Wandel auf allen Ebenen

Foto: Calébi Soledji

In Benin sind viele Jugendliche mit Perspektivlosigkeit konfrontiert. Eine junge Frau will das ändern – und prägt mithilfe eines Plan-Projekts ihre ganze Gemeinde.

Gentiane liebt das Fleckchen Erde, auf dem sie aufgewachsen ist. Sie fühlt sich mit ihrer Heimat, dem Département Zou im Süden Benins, tief verwurzelt – sowohl mit den Menschen als auch mit den Sträuchern, Feldern und Tieren. Diese Verbundenheit mit dem Land nährte auch ihren Lebenstraum: aus dem kleinen Grundstück ihrer Familie eine florierende Farm zu zaubern.

Mädchen bewegt sich rhythmisch und schnipst mit den Fingern
Schulungen von Plan International eröffneten Gentiane ungeahnte Möglichkeiten Calébi Soledji

Mangelnde Perspektiven, wachsende Krisen

Aber die Ressourcen waren knapp. Wassermangel ist ein gängiges Problem, immer häufiger auftretende Naturkatastrophen wie Überschwemmungen, Erdrutsche oder Dürren gefährden die Ernte und umherstreifende Wildtiere können zusätzlichen Schaden anrichten. „Ich liebe die Arbeit auf dem Land, aber ich hatte nicht die Mittel, um die Farm meiner Träume zu verwirklichen“, sagt die 22-jährige junge Frau.

Der afrikanische Kontinent hat die jüngste Bevölkerung weltweit, mit einem Durchschnittsalter von 19 Jahren. Die steigende Bevölkerungszahl führt dazu, dass das wirtschaftliche Wachstum jedoch nicht mit dem Bevölkerungswachstum mithalten kann. Die Folge: steigende Jugendarbeitslosigkeit.

Ein Ansatz, dem entgegenzuwirken ist, die Bildung gezielter auf die Bedarfe am Arbeitsmarkt auszurichten und Arbeitsmöglichkeiten in zukunftsfähigen Sektoren wie erneuerbare Energien, nachhaltige Landwirtschaft oder digitale Branchen zu fördern.

Ein Plan-Projekt schafft neue Chancen

Für Gentiane war diese Perspektivlosigkeit lange Zeit Realität. Doch dann hörte sie von dem Projekt „Youth Empowerment in West Africa“ (YEWA) – auf Deutsch: Jugend in Westafrika bestärken. YEWA wird unter der Leitung von Plan International in Benin, Burkina Faso, Mali und Togo durchgeführt. 

Das Projekt vermittelt in erster Linie Jugendlichen gezielt Fähigkeiten, die auf die Anforderungen des Arbeitsmarktes zugeschnitten sind. So bekämpft Plan das Missverhältnis zwischen Bildung und Beschäftigungsmöglichkeiten und fördert gleichzeitig die wirtschaftliche Selbstbestimmtheit junger Menschen. Zu den Maßnahmen gehören technische und berufliche Ausbildungen, Schulungen in Unternehmertum und Geschäftsentwicklung, Unterstützung bei der Gründung von Kleinstunternehmen, finanzielle Bildung sowie Workshops zur Förderung des bürgerschaftlichen Engagements.

Zwei Mädchen klatschen in die Hände und haben Spaß
Bei den Schulungen geht es für die jungen Frauen und Männer nicht nur um inhaltliche Fortbildung – es geht auch um den Spaß an der Sache Calébi Soledji

„Ich möchte Arbeitsplätze für junge Menschen schaffen und ein Netzwerk aus Selbstständigen aufbauen.“

Gentiane (22), hat sich ein Unternehmen aufgebaut, von dem ihre ganze Gemeinde profitiert

Speziell für Gentiane bedeutete YEWA, dass ihr Traum plötzlich doch nicht mehr völlig unerreichbar schien. Die 22-Jährige erhielt eine Ausbildung zur Unternehmerin und besuchte Kurse zu nachhaltiger Landwirtschaft und Umweltschutz

Das gab ihr die Fähigkeiten an die Hand, um das Grundstück ihrer Familie in einen Obst- und Gemüsegarten zu verwandeln, dessen Erträge sie nun auf dem lokalen Markt verkauft.

Am Ende des Kurses erhielt Gentiane noch eine Finanzspritze in Höhe von 70.000 CFA-Francs – was etwa 100 Euro entspricht. Von dem Geld kaufte sie sich wichtige Ausrüstung, um die Bewässerung auf ihren Feldern zu verbessern und einen Zaun zum Schutz vor Wildtieren zu errichten.

