
Mangelernährung wirksam bekämpfen
Laut dem Global Nutrition Report 2024 ist in Ruanda mehr als jedes dritte Kind unter fünf Jahren entwicklungsverzögert. Genauer: 33,1 % der Kinder sind kleiner als sie in ihrem Alter sein sollten – häufig begleitet von gesundheitlichen Einschränkungen und Lernschwierigkeiten. Chronische Mangelernährung ist dafür der Hauptgrund. Sie beginnt oft unbemerkt und kann lebenslange Folgen haben.

Alice lebt mit ihrer Familie in einem Dorf in Ruanda. Mit acht Kindern stieß sie immer wieder an ihre Grenzen – vor allem, weil es oft nicht genug zu essen gab und das Wenige kaum nährstoffreich war. Als ihr jüngstes Kind auffällig klein und schwach blieb, ahnte sie, dass etwas nicht stimmte. „Ich war besorgt und wusste nicht, wie ich helfen kann“, erzählt sie. Doch dann erfuhr sie vom örtlichen Frühförderzentrum und dass sie dort genau die Unterstützung finden könnte, die sie so dringend brauchte. Das Angebot dieser Zentren richtet sich vor allem an Familien, die von Armut betroffen sind.
Dort nahm sie an Schulungen teil, lernte, was gesunde Ernährung ausmacht, wie wichtig Hygiene ist und worauf es bei Kindermahlzeiten wirklich ankommt. „Ich habe den Kindern früher das Gleiche gekocht wie für mich selbst. Jetzt weiß ich, welche Nährstoffe Kinder brauchen“, sagt Alice. Heute bereitet sie ausgewogene Mahlzeiten zu – mit Lebensmitteln, die Energie geben, den Körper stärken und ihn schützen. Ihre Kinder sind jetzt gesünder und entwickeln sich gut.


Ein verbreitetes Problem
Was Alice erlebt hat, betrifft viele Familien in Ruanda. Die Folgen chronischer Mangelernährung sind gravierend. Die betroffenen Kinder sind nicht nur kleiner als Gleichaltrige, sondern entwickeln sich oft auch geistig und sozial langsamer.
Um das zu ändern, unterstützt Plan International zusammen mit der ruandischen Regierung sogenannte ECD-Zentren (Early Childhood Development). Diese Frühförderzentren bieten Eltern und Kindern wichtige Hilfe, von Ernährungstipps bis hin zu Spiel- und Lernangeboten.
„Das Frühförderzentrum an der Schule hat meiner Familie unglaublich geholfen“
Besser essen, besser lernen
Auch Antoine und Beatrice haben acht Kinder. Lange litt der Familienalltag unter dem Mangel an nahrhaftem Essen: Die Kinder waren oft müde, unkonzentriert und in der Schule schnell überfordert. Ihre Leistungen litten, manche fehlten regelmäßig im Unterricht.
Die Wende kam mit dem schulbasierten ECD-Zentrum in ihrer Gemeinde. Dort erhalten die Kinder täglich ausgewogene Mahlzeiten und mit jedem Teller stieg nicht nur ihre Energie, sondern auch ihre Freude am Lernen und Spielen.


„Das Frühförderzentrum an der Schule hat meiner Familie unglaublich geholfen“, erzählt Beatrice. „Meine Kinder sind heute viel fröhlicher. Sie spielen gern mit ihren Freunden und in der Schule läuft es endlich gut, weil sie genug und das Richtige zu essen bekommen.“ Besonders stolz ist sie auf ihren Sohn: „Früher lag er immer auf Platz zehn oder schlechter. Heute gehört er konstant zu den besten fünf.“
Gemeinsam für eine bessere Zukunft
Neben den schulischen Angeboten gibt es auch Zentren direkt in den Dörfern. Dort liegt der Fokus auf der Unterstützung der Eltern – vor allem der Mütter. Besonders wichtig sind dabei sogenannte Spargruppen (Village Savings and Loan Associations, kurz VSLA).
Durch diese Zentren wachsen also nicht nur Kinder, sondern auch Netzwerke. „Wir treffen uns, tauschen Wissen aus und helfen uns gegenseitig“, erzählt Adeline. Sie ist Teil einer solchen Spargruppe und legt jede Woche umgerechnet etwa einen Euro zurück.
Wenn jemand kurzfristig etwas braucht – etwa Lebensmittel oder Medikamente – kann sie Geld aus dem gemeinsamen Topf leihen. Doch die Gruppen bedeuten mehr als nur finanzielle Sicherheit im Alltag: Viele Frauen nutzen kleine Kredite, um den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen – und sich mit einem eigenen Vorhaben eine stabile Einkommensquelle aufzubauen.
Mit dem Ersparten finanzieren sie kleine Geschäfte, schaffen sich eine wirtschaftliche Basis und gewinnen dabei nicht nur Unabhängigkeit, sondern auch neues Selbstvertrauen.


Das Programm auf einen Blick
In den Distrikten Bugesera, Gatsibo und Nyaruguru laufen derzeit zwei Modelle:
- 96 dörfliche ECD-Zentren unterstützen 2.406 Kinder,
- 10 schulbasierte Zentren fördern weitere 678 Kinder.
Die Förderung basiert auf sechs Säulen:
- Gesunde Ernährung
- Medizinische Grundversorgung
- Sauberes Wasser und Hygiene
- Kinderschutz und Inklusion
- Frühkindliche Bildung
- Elternschulungen
Das Ziel: Jedem Kind die Chance auf einen gesunden Start ins Leben geben.
Ein Anfang, der alles verändert
Frühförderung bedeutet weit mehr als Spiel und Spaß. Sie ist die Grundlage für ein gesundes Aufwachsen – körperlich, geistig und emotional. In Ruanda zeigt sich: Wenn Eltern das nötige Wissen und die richtige Unterstützung erhalten, sind Kinder gesund, selbstbewusst und haben gute Chancen für ihr weiteres Leben.
Dieser Beitrag wurde mit Material aus dem Plan-Büro in Ruanda aufgeschrieben.






