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Jochen Schindelmeiser zeigt Patenkind Listen auf dem Globus, wo genau Deutschland liegt.
Jochen Schindelmeiser zeigt Patenkind Listen auf dem Globus, wo genau Deutschland liegt.

Besuch von „Baba Joe“

„Listen“ heißt das Patenkind von Jochen Schindelmeiser - Listen wie „Hör zu!“. Der Pate aus Münster machte sich auf den Weg nach Simbabwe, um das zwölfjährige Mädchen und seine Familie im Südosten des Landes zu besuchen. Lesen Sie nachfolgend seinen Bericht.

Patenkindbesuch bei Listen

Am Morgen meines offiziellen Besuchstages holt mich Richman ab, ein netter und sehr besonnener Fahrer von Plan Zimbabwe. Wir fahren zum Plan-Office in Chipinge, nicht weit von meiner Lodge entfernt. Ein herzlicher Empfang erwartet mich: Bei Tee und Plätzchen lerne ich neben Gladys, der Leiterin des Büros, das gesamte Team kennen. Die Mitarbeiter erzählen mir von den regionalen Problemen, zu denen unter anderem die extreme Trockenheit vor Ort, die Versorgung mit Wasser, Cholera und Gewalt gegen Kinder gehören. Sie berichten, welche Maßnahmen Plan ergreift, um den Herausforderungen vor Ort zu begegnen und wie Plan die Kinder und ihre Dorfgemeinschaften schützt.

Schön, dass der Fokus vor allem auf die Förderung von Mädchen ausgelegt ist, da diese es hier - wie in vielen anderen Gegenden der Welt – auch im Bereich Bildung noch schwerer haben als Jungen. Bemühungen, die sicher dazu beitragen, dass Zimbabwe eine für Afrika erstaunlich niedrige Analphabeten-Rate von unter 10 Prozent hat.

Einkauf im Supermarkt

Anschließend besuchen wir einen regionalen Markt in Chipinge. Die Damen vom Plan-Büro füllen mit mir einen großen Einkaufswagen mit Grundnahrungsmitteln, Stangenseife zum Waschen und ein wenig Schulmaterial für Listen. In zwei großen Säcken verstaut nehmen wir diese Dinge des täglichen Bedarfs als Gastgeschenk mit. Für einen Einkaufsbetrag von kaum mehr als 50 Euro kann hier eine sechsköpfige Familie zwei Monate überleben – das macht mich schon sehr nachdenklich.

Abstecher in die Schule

Auf meinen speziellen Wunsch hin fahren wir zu Listens Schule, die sie jetzt seit ihrem sechsten Lebensjahr besucht. Im Oktober sind Abschlussprüfungen. Heute ist Samstag, also sind keine Kinder in der Schule. Aber ich erhalte die Gelegenheit, einen Klassenraum zu besichtigen, in der eine Lehrerin mit einer Praktikantin Klausuren durchsieht und den Unterricht vorbereitet. Das Schulgelände ist groß, mehrere Klassenräume sind hier in lang gestreckten Gebäuden untergebracht. Auch die Lehrer wohnen mit ihren Familien auf dem Gelände. Unter den mächtigen Baobab-Bäumen auf dem Schulhof steht eine Reihe von Spielgeräten. Auch Toiletten für Mädchen und Jungen sind vorhanden. Die Klassen sind einfach eingerichtet, enthalten jedoch ähnlich viel Anschauungsmaterial wie bei uns – nur natürlich ganz andere Dinge. Beeindruckend ist das hohe Niveau der Mathematikaufgaben einer Klasse der integrierten secondary school, die alle an der großen Tafel stehen. Da hätte ich schon Mühe mit.

