Anpflanzen statt abgrasen: Wälder schützen und Einkommen sichern

Foto: Plan International

Die traditionelle Herstellung von Besen aus Gras bietet der Landbevölkerung in Laos eine wichtige Einkommensquelle. Das Abgrasen der Wildpflanzen schadet jedoch den Wäldern und ist gefährlich.

Abseits größerer Siedlungen sind Arbeitsplätze in dem südostasiatischen Binnenstaat Laos rar. Menschen in den ländlichen Gemeinden im Norden des Landes sind besonders auf natürliche Ressourcen angewiesen, um ihr Einkommen zu sichern. Jedoch hat die Abholzung zu überbewirtschafteten Wäldern geführt. Ein massiver Rückgang beim Baumbestand begünstigt den Klimawandel, zerstört Lebensräume und wirkt sich negativ auf die ländlichen Gemeinden aus, unter anderem durch Ernährungsunsicherheit und Einkommensverluste.

Viele Menschen haben deswegen damit begonnen, wildwachsende Süßgräser, aus denen traditionell Besen gefertigt werden, als alternative Einkommensquelle zu ernten. Diese in Laos beheimatete Grasart (Thysanolaena latifolia) hat sich in den nördlichen Provinzen zu einem der wichtigsten forstwirtschaftlichen Erzeugnisse neben Holz entwickelt. Das sogenannte Besengras kann vor allem in der Trockenzeit von Januar bis März genutzt werden und verhilft der örtlichen Landbevölkerung dann zu einem besseren Lebensunterhalt.

Zwei Frauen tragen Büschel von Besengras. Im Hintergrund ist ein Feld zu sehen.
Dao (18) und ihre Mutter bei der Besengrasernte Plan International

Ein hartes Geschäft

Meistens sammeln junge Mädchen und Frauen das wilde Besengras. Sie sind stundenlang in den Hügeln und im dichten Gebüsch unterwegs, um nach dem Gras zu suchen. Dabei stehen die Sammler:innen oft in Konkurrenz mit anderen. Eine weitere Herausforderung besteht darin, das Besengras nach Hause zu bringen. Es wird gebündelt und auf dem Rücken oder Kopf getragen, während der Weg über schwieriges Gelände verläuft.

Die 27-jährige Vone, selbst Mutter von zwei Kindern, verbringt jeden Tag viele Stunden damit, in den Wald zu gehen und das wertvolle Wildgras zu suchen. „Meine Cousins und ich müssen früh aufstehen, um die Gräser zu sammeln, sonst müssen wir viel weiter gehen, um eine andere Pflanze zu finden. Allein traue ich mich nicht, Besengras zu ernten.“

„Allein traue ich mich nicht, Besengras zu ernten.“

Vone (27), Besengras-Sammlerin und zweifache Mutter

Der Anbau spart Zeit und Mühe

Im Jahr 2021 sammelten Vone und ihre Familie rund 400 Kilogramm wildes Besengras und verdienten damit 1,2 Millionen Latotische Kip (ca. 64 Euro). Das ist wahrlich nicht viel, angesichts der Zeit und Mühe, die mit der Suche nach dem wilden Gras verbunden sind. Mit Unterstützung von Plan International beschlossen Vone und ihre Familie, die Sorte auf einem Stück Land anzubauen und pflanzten im letzten Jahr 300 Setzlinge.

„Die Pflanzungen und ihre Pflege sind nicht aufwändig. Bevor ich die Aussaat beginnt, musste das Unkraut entfernt werden, damit die Setzlinge Platz haben“, erklärt Vone und ergänzt, dass das angebaute Gras höher wächst als das Wildgras, sodass sie mehr Geld damit verdienen kann: „Dieses Jahr habe ich schon 200 Kilogramm Besengras verkauft und damit bereits 1,1 Millionen Latotische Kip (ca. 58 Euro) verdient“, berichtet die zweifache Mutter. „Ich erwarte, dass ich noch mehr verdiene, sobald ich alle Pflanzen geerntet habe.“

