Bildungschancen für Mädchen in Laos

Foto: Plan International

In armen Gemeinden in Laos haben Familien häufig kein Geld, um die weiterführende Schulbildung ihrer Kinder zu bezahlen. Vor allem Mädchen aus indigenen Gruppen brechen daher häufig vorzeitig die Schule ab. Zusammen mit den Bezirksämtern unterstützt Plan International Familien mit Schulmaterialien, damit die Mädchen weiter lernen können. Außerdem werden in den Schulen Clubs und Aktivitäten angeboten, die die Schüler:innen in Sachen Gleichberechtigung und Kinderrechten schulen und ihnen wichtige Mittel und Fähigkeiten an die Hand geben, dieses Wissen mit anderen zu teilen.

Nachdem die elfjährige Khai die Grundschule abgeschlossen hatte, sagte man ihr, dass sie nicht auf die weiterführende Schule gehen kann, weil ihre Eltern nicht in der Lage sind, die Kosten für ihre Ausbildung zu tragen. Obwohl es in Laos keine Schulgebühren gibt, können sich viele Eltern die nötigen Materialien zum Lernen und die Schuluniform kaum leisten. Das betrifft vor allem Familien aus ländlichen Gegenden, wo Armut verbreitet ist.

„Ich habe fast geweint, als ich gehört hab, dass meine Eltern meine weitere Ausbildung nicht bezahlen können, und mich vielleicht von der Schule nehmen. Ich wusste, dass meine Eltern das auch nicht wollen, aber sie hatten keine Wahl“, erklärt Khai, die die jüngste von vier Geschwistern ist.

Khai lebt mit ihrer Familie in den Bergen im Nordosten von Laos. Während der Trockenzeit kann man ihr Dorf über eine unbefestigte Straße binnen zwei Stunden erreichen, aber in der Regenzeit dauert es um einiges länger. Ihre Gemeinde besteht aus 620 Menschen aus den indigenen Gruppen der Khmu und Hmong. Die meisten von ihnen sind Reisbauern, die stark vom saisonalen Regen abhängig sind. Ihr Leben wird vom Klima bestimmt: Wenn der Regen ausbleibt, gibt es keine Ernte.

„Es ist sehr schwer für meinen Mann und mich, all diese Kosten zu decken. Deshalb haben wir unsere drei älteren Kinder in der dritten oder vierten Klasse aus der Schule genommen.“

Soi, Mutter aus Laos
Zwei Schulkinder auf einem Schotterweg.
Khais Dorf ist abgelegen, und der Weg zur weiterführenden Schule ist lang. Foto: Plan International
Khai steht mit ihrer Mutter und ihrer Schwester vor ihrem Haus.
Khai steht mit ihrer Mutter und ihrer Schwester vor ihrem Haus. Foto: Plan International

„Jedes Jahr haben wir mindestens drei Monate lang mit Reisknappheit zu kämpfen. Mein Mann und ich müssen uns dann nach zusätzlichen Einkommensquellen umschauen. Wir ernten zum Beispiel Nahrungsmittel und Rohstoffe aus dem Wald, um sie zu verkaufen. In dieser Zeit gebe ich umgerechnet etwa 50 Dollar für die Grundschulausbildung eines Kindes aus, und weitere 350 Dollar für Reis. Es ist sehr schwer für meinen Mann und mich, all diese Kosten zu decken. Deshalb haben wir unsere drei älteren Kinder in der dritten oder vierten Klasse aus der Schule genommen“, erzählt Khais Mutter Soi.

In dem Dorf selbst gibt es eine Grundschule, aber keine weiterführende Schule. So kommt es, dass Kinder, die ihre Ausbildung fortsetzen wollen, zusätzliche Kosten für die Anreise und den Kauf einer neuen Schuluniform, von Büchern und Schreibwaren zu tragen haben. Das ist der Hauptgrund, warum so viele Kinder aus Khais Dorf nach der Grundschule nicht weiter zur Schule gehen.

„Bildung ist für uns alle wichtig, aber oft können insbesondere die Mädchen aus indigenen Gruppen die Schule nach den ersten vier Jahren nicht weiter führen. Sie werden auch meistens eher als Jungen aus den Schulen genommen, weil die Bildung von Mädchen einen niedrigeren Stellenwert hat. Ich denke, es ist wichtig, diesen Mädchen die Chance zu geben, ihre Schulbildung fortzusetzen. Wir haben dieses Problem mit den Dorfbehörden zusammen diskutiert und dem Bezirksamt für Bildung und Plan International die Idee vorgeschlagen, indigene Schülerinnen mit Schulmaterial zu versorgen. Ich bin sehr froh, das Plan International zugestimmt hat, diese Mädchen zu unterstützen“, sagt Frau Bounmy, eine Lehrerin aus der Gegend.

Khai und ein junge mit einem Lehrbuch in der Hand.
Khai erhält Materialien wie Bücher und eine Uniform, damit sie weiterhin zur Schule gehen kann. Foto: Plan International

Das Jugendprogramm von Plan International arbeitet seit 2018 im Norden von Laos mit dem Ziel, Kinder aus indigenen Bevölkerungsgruppen, insbesondere Mädchen, dabei zu unterstützen, ihre Ausbildung fortzusetzen. In Zusammenarbeit mit der örtlichen Schulbehörde stellt die Organisation Schulmaterial wie Hefte, Stifte, Taschen, Uniformen und Schuhe für Kinder, vor allem Mädchen, aus Familien zur Verfügung, die sich die Sachen sonst nicht leisten können.

Es wird auch gezielt daran gearbeitet, ihre Führungsqualifikationen zu stärken, damit die Mädchen an ihren Schulen und in ihren Gemeinden zu Hause ihre Fähigkeiten und ihr Wissen an andere weitergehen, und so Veränderungen vorantreiben können.

An Khais weiterführender Schule wurden zu diesem Zweck Schülerclubs mit Teilnehmer:innen aus allen Jahrgängen eingerichtet. Die Mitglieder wurden in den Bereichen Mädchenrechte, Alltagskompetenzen, sexuelle und reproduktive Gesundheit und Gleichberechtigung der Geschlechter geschult. Darüber hinaus wurden sie mit Fähigkeiten und Kenntnissen ausgestattet, die die dabei helfen, diese Informationen mit anderen zu teilen, zum Beispiel durch Theaterstücke, Diskussionsgruppen und Präsentationen.

„Es ist eine tolle Gelegenheit für mich, weiter zur Schule zu gehen und mich darüber hinaus noch an den Aktivitäten der Schulclubs zu beteiligen.“

Khai (11), Schülerin aus Laos

Plan International stärkt auch die Medien- und Kommunikationskompetenz der Mitglieder der Schülerclubs. Sie lernen Techniken der Videoproduktion, unter anderem auch das Filmen und Schneiden von Videos mit Smartphones. Die Mitglieder teilen dann ihre Videoproduktionen in sozialen Netzwerken, um auch online Aktivismus zu betreiben.

„Es ist eine tolle Gelegenheit für mich, weiter zur Schule zu gehen und mich darüber hinaus noch an den Aktivitäten der Schulclubs zu beteiligen. Ich lerne viele neue Dinge, zum Beispiel über sexuelle Gesundheit. Das hilft mir, zu verstehen, wie mein Körper sich verändert, und mich auf die Menstruation vorzubereiten“, erzählt Khai.

Zwei Mädchen stehen nebeneinander in einem Raum mit Holzwänden.
Mit der Unterstützung von Plan International können viele Mädchen ihre Schulbildung weiter führen. Foto: Plan International

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