Foto © Plan International / Alf Berg

Reisetagebuch - 21. März - Land des Lächelns

Im Land des Lächelns und der Gewalt: „Never walk alone“ – geht niemals alleine raus! Mit dem Überstreifen der blauen Plan-Westen und einem ausführlichen Sicherheits-Training beginnt unsere Reise durch El Salvador: Das kleinste Land Zentralamerikas gilt als das gefährlichste der Welt. Gerade mal so groß wie Hessen, leben hier sechs Millionen Menschen – freundliche und kluge Menschen, von denen Carmen Elena uns erzählt.Die 13 Stifterinnen, Stifter und Plan-Mitarbeitenden aus Deutschland lauschen ihr gebannt. „Willkommen im „Land des Lächelns“, begrüßt uns Carmen Elena, um gleich den traurigen Gegensatz zu demonstrieren: Staat und Polizei werden nicht fertig mit mordenden Banden, in denen vor allem Kinder für Schrecken sorgen. Zudem hat die Natur die Menschen immer wieder im Griff — es gibt Vulkan-Ausbrüche, Erdbeben und heftigen Regen mit Erdrutschen, die Dörfer unter sich begraben.

Bei einem kleinen Empfang am ersten Abend spricht der UN-Repräsentant in El Salvador, der Deutsche Christian Salazar Volkmann, über das segensreiche Wirken von Plan und anderer Organisationen: Sie leisten keine Entwicklungshilfe, sagt er, sondern „Friedenshilfe“ in einer Gesellschaft, die sich immer noch nicht von dem zwölf Jahre dauernden Bürgerkrieg erholt haben, der vor 25 Jahren endete. Blaue Plan-Westen tragen wir Stifterinnen und Stifter, es sind auch Schutz-Westen: „Plan“ wird von allen respektiert, keinem Mitarbeiter ist selbst in den gefährlichen Ecken der Städte ein Leid zugefügt worden.

Bei der Fahrt durch die Hauptstadt, die im Verkehr erstickt, sehen wir überall Mauern mit Nato-Stacheldraht als Krone, selbst um Kindergärten und Schulen herum, um Kurzeit-Kidnapping nebst Erpressung zu verhindern. In Ciudad Delgado, einem der ärmeren Stadtteile von San Salvador, liegt eine kleine Schule, ohne Mauer und Stacheldraht, in der Kinder darauf vorbereitet werden, in die reguläre Schule zurückzukehren: Sie schwänzten den Unterricht nicht selten über Jahre, um sich einer Bande in ihrem Viertel anzuschließen oder um der Not zu Hause zu entfliehen, wenn Vater oder Mutter oder beide geflohen sind oder getötet wurden oder um einfach Geld für die Familie zu verdienen. In dem „Plan“-Projekt sorgen sich Lehrer und Psychologinnen um 1200 Kinder in kleinen Gruppen: In einem Jahr wird der Unterrichts-Stoff von zwei Jahren vermittelt, Team-Arbeit trainiert und das Selbstbewusstsein gestärkt.

Es gibt viele, scheinbar unendlich viele Geschichten der Gewalt und Verzweiflung zu erzählen. Wir suchen und finden die Projekte, die Hoffnung geben für ein Ende der Gewalt und für die Zeit nach der großen Gewalt. Solche Projekte geben den Menschen Mut und sind notwendig gerade für eine Gesellschaft, in der mit der Gewalt die Hoffnung unterzugehen droht.
Foto: ©Plan International/Alf Berg