Foto © Plan International / Fran Afonso

Girls for Plan

von Stiftung Hilfe mit Plan

Unsere Stifterin des Monats Mai ist Jennifer Klein, Modedesignerin in Frankfurt am Main. Ihr Tipp für alle, die sich engagieren möchten: „Es einfach tun!“ Sie selbst gründete gemeinsam mit Freundinnen bereits im Alter von 15 Jahren die Treuhandstiftung „Girls For Plan“, um gezielt Projekte zur Stärkung von Mädchen und jungen Frauen zu unterstützen. Mehr als 37.000 Euro flossen seither in wirksame Plan-Projekte. Lesen Sie im Folgenden Interview mehr über das außergewöhnliche Engagement der jungen Frauen für andere junge Frauen weltweit. 

Was war der Auslöser für Ihr Engagement?

Als ich in der 9. Klasse und 15 Jahre alt war, habe ich mit 15 anderen Mädchen eine AG gegründet, in der wir gezielt Projekte unterstützen wollten, die Mädchen und jungen Frauen zugutekommen. Uns beschäftige zu dieser Zeit das Thema FGM (Female Genital Mutilation/Weibliche Genitalverstümmelung) sehr, da wir gerade den Film „Wüstenblume“ nach dem Leben von Waris Dirie gesehen hatten. Ich selbst kannte Plan International bereits, weil meine Mutter schon lange Patenschaften hatte. Sie hat uns Kinder dabei immer mit einbezogen, wir haben Briefe an die Patenkinder geschrieben und Geschenke für sie ausgesucht. Für meine Eltern war soziales Engagement immer sehr wichtig. Meine Mutter hat sich auch für Frauenhäuser und die Tafel engagiert, mein Vater für die UNESCO.

Als ich dann die Ausstellung „Because I am a Girl“ von Plan International in Offenbach gesehen hatte, wusste ich, dass ich Projekte von Plan International fördern will. Darüber erfuhr ich dann, dass die Stiftung Hilfe mit Plan damals noch ein Büro in Frankfurt hatte. Ich habe dort den Stiftungsberater Michael Buch kennengelernt, der mich in meinen Plänen sehr gut unterstützt hat. Er erklärte mir, wie ich auch als junge Person eine Treuhandstiftung gründen und Geld für die Stiftungsgründung zusammenbekommen kann.

 

Das war für mich die Initialzündung und die beste Lehrschule für meine jetzige Selbständigkeit bzw. mein eigenes Unternehmertum als Modedesignerin. Wir brauchten einen Grundstock von 10.000 Euro. Dazu haben wir Mädchen vor allem Konzerte in der Schule organisiert. Diese Abende waren immer sehr erfolgreich. Wir konnten dabei Spenden von knapp 2.000 Euro bekommen. Außerdem haben viele unsere Flyer mitgenommen und dann auch im Nachhinein noch gespendet. Die Zeit des Fundraisings war aber hart. Wir standen bei Minus 10 Grad vor der Frankfurter Markthalle und haben Spenden akquiriert. Oder wir haben bei brüllender Hitze auf Flohmärkten gestanden. Es war wirklich harte Arbeit. Zusätzlich haben wir Banken angeschrieben. Da ich auf einer internationalen Schule war, konnten andere der Mädchen auf Französisch oder Koreanisch Banken anschreiben. Von den 100 Banken haben sich dann zwei gemeldet. Aber eine davon ist bis heute unsere Unterstützerin und einer unserer größten Sponsoren.

Was liegt Ihnen dabei besonders am Herzen?

Die Rechte und Chancen von Frauen und Mädchen zu stärken und erheblich auszubauen! Das ist der Schlüssel zu einer besseren Zukunft.

Gerade jetzt in der Pandemie geht es Mädchen und Frauen besonders schlecht. Aber ich sehe auch, wie sehr die Pandemie Mädchen nicht nur im Ausland, sondern auch in Deutschland zurückwirft und zum Beispiel plötzlich viel mehr in den Haushalt einbindet, während das von Jungs weit weniger erwartet und abverlangt wird. Ich kenne Schulmädchen, die jetzt zuhause kochen, putzen und die Wäsche machen müssen, während Jungs weiterhin davon befreit sind. Auch haben Mädchen vermehrt Essstörungen entwickelt, weil sie sich weniger abgrenzen können als Jungen und ihre Grenzen weniger respektiert werden. Auch wagen sie es weniger, Nein zu sagen.

Ich habe in der Pandemie zudem erlebt, wie viel schwerer die Maßnahmen und Einschränkungen Mütter treffen. Sie dürfen ihre Kinder plötzlich nicht mehr in den Kindergarten oder die Schule schicken. An ihnen bleibt die ganze Betreuungsarbeit hängen, obwohl sie auch einen Job haben, den sie ausüben und vor allem halten wollen. Aber die Männer springen selten ein und sind selten bereit, in ihrem Beruf kürzer zu treten, damit die Frau auch weiter Geld verdienen kann.

