Süßes in einem rauen Umfeld

Foto: Plan International

Naschereien und Süßigkeiten sind in Peru oft hausgemacht – und eine junge Frau in einem Vorort von Lima macht ihr Geschäft.

Sand und Staub hinterlassen einen gelblichen Schleier. Hier im Norden von Lima sind Häuser, Straßen und Autos oft davon bedeckt. Puente Piedra (Steinerne Brücke) nennt sich der Vorort der peruanischen Hauptstadt. Der mächtige Pazifik schimmert bläulich im Westen, an klaren Tagen die schneebedeckten Gipfel der Anden im Osten. Mittendrin dieser heiße Wüstenort, in dem die Familien um Arbeit und Einkommen kämpfen. Zum Beispiel die heute 25-jährige Janis, die ihren ersten Job mit 17 fand. Doch die Arbeitsbedingungen waren schlecht und sie fühlte sich ausgebeutet: „Es war zu viel, das war nicht gut für mich und ich wurde krank.“

Staubige Stadtlandschaft im norden von Lima
In den Vororten von Lima legen sich Sand und Staub wie ein Schleier über ganze Viertel Fabricio Morales
Ein Mann und eine Frau stehen mit einer Atemschutzmaske in ihrer Küche
Janis (25) und ihr Mann gründeten vor der Corona-Pandemie ihr eigenes Unternehmen „El Dulce Maná“ – anfangs mit mäßigem Erfolg Plan International

Das süße Manna von Lima

Janis beschloss, sich zusammen mit ihrem Mann selbstständig zu machen und Mazamorras, eine beliebte peruanische Süßspeise, sowie andere traditionelle Süßigkeiten herzustellen. „Wir gründeten unser eigenes Unternehmen mit dem Namen ,El Dulce Maná‘ (Das süße Manna)“, erzählt die junge Geschäftsfrau. „Damit verwalten wir in unserer Familie die Gehälter, Arbeitszeiten und Verkäufe selbst. Wir entscheiden, was wir machen und was wir vernachlässigen können – das passte gut, denn die Geburt meines Sohnes stand kurz bevor.“ Das eigene Geschäft verschaffte Janis mehr Stabilität und Wohlbefinden als je zuvor. Aber ohne jegliche Ausbildung oder Erfahrung in der Führung eines Unternehmens blieb der ganz große Erfolg aus.

„Wir entscheiden selbst, was wir machen und was wir vernachlässigen können.“

Janis (25), Jungunternehmerin in Peru

Covid-19 verändert alles

Dann kam die Corona-Pandemie und das südamerikanische Land erlebte einen mehrmonatigen Lockdown: „Als die Pandemie begann, konnten wir uns nicht weiterentwickeln. Die Verkäufe liefen schlecht, die Einnahmen waren gering und wir konnten unsere Kosten nicht decken“, sagt Janis.

In Peru waren vor allem junge Menschen wie Janis von den Folgen der Corona-Pandemie betroffen. Nach Angaben des peruanischen National-Instituts für Statistik waren allein 2020 rund 24 Prozent der jungen Menschen unter 25 Jahren aufgrund der Gesundheitskrise arbeitslos.

Eine junge Frau steht begeistert von ihrem Erfolg in der Küche
Janis jubelt: nach dem Training kam der Erfolg Plan International

Weiterbildung führt zum Erfolg

Als Janis von dem Projekt Emplea-T hörte, einer Initiative von Plan International, die jungen Menschen in Peru den Zugang zu Arbeits- und Ausbildungsmöglichkeiten erleichtern soll, beschloss sie, sich zu bewerben. „Ich erfuhr über die sozialen Medien von dem Programm. Es bot Schulungen, Beratung und die Möglichkeit, ein Startkapital zu beantragen. Ich habe mich angemeldet, weil ich etwas lernen wollte. Ich wollte nicht, dass mein Unternehmen mehr schlecht als recht besteht, ich wollte vorankommen“, sagt Janis.

