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Guatemala: Junge Frauen starten eigene Unternehmen

von Stiftung Hilfe mit Plan

Mütter in den ländlichen Regionen Guatemalas sind oft so arm, dass sie ihre Kinder nicht richtig ernähren können. Zwei Mitarbeiter:innen aus dem Plan-Projekt „Gesunde Kinder durch starke Mütter“ berichten, wie unser Projekt Frauen wirtschaftlich autark macht, damit sie sich und ihre Kinder zukünftig gut versorgen können.

Emprendo mi negocio – Ich starte mein eigenes Unternehmen. Das ist ein Leitsatz in einem durch die Stiftung geförderten Plan-Projekt in Guatemala. Frauen gründen ihr eigenes Unternehmen, um sich finanziell unabhängig zu machen, ihre Lebensgrundlage zu sichern und so endlich dafür sorgen zu können, dass ihre Kinder gesund aufwachsen. Denn viele Frauen in den abgelegenen Regionen haben keine Ausbildung und keinen Zugang zu bezahlter Arbeit. Sie sind wirtschaftlich abhängig, mittellos und können sich und ihre Kinder nicht gut ernähren. Ein fataler Umstand, besonders wenn die Kleinen noch unter fünf Jahre alt sind. Ihre Knochen, ihre Organe, ihr Gehirn können sich nicht richtig entwickeln, wenn sie keine nährstoffreiche Nahrung bekommen. Dürren und Naturkatastrophen verschärfen die Situation zusätzlich. Jeden Tag nur Maistortillas. Manchmal gibt es dazu auch ein paar Bohnen. Zwei wichtige Grundnahrungsmittel, aber sie allein machen keine ausgewogene Mahlzeit. Frisches Obst und Gemüse kommt kaum auf den Tisch, Fleisch fast nie. Zu wenig Proteine, Vitamine, Fette oder Mineralien. Die Schäden sind irreversibel. Besonders betroffen sind indigene Bevölkerungsgruppen, die in abgelegenen Regionen vom Ackerbau leben.

Nicolas-Veliz
Plan International Guatemala

„Über 70 Prozent der Menschen in Guatemala leben auf dem Land und in Armut. Knapp ein Drittel davon in extremer Armut“, sagt Nicolas Veliz, der das Plan-Projekt „Gesunde Kinder durch starke Mütter“ in der Region Baja Verapaz betreut. Diese Projektkomponente der Stiftung Hilfe mit Plan ist Teil des Gesamt-Projektes „Gesunde Kinder trotz Klimawandel“ von Plan International. „Der Klimawandel hat zu starken Dürren und Überflutungen geführt und damit die Ernten zerstört. Mütter wissen oft nicht, woher sie Nahrung bekommen und wie sie ihre Kinder ernähren sollen. Sie sind allein zu Hause mit den Kindern, während die Männer tage oder gar monatelang weit weg als Tagelöhner arbeiten.“

Nicht nur der Klimawandel, auch die Pandemie verstärkt die Nöte der Menschen und vor allem die der Mädchen und Frauen. Mädchen gehen weniger zur Schule, müssen im Haushalt helfen, werden vermehrt frühverheiratet und schon als Teenager schwanger.

„Durch die Corona-Einschränkungen ist zudem die Gewalt gegen Mädchen und Frauen stark gestiegen“, ergänzt Nicolas Veliz. „Die Gewalt gegen Frauen ist in Guatemala ohnehin ein sehr großes Problem. Sie haben kaum Möglichkeiten, sich Hilfe zu holen. Sie leben in wirtschaftlicher Abhängigkeit und kommen aus diesem Teufelskreis ohne fremde Hilfe in der Regel nicht heraus. Hinzu kommt, dass durch den täglichen Stress und die extreme Mangelernährung Infekte für Kinder, junge Frauen und Schwangere schnell tödlich werden können.“

Wir müssen Frauen wirtschaftlich stärken

„Frauen müssen dringend wirtschaftlich gestärkt werden, damit dieser tägliche Überlebenskampf aufhört“, sagt Angela Pol, die in der Plan-Region Quiché das Projekt koordiniert. „Wir unterstützen sie beispielsweise beim Anlegen eigener Gemüsegärten mit dürreresistenter Saat, sodass sie sich autark selbst versorgen können. Zurzeit sieht es so aus, dass viele Frauen ihre Kinder allein zu Hause lassen, um zu versuchen, irgendwie an Essen oder Geld zu kommen. Oft sind es dann junge Mädchen, nicht älter als 10 Jahre, die sich um die jüngeren Geschwister kümmern. Diese kleinen Mädchen wissen erst recht nicht, wie sie ihre kleinen Geschwister adäquat versorgen können“.

Angela Pol
Plan International Guatemala

Das Projekt von Plan International hat es sich daher zur Aufgabe gemacht, 700 junge Frauen in den Gemeinden Quiché und Baja Verapaz in ihren unternehmerischen Fähigkeiten zu fördern und sie wirtschaftlich stark zu machen. Die Frauen stammen hauptsächlich aus indigenen Gruppen, die besonders unter Diskriminierung und Ausgrenzung zu leiden haben. Es werden zudem Frauen mit Kindern unter fünf Jahren bevorzugt, da für diese Kinder Mangelernährung am gefährlichsten ist. Unter Einhaltung von Corona-Maßnahmen nehmen die ausgewählten Frauen an Schulungen teil, in denen sie Fertigkeiten in Organisation und Unternehmensmanagement sowie Soft Skills wie Kommunikation, Teamarbeit und Zeitmanagement erlernen. Anschließend gründen sie insgesamt 28 Unternehmerinnen-Clubs, in denen sie Geschäftsideen erarbeiten. Mithilfe einer Marktanalyse eruiert Plan International, welche Geschäftsmodelle derzeit die größten Zukunftschancen haben. Vor allem im Agrarbereich und in klimafreundlichen Ansätzen liegen viele Möglichkeiten. Ein Komitee mit Vertreterinnen der Wirtschafts- und Arbeitsbehörden wählt die Ideen mit dem größten Potenzial aus, welche mit einem Startkapital von bis zu 2.500 Euro gefördert werden.

Um die neu gegründeten Unternehmen langfristig im Markt zu platzieren, nehmen die 28 Unternehmerinnen-Clubs über die gesamte Projektlaufzeit an betriebswirtschaftlichen Trainings teil. Diese beinhalten Themen wie Wertschöpfungsketten, Zulieferung, Produktion, Verpackung und Vertriebslogistik, Marketing und Kundendienst sowie administrative und finanzielle Verwaltung. Unterstützt werden diese Trainings von Organisationen des privaten und öffentlichen Sektors. Erste Erfolge können sich schon sehen lassen. Gerade im Bereich der Ernährungssicherung sind viele Mütter bereits erstarkt und können sich und ihre Kinder besser versorgen. „Neben der Unternehmensgründung schulen wir Frauen auch in gesunder Ernährung“, bestätigt Angela Pol. „Dazu bilden wir Mütter aus, die Gruppen leiten und andere Mütter über Hygiene, gesunde Ernährung und Hauswirtschaft unterrichten. In einem eigenen oder in einem Gemeinschaftsgarten können sie das Obst und Gemüse sowohl für sich selbst nutzen als auch auf dem Markt verkaufen. Diese Mütter gewinnen dadurch so viel Wissen und Selbstbewusstsein, dass sie nun andere Frauen ermutigen, ihre Potenziale zu entdecken. Es gibt mittlerweile viele Erfolgsgeschichten. Das macht mich sehr glücklich.“

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