Bündel von Besengras werden gewogen.
Die Bezahlung des gesammelten Besengrases wird nach Gewicht ermittelt Plan International
Dao (18) und ihre Freundin (links) bei der Besengrasernte Plan International

Wandel in der Dorfgemeinschaft

Obwohl der Anbau der Gräsern noch nicht zur Haupteinnahmequelle der Dorfbewohner geworden ist, gewinnen die Mädchen und Frauen dadurch Zeit und bessern ihr Einkommen auf. Die 18-jährige Dao, die die Sekundarschule abbrechen musste, als ihre Eltern ihre Ausbildung nicht mehr finanzieren konnten, zog vor kurzem zurück in ihre Heimat, nachdem sie in der Provinzhauptstadt gearbeitet hatte. Sie hat nun beschlossen, in ihrem Dorf zu bleiben und ihren Eltern beim Anbau von Besengras zu helfen.

„Viele Leute kommen, um sich gegenseitig bei der Ernte zu helfen, und ich habe viel Spaß mit meinen Freunden und Cousins.“

Dao (18), Projektteilnehmerin

„Das Ernten von Besengras auf den Feldern macht mir Spaß. Viele Leute kommen, um sich gegenseitig zu helfen, und ich habe viel Spaß mit meinen Freunden und Cousins“, erzählt Dao und erklärt, dass die Graspflanzen zur gleichen Zeit blühen, sodass alle mit anpacken, wenn die Ernte ansteht.

Die 28-jährige San verdient ebenfalls am Anbau von Besengras. Sie sah, dass ihre Nachbarn es erntgeten und verkauften. „Ich wollte das Gras unbedingt auf dem Land meiner Eltern anbauen und habe mich mit den Projektmitarbeitern und der Dorfverwaltung über die Anbautechniken beraten“, erzählt die junge Frau. „Ich werde in der nächsten Saison mit dem Anbau von Besengras beginnen, damit ich mich um meine Eltern kümmern und gleichzeitig etwas Geld verdienen kann.“

Ein Modelldorf für den Besengrasanbau

Plan International und seine Partnerorganisation arbeiten mit den lokalen Behörden sowie Landwirten zusammen, um die bewirtschafteten Besengrasfelder zu registrieren und um für die begünstigten Familien bessere Bedingungen auszuhandeln. So sollen alle ihre gepflanzten Besengrasblüten zu einem höheren Preis verkaufen können und so die Waldreserven an wildem Gras erhalten bleiben.

Kang ist eines von zwölf Dörfern, in denen Plan International mit der laotischen Regierung sowie weiteren Partnern zusammenarbeiten, um die Einkommensmöglichkeiten zu verbessern und die natürlichen Ressourcen des Waldes zu erhalten. In der Saison 2021/2022 ernteten die Familien in dem Dorf im Norden von Laos insgesamt 2,5 Tonnen Besengras, davon stammten 20 Prozent aus dem Anbau und 80 Prozent aus Wildsammlungen in den Wäldern. 2022/2023 sollen bis zu 40 Prozent der Ernten aus dem Anbau kommen.

Erntereifes Besengras - angebaut wachsen die Pflanzen deutlich höher als im Wald Plan International

Zwischen 2022 und 2023 verdiente das Dorf Kang mehr als 43 Millionen Laotische Kip (ca. 2.300 Euro) allein aus dem Verkauf von Besengras sowie Malabarbäumen, die zweitbeliebteste Nutzpflanze. Das Projekt ermutigt alle Teilnehmenden dazu, sich zu Gruppen und Kooperativen zusammenzuschließen, damit sie im Großhandel den besten Preis für den Verkauf aushandeln können.

Die Geschichte wurde mit Material aus dem laotischen Plan-Büro aufgeschrieben.

Weltweite Hilfsprojekte

Mit unserem Sonderprojektefond finanzieren wir von Plan International Hilfsprojekte in Ländern des globalen Südens, zum Beispiel zur Verbesserung der Trinkwasserversorgung, zur Prävention von HIV und Malaria oder für bessere Bildungschancen. 

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