„Ich wollte nicht, dass mein Unternehmen mehr schlecht als recht besteht, ich wollte vorankommen.“

Janis (25), Jungunternehmerin in Peru

In dem Berufsbildungskurs lernte Janis Schlüsselqualifikationen für Unternehmertum, die sie zur Stärkung ihres Ladens, „Das süße Manna“, benötigte. „Was ich an dem Projekt am meisten schätze, ist die Beratung in Verwaltungsfragen, Finanzmanagement, Buchhaltung, Marketing und die geführten Besuche erfolgreicher Unternehmen sowie Messen, die jungen Leuten den Weg ebnen.“

Eine Frau mit Kittel rührt einen Topf mit Fruchtsauce um
Mit Liebe gemacht: Janis bereitet verschiedene Mazamorras zu Plan International
Eine Frau mit Kittel verpackt kleine Schachteln mit Süßspeisen
Vor dem Verkauf füllt Janis die Mazamorras – peruanische Süßspeisen – ab Plan International

Ein Neustart mit fachlicher Begleitung

Janis wurde bei der Erstellung eines Geschäftsplans unterstützt, in dem sie ihre kurz-, mittel- und langfristigen Ziele darlegte, und sie erhielt ein Startkapital, das ihr beim weiteren Aufbau und der Ausstattung ihres Unternehmens helfen sollte. „Das Projekt hat mir nicht nur theoretisch, sondern auch wirtschaftlich geholfen, weil ich das Startkapital erhalten habe. Nach dem Rückschlag, den uns die Corona-Pandemie versetzt hat, sind wir jetzt mit Kraft und einer anderen Einstellung gestartet“, berichtet Janis.

„Früher habe ich nur Süßigkeiten verkauft und sonst nichts. Inzwischen habe ich eine Vision für mein Geschäft entwickelt, nämlich zu expandieren und mehr jungen Menschen Arbeit zu geben. In drei Jahren möchte ich Franchise-Unternehmen in verschiedenen Vierteln haben, sodass die Frauen zu Hause arbeiten und die Mazamorras in jedem Bezirk verkaufen können. Ich will mein Geschäft ausbauen“, erklärt Janis.

„In drei Jahren möchte ich Franchise-Unternehmen in verschiedenen Vierteln haben.“

Janis (25), Jungunternehmerin in Peru

Über das Projekt Emplea-T

Das Projekt „Faire und sichere Beschäftigung für alle“ (Emplea-T) ist eine regionale Initiative, die von Plan International, seinen Partnerorganisationen und mit finanzieller Unterstützung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) in El Salvador, Guatemala und Peru durchgeführt wird. Es wurde 2020 ins Leben gerufen und unterstützt junge Menschen – insbesondere Frauen – dabei, ihre Lebenskompetenzen und technischen Fähigkeiten zu stärken, um ihnen den Zugang zu menschenwürdiger Arbeit zu ermöglichen.

In Peru hat Emplea-T bisher 87 jungen Menschen Startkapital zur Verfügung gestellt, damit sie neue Unternehmen gründen oder ihre bestehenden Initiativen ausbauen können. Darüber hinaus haben mehr als 620 junge Menschen in Workshops und Schulungen Fähigkeiten für das Leben, die Beschäftigung und das Unternehmertum erlernt, und 371 junge Menschen haben an Job- und Unternehmensmessen teilgenommen.

Die Geschichte von Janis wurde mit Material aus dem Büro von Plan International Peru erstellt.

Ein Mann rollt einen Karren mit Süßspeisen durch eine Straße
Die Süßspeisen von „El Dulce Maná“ sollen künftig noch mehr Leute bekommen Plan International

Mädchen-Netzwerke: Gemeinsam sind wir stark

In Peru setzen wir uns mit diesem Projekt für die Gleichberechtigung und politische Beteiligung von Mädchen und jungen Frauen ein. Denn insbesondere indigene Mädchen und Frauen werden dort häufig diskriminiert. Das Projekt ist Teil unseres Girls-Lead-Programms, mit dem wir Mädchen und junge Frauen stärken, damit sie ihre Rechte einfordern und Einfluss auf Entscheidungen nehmen können, die ihr Leben beeinflussen.

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