Vom ersten Brief zur starken Stimme

Foto: Nilsi

Mit sechs Jahren erhielt Sonia aus Peru ihren ersten Patenschafts-Brief. Zehn Jahre später bringt sie ihr Wissen zurück in die Gemeinde – als Stimme für Respekt und gleiche Chancen.

2015 erreichte Sonia ein Brief aus dem Ausland. Die Absenderfamilie hatte sich entschieden, über Plan International eine Patenschaft für sie zu übernehmen. Für Sonia, die in einer ländlichen Gemeinde in den Anden Perus aufwuchs, bedeutete das vor allem neue Möglichkeiten.

„Es war ermutigend zu wissen, dass auch Menschen außerhalb meiner Familie an meinem Leben interessiert sind“, sagt sie. Die Patenschaft ergänzte die Unterstützung ihrer Eltern, die ihr stets den Rücken stärkten, um ihre Schulbildung zu sichern. Neben den Briefen erhielt ihre Familie Schulmaterialien, die das Haushaltsbudget entlasteten. Die größere Wirkung lag jedoch in den Bildungs- und Förderprogrammen von Plan International: Workshops, Schulungen und sichere Räume, in denen Mädchen und Jungen sich austauschen, Fähigkeiten entwickeln und eigene Initiativen umsetzen konnten.

Sonia hält ihre Mutter im Arm und sie lächeln sich an
Sonia mit ihrer Mutter in Chumbivilcas: Gemeinsam stärken sie ihre Gemeinde Plan International
Sonia steht selbstbewusst draußen vor einer Mauer
Sonia ist eine junge Meinungsführerin in ihrer Gemeinde Plan International

Vom Mitmachen zum Anleiten

Sonia nutzte diese Angebote konsequent. Sie besuchte Veranstaltungen zu Themen wie Kinderrechte, Gewaltprävention und Geschlechtergerechtigkeit. Mit der Zeit übernahm sie selbst Verantwortung und wurde „Peer Educatorin“ – eine Rolle, in der sie andere Jugendliche informiert und unterstützt.

Sie organisierte Gesprächsrunden zu Mobbing und Diskriminierung, entwarf gemeinsam mit Mitschüler:innen Rollenspiele, um Geschlechterrollen kritisch zu hinterfragen, und leitete Gruppenarbeiten in ihrer Schule. „Früher kam es häufiger vor, dass Kinder wegen ihres Aussehens oder ihrer Kleidung gehänselt wurden. Heute sprechen wir mehr darüber, wie wir einander respektieren können“, erzählt sie. Die Methoden waren bewusst praxisnah: Rollentausch-Aktivitäten boten den Teilnehmenden die Möglichkeit, Perspektiven zu wechseln und Empathie zu entwickeln. Dieses Format erwies sich als wirkungsvoll, um stereotype Vorstellungen in Frage zu stellen.

Herausforderungen im lokalen Kontext

Chumbivilcas, die Heimatprovinz von Sonia, ist stark landwirtschaftlich geprägt, die wirtschaftlichen Perspektiven sind begrenzt. Viele Familien sind auf saisonale Arbeit angewiesen. Der Klimawandel verstärkt die Unsicherheit: Unregelmäßige Regenfälle und Temperaturschwankungen beeinträchtigen Ernten und Viehhaltung.

Für Jugendliche bedeutet dies oft, dass sie ihre Ausbildung abbrechen müssen, um Einkommen zu erzielen – häufig in den umliegenden Minen. Hinzu kommen geschlechtsspezifische Gewalt und Diskriminierung, die insbesondere Mädchen und junge Frauen betreffen.

Sonia ist sitzend draußen, in Peru
Als Anführerin in ihrer Gemeinde stärkt Sonia den Zusammenhalt Plan International

„Viele in unserer Gemeinde haben keinen regelmäßigen Zugang zu medizinischer Versorgung. Das möchte ich ändern.“

Sonia (16), peruanisches Patenmädchen bei Plan International

Sonia kennt die sozialen und wirtschaftlichen Herausforderungen ihrer Heimat aus erster Hand und sieht Bildung als den entscheidenden Schlüssel, um langfristige Veränderungen anzustoßen. Schon früh entwickelte sie den Wunsch, Wissen nicht nur für sich selbst zu nutzen, sondern konkrete Verbesserungen in ihrer Gemeinde zu bewirken. Ihr Ziel ist es, pharmazeutische Krankenpflege zu studieren, um insbesondere ältere und gesundheitlich gefährdete Menschen gezielt zu betreuen. Damit möchte sie den Zugang zu medizinischer Versorgung erweitern, präventive Gesundheitsarbeit leisten und ihre Gemeinde aktiv stärken.

Sonia sitzt am Tisch und schreibt einen Brief
Sonia berichtet ihrer Spenderin in persönlichen Briefen von ihren Erlebnissen Plan International

Langfristige Wirkung der Programme

Die aktive Programmarbeit von Plan International in Chumbivilcas ist kürzlich nach mehr als 30 Jahren ausgelaufen. Die Ergebnisse der Projektarbeit wirken allerdings weiter nach. „Wir haben gelernt, gegen Machismo und Diskriminierung aufzustehen und uns größere Ziele zu setzen.“ Sonia wird in Zukunft das Gelernte weitergeben und andere ermutigen, ihre Bildung fortzuführen.

Die Patenschaft war dafür ein wichtiger Baustein: Sie bot ihr Zugang zu Ressourcen und Programmen und gab ihr die Möglichkeit, sich zu engagieren. 

Eine Stimme für ihre Generation

Heute nutzt Sonia jede Gelegenheit, um ihre Mitschüler:innen einzubinden. Sie beteiligt sich an schulischen Projekten, organisiert Aufklärungsaktionen und sucht den Dialog mit Lehrkräften. Dabei versteht sie ihre Rolle nicht als Einzelkämpferin, sondern als Teil einer Gemeinschaft, die zusammen Veränderungen anstoßen kann.

„Ich habe gelernt, dass wir selbst die Veränderungen gestalten können, die wir uns wünschen – aber es hilft, wenn uns jemand auf dem Weg dorthin unterstützt“, fasst es Sonia zusammen.

Die Geschichte von Sonia wurde mit Material aus dem peruanischen Plan-Büro erstellt. 

Mit einer Patenschaft helfen

Eine Patenschaft ist weit mehr als eine monatliche Spende. Sie helfen damit nicht nur dabei, das Leben eines einzelnen Kindes zu verbessern, sondern ganze Regionen nachhaltig zu verändern. Entwicklungszusammenarbeit kann dann nachhaltige Wirkung entfalten, wenn sie lokale Akteur:innen stärkt, vorhandene Strukturen respektiert und zusätzliche Chancen eröffnet. Eine Patenschaft kann in diesem Kontext Handlungsspielräume erweitern und jungen Menschen ermöglichen, ihre eigenen Ziele zu verfolgen.

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