Auf in die Gemeinde von Listen

Nun aber möchte ich endlich Listen, ihre Familie und ihr Dorf kennen lernen. Mit dem Allradfahrzeug fahren wir über eine unbefestigte Straße, dann erreichen wir unser Ziel. Listen wohnt in einem Steinhaus mit festem Dach, nebenan steht ein traditionelles Rundhaus mit Strohdach. Etwas weiter entfernt zwischen den Baobab-Bäumen stehen weitere Hütten. Wir steigen aus, und ich werde mit unbeschreiblichem Jubel begrüßt. Rund 40-50 Gemeindemitglieder haben sich zusammen mit Listen und ihrer Familie versammelt, um minutenlange Freudengesänge mit Tanz und rhythmischem Klatschen einzustimmen - ich bin sehr gerührt! Sofort erkenne ich im Kreis ihrer Freundinnen Listen, die ganz aufgeregt ist! Wir begrüßen uns herzlich, es werden Reden gehalten (auf Shona, der örtlichen Sprache und von Gladys übersetzt).

Heiratsantrag für Baba Joe

Ich stelle mich und meine Familie vor. Mein Name ist schwierig auszusprechen, fortan heiße ich „Baba Joe“. Unter großem Jubel bekomme ich von einer kräftigen Dame in mittlerem Alter einen Heiratsantrag…! Von zwei kleinen Mädchen werden Gedichte auf Englisch aufgesagt, der örtliche Gospelchor singt, denn die meisten Menschen hier sind Christen. Man zeigt mir dann die kleinen Gärten, in denen die Familien der Gemeinde ihre Nahrungsmittel anbauen: Maniok, Yamwurzel, Zuckerrohr – das sind hier die Grundnahrungsmittel. Die Felder sind sehr klein und werden mit Exkrementen der wenigen Ziegen gedüngt, die hier herumlaufen und mit Wasser aus dem 15 Minuten entfernten Fluss bewässert. Dieses muss erst herangetragen werden. Die Trockenheit ist für die Region ein großes Problem, denn das Grenzgebirge zu Mozambique hält die Hauptmenge des Regens zurück.

Mahlzeit in Listens Haus

Zurück im Dorf werde ich zum Mittagessen im Haus von Listens Familie eingeladen. Vorher tauschen wir unsere Gastgeschenke aus. Der Vater freut sich über ein Taschenmesser, die Mutter über eine Kette, Listen über Kleinigkeiten für die Schule, englischsprachige Bücher, einen Fußball und einen aufblasbaren Globus-Wasserball, auf dem ich unsere Heimatorte markiert habe. Listen hat für mich in drei Körben Früchte und Samen gesammelt und Untersetzer gehäkelt. Ich bin gerührt und freue mich sehr. Das Essen ist traditionell – es gibt Maniokbrei (hier Pap genannt), Gemüse aus Gurkenblättern mit Erdnüssen, Yam und als Nji  bezeichnete Früchte, dazu ein Hähnchen für alle und eine Banane zum Nachtisch. Fleisch gibt es nur ganz selten, für die nötigen Proteine sorgen winzig kleine Trockenfische, die man auch im Supermarkt in kleinen Netzen kaufen kann. Natürlich wird hier mit den Fingern gegessen, im Anschluss wird eine Schale mit Wasser gereicht. Alles schmeckt und es gibt mehr als reichlich.

Abschied von allen

Die Zeit verrinnt wie im Fluge, leider heißt es Abschied nehmen. Wieder wird gesungen, getanzt und geklatscht – allen steht die Freude ins Gesicht geschrieben, denn noch nie zuvor war ein Pate hier zu Besuch. Alle können nicht glauben, dass jemand eine solche weite Reise macht, um ein kleines Mädchen und sein Dorf zu besuchen – und nicht einen Präsidenten oder Minister – so schreibt mir mein Patenkind später in einem Brief.

Die Wertschätzung, die ein Patenkind, seine Dorfgemeinschaft und natürlich auch das Team von Plan vor Ort dadurch erhält, kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Diese Reise ist ein einmaliges unvergessliches Erlebnis für mich und alle Mühen wer.