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Guinean Girls’ Forum: Gemeinsam Wandel erreichen!

von Stiftung Hilfe mit Plan

In Guinea haben zivilgesellschaftliche Organisationen oft Schwierigkeiten, sich zu vernetzen und gemeinsam für ihre Ziele einzutreten. So gibt es, wenn überhaupt, zum Beispiel nur wenige Räume für den Dialog über die Rechte von Mädchen und Frauen. Die Entwicklung effektiver Maßnahmen, um einen Wandel in der Gesellschaft herbeizuführen, ist so kaum möglich. Mit dem Guinean Girls‘ Forum schafft Plan International ein Forum, um dies zu ändern und bringt diejenigen zusammen, die sich in Guinea für mehr Gleichberechtigung einsetzen.

Die Initiative für das "Guinean Girls' Forum" ging vom lokalen „Guinea Girl Leaders Club“ aus, der sich gegen geschlechtsspezifische Gewalt stark macht und von Plan International unterstützt wird. Sie wünschten sich eine Plattform, um sich mit Gleichgesinnten auszutauschen und Themen zu diskutieren, die Mädchen und Frauen Guinea daran hindern, ihre Potenziale auszuschöpfen. Das erste Treffen fand im Februar 2021 statt und befasste sich mit dem Thema Gewalt gegen Mädchen und Frauen, insbesondere mit weiblicher Genitalverstümmelung (FGM). Kadiatou, die als Verwaltungssekretärin für den Guinea Girl Leaders Club tätig ist, berichtet:

 

Akteur:innen zusammenbringen

Kadiatou, die als Verwaltungssekretärin für den Guinea Girl Leaders Club tätig ist, berichtet, dass sie Motivation zur Schaffung des Forums, der alarmierenden Situation von Mädchen in Guinea entsprang. Allein im Jahr 2020 wurden mehr als 600 Fälle von körperlicher Gewalt gegen Mädchen und Frauen verzeichnet, das sind durchschnittlich zwei Fälle pro Tag. Sieben von zehn dieser Übergriffe waren sexuelle Angriffe, die Opfer hauptsächlich Kinder im Alter von drei bis zehn Jahren.

Foto © Plan International | Kadiatou arbeitet den Guinea Girl Leaders Club, der das Forum mit initiiert hat.

"Wir haben geschlechtsspezifische Gewalt angeprangert, wir haben im Radio, im Fernsehen, auf Märkten und in Schulen darüber gesprochen, aber es hat sich nichts geändert. Deshalb haben wir beschlossen, bei diesem Forum alle Akteur:innen zusammenzubringen, die in den Kampf gegen Gewalt involviert sind. Insbesondere Vertreter:innen von Regierungsministerien, nationale und internationale Institutionen, Organisationen der Zivilgesellschaft, religiöse Führer:innen, Einflussnehmer:innen und Aktivist:innen. So können wir eine umfassende und konstruktive Debatte über das Thema geschlechtsspezifische Gewalt führen und Lösungsansätze erarbeiten"

Konstruktive Debatten

Während des zweitätigen Treffens entstanden konstruktive Debatten über geschlechtsspezifische Gewalt in Form von Podiumsdiskussionen und eindringlichen Berichten von Mädchen, die selbst Gewalt erlebt haben. Darunter auch Nakoni, die als Kind die schwerste Form der weiblichen Genitalverstümmelung erlitten hat.

"Ich wurde der Infibulation unterzogen. Das ist das Verschließen der Genitalien eines Mädchens, um zu verhindern, dass sie vor der Ehe Sex hat. Ich leide immer noch unter diesem Eingriff, weil ich Schwierigkeiten habe, meine Menstruation zu kontrollieren, da der normale Blutfluss verhindert ist. Über diese physischen Folgen hinaus gibt es auch die psychischen Folgen, denn ich frage mich: Warum bin ich nicht wie andere Frauen? Warum bin ich dieser Barbarei unterworfen worden? Das sind Fragen, die ich mir oft stelle."

Während des Guinean Girls‘ Forums wurde ein Advocacy-Papier erarbeitet, das sich mit starken Empfehlungen und Maßnahmenvorschlägen an die Regierung sowie technische und finanziellen Stakeholder richtet. Die Aktivist:innen versicherten, dass sie sich für die Verteidigung der Rechte von Mädchen und Frauen einsetzen würden. Die Behörden erklärten sich bereit, Maßnahmen zur Beendigung aller Formen von Gewalt gegen Mädchen und Frauen in Guinea umzusetzen.

Foto © Plan International | Junge Frauen während des Guinean Girls' Forums.

Bekenntnis der Regierung

Bewegt von den Aussagen der Mädchen und Frauen verpflichtete sich der Justizminister nachdrücklich, dafür zu sorgen, dass bestehende Gesetze konsequent angewendet werden. Zudem sollen bestimmte Gesetzestexte überarbeitet werden, die derzeit die Täter:innen begünstigen. Diese Passagen erschweren es, die Täter:innen vor Gericht zu stellen, was zum Fortbestehen der Gewalt führt.

"Im Namen der Regierung verpflichte ich mich hier, alle Reformen des Justizsystems in Bezug auf die Achtung der Rechte der Frauen in der Republik Guinea in die Tat umzusetzen. In den kommenden Tagen werde ich alle Gerichte des Landes anweisen, all diejenigen, die sich in Fällen von Gewalt gegen Frauen schuldig gemacht haben, nach dem Gesetz zu bestrafen. Wir bleiben offen für jeden anderen Gesetzesvorschlag, der dazu beitragen könnte, alle Formen von Gewalt gegen Frauen und Mädchen in Guinea zu beenden", erklärt Maitre Mory Doumbouya, Justizminister von Guinea.

Der Guinea Girl Leaders Club hofft, dass der Erfolg des Forums nur der Anfang ist und der Wandel, den sie sich so sehr für ihr Land wünschen, beginnt. "Die Argumentationen, auf die sich unsere Eltern verlassen haben, sind nicht mehr überzeugend. Wir dürfen uns nicht entmutigen lassen. Lasst uns weiter das Bewusstsein schärfen. Eines Tages werden wir in diesem Kampf erfolgreich sein", sagt Nakoni.

Foto © Plan International | Junge Frauen während des Guinean Girls' Forums.

Der LEAD-Fonds fördert die Entwicklung und Durchführung von Projekten wie diesem, in dem insbesondere Mädchen gestärkt werden, führende Rollen in ihrer Gesellschaft zu übernehmen. Unterstützen auch Sie den LEAD-Fonds mit Ihrer Zustiftung.


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