Anlässlich des Weltmädchentags am 11. Oktober veröffentlicht Plan International einen neuen Bericht aus seiner Reihe „State of the World’s Girls“. Dieses Jahr liegt der Fokus auf der Lebenssituation von jungen Menschen, die in Krisen und Konfliktgebieten leben – denn ihre Zahl steigt stetig.
Gaza, Sudan, Ukraine: Aktuell sind es vor allem Bilder aus diesen Ländern, die um die Welt gehen und uns erschüttern. Doch sind es leider nicht die einzigen, in denen Kriege und Konflikte jungen Menschen ihre Zukunft raubt. Kriegerische Konflikte haben in den vergangenen Jahren weltweit zugenommen. Heute leben rund 468 Millionen Mädchen und Jungen in Konfliktgebieten, das ist mehr als jedes sechste Kind auf dieser Welt. Viele von ihnen haben geliebte Menschen, ihr Zuhause und den Anschluss an Bildung verloren. Für den aktuellen Bericht "Still We Dream" hat Plan International eine groß angelegte Umfrage unter fast 10.000 Jugendlichen im Alter von 15 bis 24 Jahren in Regionen durchgeführt, die von bewaffneten Konflikten betroffen sind: Äthiopien, Kamerun, Kolumbien, Libanon, Mosambik, Myanmar, Nigeria, Sudan, Philippinen sowie Ukraine. In fast allen der zehn Länder ist Plan International seit vielen Jahren tätig. Ziel der Umfrage war es, herauszufinden, wie der Lebensalltag der Jugendlichen durch den Konflikt in ihrem Land geprägt ist – und wie groß dabei die geschlechtsspezifischen Unterschiede sind.
Die wichtigsten Ergebnisse
- Mangelnde Ernährung: 44 Prozent aller Befragten berichten, dass sie Schwierigkeiten haben, an Nahrungsmittel zu gelangen und 47 Prozent sagten, dass sie aufgrund des Konflikts in ihrem Land ihre Nahrungsaufnahme reduziert haben, Mädchen mehr als Jungen. Auch der Zugang zu Wasser ist eingeschränkt. 44 Prozent der Mädchen und 39 Prozent der befragten Jungen gaben an, keinen oder nur eingeschränkten Zugang zu Wasser zu haben.
- Erschwerter Zugang zu Bildung: Mehr als 50 Prozent aller Befragten hatten bzw. haben keinen Zugang zu Bildung, Jungen in größerer Zahl als Mädchen. Wurden Schulgebäude nicht zerstört, fehlt es an Lehrkräften und Unterrichtsmaterial. Oft meiden die Jugendlichen den Weg zur Schule, aus Angst, dort für militärische Zwecke rekrutiert zu werden.
- Fehlende Sicherheit und geschlechtsspezifische Gewalt: 38 Prozent aller befragten Jugendlichen gaben an, sich in keiner Weise sicher zu fühlen, Mädchen und jungen Frauen erlebten sexuelle Gewalt als fortwährenden Bestandteil ihres Alltags. Von wiederholten Angriffen bewaffneter Gruppen berichteten vor allem Jungen und junge Männer.
- Emotionale Belastung: Mädchen wie Jungen haben große Schwierigkeiten, ihre traumatischen Erlebnisse zu verarbeiten und den Alltag zu bewältigen. Rund 55 Prozent berichteten über ein hohes Maß an emotionaler Belastung, z.B. Schlafstörungen
Wünsche für die Zukunft
Trotz der schweren Lebensumstände geben die meisten der interviewten Jugendlichen die Hoffnung nicht auf und machten klar, was geschehen muss, damit es für ihre Zukunft wieder eine Perspektive gibt. Ihre Wünsche und Forderungen umfassen:
- Schutz vor Gewalt
- Förderung von Bildung und Ausbildungsinitiativen
- Existenz sichernde Maßnahmen
- Bereitstellung von Ressourcen für reproduktive und psychosoziale Gesundheit
- Wunsch nach Frieden und Einbindung in Friedensgespräche
Hier können Sie sich den Bericht "Still We Dream" herunterladen:
Expert:innengespräch zum Thema "Girls in Crisis"
Anlässlich des Weltmädchentags und der Veröffentlichung des Berichts "Still We Dream" von Plan International luden wir zu einem virtuellen Expert:innengespräch ein. Unsere Geschäftsführerin Julia Selle beleuchtete gemeinsam mit Rüdiger Schöch, Experte für humanitäre Krisen bei Plan International, die Auswirkungen von Krisen und Konflikten auf Mädchen und junge Frauen. Einen Zusammenschnitt des Gesprächs können Sie sich hier anhören.