
Mein Körper, meine Rechte
In Bissau, der lebendigen Hauptstadt von Guinea-Bissau, bahnt sich Califo früh am Morgen ihren Weg durch die belebten Straßen zur Universität. Die 20-Jährige studiert Medizin und verfolgt zugleich eine zweite Mission: das Leben junger Menschen in ihrem Land nachhaltig zu verbessern.
Aufgewachsen in einem kleinen Dorf im Süden des Landes, erlebte Califo schon als Kind, wie knapp medizinische Hilfe sein kann. Als ihr Vater eines Tages mit einem schweren Asthmaanfall ins Krankenhaus musste und sie stundenlang auf Behandlung warten mussten, fasste sie einen festen Entschluss: Sie will Ärztin werden.

Heute ist sie ihrem Traum näher denn je – doch für Califo reicht das nicht. Sie will nicht nur heilen, sondern auch verhindern, dass Krankheiten, Zwangsehen oder Teenagerschwangerschaften überhaupt entstehen. Ihr Schlüssel: Aufklärung.
Das Schweigen brechen
„In unseren Gemeinden ist Sexualität ein Tabuthema“, sagt Califo. „Eltern sprechen nicht mit ihren Kindern darüber.“
Genau das will sie ändern. Gemeinsam mit anderen jungen Engagierten wirkt sie in einer Jugendinitiative, die in Zusammenarbeit mit Plan International entstanden ist. Im Projekt My Health, My Rights besuchen Jugendliche Workshops zu sexueller und reproduktiver Gesundheit, lernen über Verhütung, Rechte und Selbstbestimmung und geben dieses Wissen weiter.


„Wenn junge Menschen wissen, wie sie für ihren Körper sorgen können, verändert das alles“, betont Califo. „Es schützt vor falschen Entscheidungen, Fehlinformationen und vermeidbarem Leid.“
Mut zur Veränderung
Gerade in den ländlichen Regionen Guinea-Bissaus fehlen oft medizinische Angebote und umfassende Schulbildung. Sexualkunde wird frühestens in der sechsten Klasse behandelt – für viele Mädchen kommt das zu spät.
Etwa jedes vierte Mädchen im Land wird noch vor seinem 18. Geburtstag verheiratet, oft unter Zwang. Die körperlichen und seelischen Folgen sind gravierend.
Auch Califo kennt das Gefühl der Unwissenheit: „Ich wusste kaum etwas über meinen Zyklus. Erst durch das Projekt habe ich verstanden, was Fruchtbarkeit bedeutet und wie ich mit meiner Menstruation umgehen kann.“
Heute gibt sie dieses Wissen weiter. Offen. Einfühlsam. Und auf Augenhöhe.
„Wenn wir Mädchen stärken, stärken wir ganze Gemeinschaften.“

Bildung, die Leben verändert
Das Plan-Projekt My Health, My Rights ist in sechs westafrikanischen Ländern aktiv (Guinea-Bissau, Benin, Burkina Faso, Guinea, Sierra Leone und Togo). Der Leitgedanke: Mädchen stark zu machen – durch Bildung, Aufklärung und das Wissen um ihre Rechte.
Für Califo gehören Bildung und Gesundheit untrennbar zusammen. „Beides geht Hand in Hand“, sagt sie. „Wenn wir Mädchen stärken, stärken wir ganze Gemeinschaften.“ Sie selbst ist der lebendige Beweis und mehr als eine angehende Ärztin. Sie ist ein Vorbild, eine Wegbereiterin, eine Hoffnungsträgerin für eine neue Generation junger Frauen in Guinea-Bissau.
„Ich möchte nicht nur Ärztin werden“, sagt sie entschlossen. „Ich möchte anderen Mädchen zeigen, dass auch sie ihre Träume verwirklichen können.“
Califos Geschichte wurde mit Material aus dem Plan-Büro in Guinea-Bissau erstellt.