt einzuwerben. Dieses Jahr feiern sie mit ihrer Treuhandstiftung zehnjähriges Jubiläum.
1. Was war der Auslöser für Ihr Engagement?
Ich war 1982 als Medizinstudentin in einem Krankenhaus für Geburtshilfe in Santa Cruz in Bolivien tätig. Dort habe ich erlebt, wie mit gebärenden Frauen umgegangen wird. Sie wurden beschämt und herablassend behandelt, besonders wenn es sich um sehr junge oder indigene Frauen handelte. Im März 2013 bin ich dann mit Kathrin Hartkopf auf eine Stiftungsreise nach Peru und Bolivien gefahren. Ich hatte da gerade das Erbe meiner verstorbenen Tante angetreten und wollte es für einen guten Zweck einsetzen. Sie war kinderlos und hat sich immer um das Wohlergehen von Kindern bemüht. Ich war schon sehr lange Plan-Patin, wie auch meine Tochter Milena. Wir haben die Stiftung nach unserer Tante Johana genannt, der Name zieht sich über mehrere Generationen durch unsere Familie.
2. Was liegt Ihnen bei Ihrem Engagement besonders am Herzen?
Der komplette Name unserer Stiftung ist „Johana – our own lives, bodies and rooms“, da wir Mädchen und jungen Frauen ein selbstbestimmtes Leben ermöglichen wollen. Dafür ist der Schutz vor Gewalt und die Selbstbestimmung über ihre Körper entscheidend. In vielen Gesellschaften und Kulturen wird sehr früh über den Körper von Mädchen verfügt und überall auf der Welt erleben besonders Mädchen Misshandlungen und sexuelle Übergriffe. Als Medizinerin weiß ich, welche bleibenden körperlichen und seelischen Belastungen dadurch entstehen können. Außerdem lehnt sich der Name unserer Stiftung an das bekannte Buch der britischen Schriftstellerin Virigina Woolf an: A Room of One’s Own. Frauen brauchen nicht nur Schutz- und Rückzugsorte, sondern auch ihre eigenen Räume, um sich voll entfalten zu können.
3. Warum sind Sie gerne Teil unserer Stiftungsfamilie?
Die Stiftung Hilfe mit Plan ist wie ein schützendes Dach, unter dem sich jeder nach besten Möglichkeiten engagieren kann. Alles ist bestens organisiert und es werden einem viele Aufgaben abgenommen. Bei Fragen erhält man immer zeitnah fundierte Antworten. Meine Tochter und ich waren 2015 beim 3. Internationalen Stiftungstreffen in Weimar. 2017 waren wir beim 4. Internationalen Stiftungstreffen in Hamburg, in der schönen Elbphilharmonie. Das hat uns beides sehr gut gefallen, da der Austausch mit Gleichgesinnten so wertvoll war. Auch die Locations waren immer sehr gut ausgewählt.
4. Was war bisher Ihr größtes Highlight?
Unsere erste gemeinsame Reise nach Bolivien 2016 war definitiv ein Highlight. Meine Tochter und ich waren mit drei Freundinnen vor Ort, und wir hatten Madita Johana dabei, meine erste Enkelin, die damals neun Monate alt war. Sie hat die Herzen aller geöffnet und sofort das Eis gebrochen. Wir kamen darüber sehr leicht mit allen ins Gespräch. Zu dem Zeitpunkt, als wir ankamen, waren gerade die ersten Mädchen in das Schutzhaus in Tarija eingezogen. Es gab zunächst nur das untere Stockwerk, eine Küche, ein großer Aufenthaltsraum und Schlafräume. Alles war sehr liebevoll hergerichtet. Mittlerweile gibt es ein weiteres Stockwerk mit Therapie- und Arbeitsräumen, einen Hofladen zur Straße hin und ein eigenes Büro. Es ist ein sehr großes Gelände, auf dem es auch einen Spielplatz für die Kinder gibt, einen kleinen Gemüsegarten und viel Platz zum Verweilen. Die Mädchen und jungen Frauen sind dort sehr gut aufgehoben. 2018 bin ich noch einmal allein dorthin gereist.
Das Mädchenschutzhaus in der südbolivianischen Stadt Tarija war eine gemeinsame Idee der Südamerikanerin Martha Riviera, der Gender-Beauftragten von Plan Bolivien und mir. Als Projektpartnerin konnten sie die Frauenorganisation „Mujeres en Acción“ gewinnen. Diese hatte bis dahin in einer winzigen Wohnung mitten in Tarija sexuell misshandelten und vergewaltigten Minderjährigen Schutz und Hilfe gegeben. Mit dem neuen Haus haben sie nun viel mehr Möglichkeiten und Platz, auch um etwas herzustellen und so ihr eigenes Geld zu verdienen. Ihre Erzeugnisse, wie Kuchen oder Textilien verkaufen sie in einem kleinen Laden oder bringen sie direkt auf den Markt oder zu Festen. Ihr Können hat sich mittlerweile herumgesprochen und es kommen immer mehr Bestellungen herein. Der Alltag ist gut organisiert. Sie haben einen Putz- und Kochplan. Alkohol ist verboten und sie werden in Medienkonsum unterrichtet. Sie werden von einer Sozialarbeiterin und einer Psychologin betreut, um die Gewalterfahrungen einzuordnen und zu verarbeiten. In Einzeltherapie und Workshops lernen sie ihre Fähigkeiten und Stärken kennen, ebenso wie ihre Rechte. Desweiteren gibt es eine sehr engagierte Anwältin, die die Fälle der Mädchen vor Gericht bringt und schon einige Verurteilungen erreicht hat. Dies ist nicht nur für die Rehabilitation der Mädchen sehr wichtig, sondern auch entscheidend um eine Sensibilisierung und Umdenken der Gesellschaft zu erreichen. Es ist auch schön zu sehen, wie die Kleinstadt Tarija gewachsen ist, das Mädchenhaus liegt nicht mehr am Rande und mit ihren Protesten sind die Mädchen auch im Zentrum immer wieder präsent.
5. Was raten Sie anderen, die sich engagieren möchten?
Man kann sein Engagement zunächst mit einer Patenschaft beginnen und sich dann immer weiter vortasten. In jedem Fall macht es Sinn, mal mit auf eine Projektreise zu gehen. Eine solche Reise ist eine bleibende Erfahrung. Man kann direkt vor Ort die Arbeit von Plan International erleben. Das ist so eine Bereicherung und motiviert einen, noch mehr tun zu wollen. Es ist außerdem nicht nötig, unbedingt seine eigene Treuhandstiftung zu gründen. Man kann sich auch langfristig über Zustiftungen engagieren, ob für Themen wie Bildung, Mädchenförderung oder Klimawandel.
6. Was ist Ihr größter Traum für die Kinder der Welt?
Ich wünsche mir, dass sich Mädchen frei entfalten können. Sie sollen ohne Gewalt aufwachsen und alleine über ihren Körper und ihr Leben entscheiden können. Das ist das Wichtigste.
Auch Sie möchten sich für Kinder weltweit engagieren? Sprechen Sie uns gerne an.
Julia Hammer & Team
Engagementberatung
Tel.: 040 / 607 716 - 260
E-Mail: info@stiftung-hilfe-mit-plan.de