
Hack the System: Junge Frauen tragen Verantwortung
Im Stadtteil Ate am Rand der peruanischen Hauptstadt Lima prägt Unsicherheit den Alltag. Die Infrastruktur ist marode, sauberes Wasser fließt oft nur stundenweise. Besonders Mädchen und junge Frauen erleben regelmäßig sexuelle Belästigung, Gewalt und strukturelle Benachteiligung. Bildung, Sicherheit und Mitbestimmung sind hier keine Selbstverständlichkeit, sondern ein täglicher Kampf.
Doch genau dort, wo Teilhabe erschwert ist, entstehen neue Formen des Engagements. Junge Menschen machen sichtbar, was oft übersehen wird – und fordern Veränderung. Eine von ihnen ist Jhussahara. Die 20-Jährige studiert Umweltwissenschaften, engagiert sich als digitale Aktivistin und setzt sich mit Nachdruck für soziale Gerechtigkeit und junge Menschen in Peru ein.
Diese Haltung bringt sie 2022 zur Kampagne „Girls to Power“ von Plan International. Die Initiative bietet jungen Frauen rund um den Weltmädchentag eine Plattform, um sich zu vernetzen, weiterzubilden und sichtbar zu werden. In mehrtägigen Workshops erwerben die Teilnehmerinnen Wissen zu geschlechtsspezifischer Gewalt, politischer Teilhabe, digitalem Aktivismus und Führungskompetenzen. Zusätzlich werden Räume geschaffen für Austausch mit Entscheidungsträger:innen und gezielte Öffentlichkeitsarbeit – etwa über symbolische Aktionstage oder eigene Medienproduktionen.



Technologie als Hebel für Wandel
Für Jhussahara wird die Kampagne ein Sprungbrett. Sie nutzt das neue Wissen, um digitale Inhalte zu entwickeln, mit denen sie andere Jugendliche zur Beteiligung ermutigt – von Instagram-Kampagnen über Diskussionsrunden bis zu Coding-Projekten. Schon als Jugendliche bemerkt Jhussahara, dass sie mit Kunst, Wissenschaft und Technologie ihre Erfahrungen eindrücklich vermitteln kann. Mit 15 beginnt sie, in sozialen Medien und Blogs über Kinderrechte, Gewaltprävention und politische Teilhabe junger Menschen zu sprechen. „Es ist wichtig, dass andere Mädchen und Jungen wissen, dass wir ein Recht auf Teilhabe haben“, sagt sie.
Im Rahmen der „Girls to Power“-Kampagne übernimmt sie symbolisch für einen Tag die Leitung des Telekommunikationsunternehmens Movistar – eine Geste mit Signalwirkung. Dabei spricht sie über den Zugang zu digitalen Rechten, Bildung und über das Internet als Schlüssel zur Chancengleichheit. Besonders am Herzen liegt ihr die Förderung junger Frauen in MINT-Bereichen – also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. „Wenn wir mit Zahlen belegen können, was wir erleben, ist das oft der einzige Weg, gehört zu werden“, erklärt sie.
Auch nach der Kampagne bleibt sie aktiv: Sie organisiert Workshops zu Datenwissenschaft und sexuellen Rechten, leitet Hackathons, in denen junge Menschen Programmiersprachen wie Python erlernen – und zeigt damit, wie Technologie konkret zum sozialen Wandel beitragen kann.
„Wenn Mädchen in Notunterkünften leben müssen, weil der Klimawandel ihre Lebensgrundlagen zerstört hat, verlieren sie auch ihre Zukunft.“
Vom lokalen Engagement zur globalen Stimme
Diese Arbeit bleibt nicht unbeachtet. Als Vertreterin Perus und Lateinamerikas nimmt Jhussahara 2025 an der 69. Sitzung der UN-Frauenrechtskommission in New York teil. Dort spricht sie mit Entscheidungsträger:innen über Jugendbeteiligung im Klimaschutz und darüber, wie besonders Mädchen durch klimabedingte Vertreibung in ihrer Bildung und Sicherheit gefährdet sind. „Wenn Mädchen in Notunterkünften leben müssen, weil der Klimawandel ihre Lebensgrundlagen zerstört hat, verlieren sie nicht nur ihr Zuhause, sondern auch ihre Zukunft“, betont die Aktivistin nachdrücklich.
Bei der UN-Kommission macht sie deutlich, wie eng digitaler Zugang mit Gleichberechtigung verknüpft ist – und wie viele Mädchen weltweit noch immer davon ausgeschlossen sind.

Eine Zukunft aus eigener Kraft
Heute studiert Jhussahara mit einem Stipendium in Kalifornien – mit dem Ziel, eines Tages nach Peru zurückzukehren. Dort möchte sie sich in sozialen und ökologischen Projekten engagieren, indigene Kulturen stärken und den Zugang zu digitalen Technologien gerechter gestalten.
Ihre Geschichte zeigt einmal mehr: Veränderung beginnt nicht durch externe Hilfe, sondern durch das Vertrauen in die Fähigkeiten junger Menschen, ihre eigenen Perspektiven einzubringen und Verantwortung zu übernehmen. Projekte wie „Girls to Power“ schaffen Räume – doch ausgestaltet und mit Leben gefüllt werden sie von den Mädchen selbst.
Die Geschichte von Jhussahara wurde mit Material aus dem peruanischen Plan-Büro aufgeschrieben.