Warum sind Sie Teil unserer Stiftungsfamilie?

Wegen Kathrin Hartkopf! Sie hat mich und die Girls For Plan-Stiftung eigentlich von Anfang an betreut und in die Familie aufgenommen. Kathrin Hartkopf kenne ich seit 15 Jahren. Ihr und Michael Busch aus Frankfurt habe ich sehr viel zu verdanken. Sie haben immer an mich geglaubt und mir sehr geholfen mit meiner Stiftungsarbeit. Sie standen immer zu 100 Prozent hinter meinem Projekt. An Kathrin mochte ich immer, dass sie immer an einen glaubt und schon die Fähigkeiten und Stärken in einem sieht, die man selbst noch nicht erkannt hat. Auch hat sie einen immer wieder auf den Boden der Tatsachen geholt und vieles relativiert. Wenn man sich als Europäerin und vielmehr als Deutsche über seine Probleme aufgeregt hat, so hat sie einem erzählt, wie es Menschen in anderen Ländern geht und wir es hier vergleichsweise noch gut haben. Das hat mich dann wieder aus meinem Ich-Modus herausgeholt, in dem ich oft die Sicht und die Hoffnung verloren habe. Das hat mir immer wieder neuen Mut gegeben.

Was war bisher Ihr größtes Highlight?

Was mich immer am meisten inspiriert hat, waren die Stiftungstreffen. Es war immer so bereichernd, auf die Menschen zu treffen, die genauso die Welt verändern möchten wie man selbst. Ich habe mich da immer von so positiven Menschen umgeben gefühlt, das war großartig. Diese positive Energie habe ich dann mitgenommen und wieder neuen Schwung für meine Stiftungsarbeit erhalten. Zu einer Stifterreise habe ich es bis jetzt noch nicht geschafft, aber das steht ganz oben auf der Wunschliste.

Was raten Sie anderen, die sich engagieren möchten?

Es einfach zu tun! Eigentlich gibt es nur 3 Fragen, die man sich vorab stellen muss: Für was möchte ich mich engagieren, wie möchte ich mich engagieren und mit wem möchte ich mich engagieren. Frage 1 ist einfach und persönlich, Frage 2 beschäftigt sich mit der Form des Engagements. Möchte ich einmalig spenden? Möchte ich mich langfristig engagieren, z.B mit einer Stiftung? Oder möchte ich ehrenamtlich vor Ort bei etwas mitwirken, aktiv mitarbeiten und Arbeitskraft und Zeit zur Verfügung stellen? Was schaffe ich realistisch und was kann und möchte ich in mein Leben einbinden? Frage 3 bezieht sich auf den Ort oder die Partner des Engagements. Möchte ich mich bei einem lokalen Verein engagieren? Möchte ich eine Treuhandstiftung mit einem transparenten Treuhänder wie der Stiftung Hilfe mit Plan gründen? An welche Organisation kann ich guten Gewissens spenden?

Foto © privat | Maria Tobias, Jennifer Klein und Dyana Saiful (v. l. n. r.) beim Spendensammeln für das Gründungskapital ihrer Stiftung im Jahr 2010.

Was ist Ihr größter Traum?

Mein größter Traum ist in einer Welt zu leben, in der die Sklaverei des Textilhandels ein Ende hat, in der Kinderarbeit in der Textilindustrie nicht mehr existiert, da alle Kinder bis zum mindestens 16. Lebensjahr zur Schule gehen können. Ich wünsche mir eine Welt, in der Kinder alle Chancen haben, die sie sich erträumen können, und die Macht, diese Chancen zu ergreifen.

Mir ist das Engagement für Kinder und Frauen in der Textilwirtschaft besonders wichtig, da 70 Prozent der Kindearbeit in der Textilwirtschaft stattfindet. Diese Branche ist der Hotspot für Kinder- und Frauenhandel. Menschenrechte in der Textilindustrie gibt es im Prinzip nicht. Dabei wäre hier der richtige Hebel, um Menschenleben verändern zu können. Die Entscheidungen in dieser Branche treffen reiche, weiße Männer. Die, die ausgebeutet werden, sind arme Frauen und Kinder, die kein Mitspracherecht haben.

Das könnte Sie auch interessieren

Foto © Plan International

Stiftung gründen

Gründen Sie eine Treuhandstiftung oder eine rechtsfähige Stiftung und fördern Sie individuell Plan- und andere Projekte, die Ihnen am Herzen liegen.

Foto © Stiftung Hilfe mit Plan

Stifter:in des Monats

Unter der Rubrik Stifter:in des Monats rücken wir die vielen tollen Menschen in den Fokus rücken, die sich unter unserem Dach für Kinder und ihre Rechte weltweit stark machen.

Foto © Tian Bo

Aktuelle Projekte

Lernen Sie unsere aktuellen Projekte kennen und erfahren Sie, wie Ihr Engagement die Perspektiven von Kindern verbessert.