Foto © Plan International

Ghana: Es braucht Toiletten, damit Mädchen zur Schule gehen

von Stiftung Hilfe mit Plan

Der ghanaische Projektmanager William Domapielle erklärt, was der Zugang zu sauberem Wasser mit dem selbstbestimmten Leben von Mädchen zu tun hat.

„Auf dem Papier sieht es so aus, als sei Ghana ein aufstrebendes Land. Bergbau, Industrie und Landwirtschaft bescheren dem Staat wirtschaftliches Wachstum – und das trotz Währungsverfall und Inflation“, sagt William Domapielle, Manager des Plan-Projektes „WASH* – Sauberes Wasser für Ghana / Phase 2“. „Doch wenn man in ländliche Regionen des Landes fährt, trifft man auf Dörfer, die von der Infrastruktur völlig abgeschnitten sind und noch nicht einmal Zugang zu sauberem Wasser haben.“ Dabei ist Wasser nicht nur ein überlebenswichtiger Rohstoff, sondern von ihm hängt die Entwicklung einer ganzen Dorfgemeinschaft ab. Wie weit eine Wasserquelle entfernt oder wie verunreinigt sie ist, kann bestimmen, wie sich Kinder körperlich und geistig entwickeln. Mädchen sind dabei noch stärker betroffen als Jungen.

„Wasser zu holen ist die Aufgabe vieler Mädchen. Wenn die Wasserquelle kilometerweit weg ist, kommen sie nach getaner Arbeit entweder zu spät zur Schule oder sind so erschöpft, dass sie gar nicht mehr am Unterricht teilnehmen können. Wäre die Wasserquelle nur ein paar Meter entfernt, sähe das Leben der Mädchen ganz anders aus.“

In der Region North East und in der östlichen Region Oti an der Grenze zu Togo verbessert Plan International in 20 Gemeinden die Versorgung mit Wasser- und Sanitäranlagen. Dies ist schon das dritte WASH-Projekt in dem Land und kann daher auf alten Erfolgen und langjährigen Erfahrungen aufbauen. Vor allem Schulen sollen mit sauberem Trinkwasser und geschlechtergetrennten Toiletten ausgestattet werden, um Kindern, insbesondere Mädchen, einen ungehinderten Zugang zu Bildung zu ermöglichen. „Nicht nur das Wasserholen ist für Mädchen eine kräftezehrende, zeitaufwendige und oft auch gefährliche Aufgabe“, erklärt William Domapielle. „Auch das Fehlen von getrennten Toiletten, Waschmöglichkeiten sowie schädliche traditionelle Praktiken und Überlieferungen halten Mädchen davon ab, zur Schule zu gehen. Wir stoßen immer wieder auf Mythen und den Irrglauben, dass Menstruation etwas Unreines sei. In einem Dorf glaubten die Bewohner:innen, dass Mädchen den Fluss verunreinigen würden, wenn sie während ihrer Periode über den Fluss zur Schule gehen. Das ist natürlich Quatsch. Wenn, dann ist der Fluss durch Abfälle verunreinigt und ohnehin keine sichere Wasserquelle. Aber sicherlich nicht durch Menstruationsblut.“

William Domapielle
Plan International Ghana

Damit Mädchen während ihrer Menstruation weiterhin zur Schule gehen können, benötigen sie Hygieneartikel wie Binden und die Möglichkeit, getrennt von Jungen auf die Toilette und in Waschräume gehen zu können. Ansonsten besteht die Gefahr, Belästigungen ausgesetzt zu sein oder vor lauter Scham gar nicht erst in der Schule zu erscheinen. Um die Gemeinde und die Eltern für die Situation von Mädchen zu sensibilisieren, führt Plan International Aufklärungsveranstaltungen durch, an denen auch Schulkinder, Lehrer:innen und Gesundheitspersonal teilnehmen. Allein 10.000 Schüler:innen können von diesen Maßnahmen profitieren. „Wir haben ältere Gemeindevertreter:innen und Geistliche dazu bringen können, zu verstehen, wie es Mädchen ergeht und warum das Thema Menstruation so wichtig ist“, so William Domapielle. „Wenn sie erkennen, dass sie wesentlich dazu beitragen können, die Probleme zu lösen, dann sind sie bereit, das Projekt zu unterstützen. Denn am Ende wollen auch sie, dass es ihren Töchtern gut geht und sie zur Schule gehen können.“

„Wir haben ältere Gemeindevertreter:innen und Geistliche dazu bringen können, zu verstehen, wie es Mädchen ergeht und warum das Thema Menstruation so wichtig ist“, so William Domapielle. „Wenn sie erkennen, dass sie wesentlich dazu beitragen können, die Probleme zu lösen, dann sind sie bereit, das Projekt zu unterstützen. Denn am Ende wollen auch sie, dass es ihren Töchtern gut geht und sie zur Schule gehen können.“

Wie kompliziert es sein kann, eine sichere Wasserversorgung zu ermöglichen, macht der Experte an der Reparatur und Instandhaltung von Wasser- und Sanitäranlagen deutlich. „Die Dörfer, in denen wir tätig sind, sind abgeschieden und verfügen oft über keine Möglichkeit, Handwerker:innen oder Lieferant:innen zu kontaktieren. Sie haben keine Handys, um Reparaturen zu beauftragen, und kein Benzin, um mit dem Motorrad irgendwohin zu gelangen. Und wenn sie doch mal Handwerker:innen zu fassen bekommen, dann müssen diese erst einmal in die Stadt fahren und herausfinden, ob und für welchen Preis Ersatzteile erhältlich sind, um zum Beispiel eine Pumpe zu reparieren. Und der Preis ist dann oft so hoch, dass die Gemeinde sich die Reparatur überhaupt nicht leisten kann. Der Prozess ist so langwierig, dass ein Dorf oft wochen- oder monatelang ohne sauberes Wasser auskommen muss. Wir haben daher Handys verteilt und eine App eingerichtet, über die sich Gemeindemitglieder, Handwerker:innen und Lieferant:innen austauschen können.“

Ziel ist es, dass Gemeinden sich auf diese Weise in Zukunft gut vernetzen. In Schulungen lernen 140 Gemeindemitglieder, wie sie Wasserzufuhr und Toiletten eigenständig instandsetzen können. Außerdem werden zusammen mit dem nationalen Gesundheitsdienst an 20 Schulen Gesundheitsclubs gegründet. Auf diese Weise können Schüler:innen selbst andere zum Thema Hygiene und Gesundheit aufklären. Eltern wird hingegen nahegebracht, wie wichtig sauberes Wasser, gute Ernährung und eine kindgerechte Erziehung sind. „Anhand des Projekts wird deutlich, wie weitreichend und umfassend die Maßnahmen rund um sauberes Wasser sind“, so William Domapielle. „Es ist schön zu sehen, wie wir hiermit die Lebensqualität ganzer Dorfgemeinschaften verbessern und damit das Leben so vieler Mädchen verändern können.“

Mehr zu unserem Projekt in Ghana

Foto © Plan International / Sandra Gätke

Sauberes Wasser für Ghana (Phase II)

Erfahren Sie mehr über das Projekt "Sauberes Wasser in Ghana" und wie Sie es unterstützen können.