Mädchen gießt Pflanzen auf einem Feld
Gentiane gießt die Pflanzen in ihrem Garten Calébi Soledji
Mädchen spritzt ihre Pflanzen im Garten
Gentiane setzt nur biologische Mittel zur Schädlingsbekämpfung in ihrem Garten ein – Umweltschutz ist ihr wichtig Calébi Soledji

Mit dem Erfolg wachsen auch die Ambitionen

Ihre harte Arbeit zahlte sich aus. Im Dezember 2024 stellte Gentiane ihre Produkte auf einer Messe für junges Unternehmertum. Dort knüpfte sie Kontakte, tauschte sich mit anderen über ihre Erfahrungen aus und machte auf ihre Produkte aufmerksam. „Diese Erfahrung hat mir ermöglicht, meinen Umsatz zu steigern und mein Netzwerk zu erweitern“, sagt sie stolz.

Heute ernährt ihr Garten nicht nur ihre Familie, sondern beliefert auch andere Menschen aus ihrer Region sowie lokale Restaurants mit Bio-Gemüse. In Zukunft möchte sie durch den großflächigen Einsatz von organischen Düngemitteln ihre Ernte und Produktivität steigern, sich eine modernisierte Ausrüstung anschaffen und ein komplettes Bewässerungssystem installieren. Ihre Vision geht auch über ihren eigenen Erfolg hinaus: „Mein Ziel ist es, Arbeitsplätze für andere junge Menschen, insbesondere für Mädchen und junge Frauen, zu schaffen und ein Netzwerk aus jungen Selbstständigen aufzubauen.“

Ein nachhaltiger Erfolg für die ganze Gemeinde

Neben ihrer Tätigkeit als Landwirtin leitet Gentiane Workshops für junge Menschen, insbesondere Mädchen. Dort klärt sie über sexuelle und reproduktive Gesundheit, Gleichstellung der Geschlechter und Schutz vor Gewalt auf. Das Wissen über diese Themen hat sie sich ebenfalls in Workshops des YEWA-Projekts angeeignet. Dabei verbesserte sie auch ihre Fähigkeiten als Rednerin und Moderatorin, sodass sie nun ganz selbstbewusst Diskussionen über Kinderheirat, Missbrauch und Gesundheitsrechte anleiten kann.

Mädchen stellt ein Inhalte anhand eines kleinen Flipcharts vor
Andere Mädchen und Jungen zu unterstützen hat Gentiane viel Selbstvertrauen gegeben Calébi Soledji
Eine Gruppe junger Menschen stellt etwas mit einem kleinen Flipchart vor
Gentiane und ihre Kolleg:innen bringen jungen Menschen die Themen reproduktive Gesundheit, Schutz vor Gewalt und Chancengleichheit näher Calébi Soledji

„Zusammen mit anderen jungen Menschen, die mit mir das YEWA-Programm gemacht haben, führe ich regelmäßig diese Aufklärungsveranstaltungen durch“, erzählt Gentiane. „Ich zeige ihnen, wie sie Verantwortung für ihre Gesundheit übernehmen und jede Art von Gewalt melden können.“ Ihre Veranstaltungen schaffen einen sicheren Raum, in dem junge Menschen lernen, sich austauschen und gemeinsam stärker werden können.

Somit kann Gentiane gleich zwei große Erfolge verbuchen: Sie führt ein nachhaltiges Unternehmen, das sie sich selbst aufgebaut hat, und stärkt gleichzeitig ihre Gemeinde. Mit ihrem Bio-Gemüse versorgt sie Familien mit nachhaltigen und gesunden Produkten, und mit ihren Workshops befähigt sie Mädchen, ihre Zukunft selbst in die Hand zu nehmen.

Die Geschichte von Gentiane wurde mit Material aus dem Plan-Büro in Benin aufgeschrieben.

Mit einer Patenschaft Kinder fördern

Seit 1995 arbeitet Plan International in Benin und sorgt dafür, dass junge Frauen dort einen besseren Zugang zu reproduktiven Gesundheitsdiensten sowie medizinischer Versorgung während Schwangerschaft und Stillzeit erhalten. Zudem fördern wir die wirtschaftliche Stärkung von Jugendlichen, die frühkindliche Entwicklung und engagieren uns für den Schutz benachteiligter Kinder vor Gewalt – insbesondere geschlechtsspezifische Gewalt gegen Mädchen. 

Mit einer Plan-Patenschaft unterstützen Sie diese Arbeit.

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