
Mütter stoppen Kinderehen
In Maradi, einer Region im Süden Nigers, werden rund 89 Prozent der Mädchen vor ihrem 18. Geburtstag verheiratet. Doch eine Gruppe von 26 Müttern hat beschlossen, diesen Kreislauf zu durchbrechen. Unter dem Namen ihrer Spargruppe „Akula da Kyau“ – übersetzt „sich gut kümmern“ – engagieren sie sich für die Zukunft ihrer Töchter und der Mädchen in ihrer Gemeinde.
„Früher haben wir Mädchen früh verheiratet, oft gegen ihren Willen.“


„Früher haben wir Mädchen früh verheiratet, oft gegen ihren Willen. Ihre Schulbildung spielte keine Rolle“, erinnert sich Abou, die Sekretärin der Gruppe. „Heute sehen wir das anders.“
Der Wandel begann mit dem „GirlEngage“-Projekt, in dem Frauen Schulungen und Aufklärung zu Themen wie Mädchenrechten und Bildung erhielten. Durch diese neuen Impulse begann die Gruppe, aktiv gegen Kinderehen vorzugehen und nachhaltige Veränderungen in ihrer Gemeinde anzustoßen.
Aus kleinen Beiträgen wird große Wirkung
Ihr erster gemeinsamer Schritt: die Gründung einer Spargruppe. Jede Woche zahlen die Mitglieder 100 CFA-Francs (etwa 15 Cent) in ihre gemeinsame Kasse ein. Aus diesen Mitteln bauten sie eine Getreidebank auf. Hirse und Mais werden günstig eingekauft, gelagert und in der mageren Jahreszeit mit Gewinn verkauft.

Mit den Einnahmen finanzieren sie Schulmaterialien, Uniformen und Anmeldegebühren an Bildungseinrichtungen. „Wir kaufen auch kleine Snacks für die Kinder, damit sie nicht hungrig im Unterricht sitzen“, erklärt Zainabou, die Präsidentin der Gruppe.
Darüber hinaus unterstützen die Frauen die Schule selbst: Sie haben Bänke und Hocker angeschafft, das Gelände gepflegt und sogar die Schulmauern eigenhändig wiederaufgebaut – mit Lehmziegeln, die sie selbst aus dem Steinbruch trugen.
Bildung als Zukunftschance
Die Motivation ist klar: Sie wollen ihren Töchtern ein besseres Leben ermöglichen. „Jede Frau hier hat mindestens eine Tochter in der Schule“, sagt Abou. „Wir hoffen, dass sie später Lehrerinnen oder Krankenschwestern werden. In unserem Dorf fehlen Fachkräfte – gerade bei Geburten ist das für uns ein Problem.“
Das Engagement bleibt nicht auf die eigene Familie beschränkt. Bei Feierlichkeiten und Dorftreffen nutzen die Frauen jede Gelegenheit, um über Mädchenrechte, Bildung und Gesundheit zu sprechen. Sie ermutigen Schwangere zu Vorsorgeuntersuchungen und sensibilisieren Mädchen für Hygiene und Konzentration im Unterricht.


Das „GirlEngage“-Projekt in Zahlen
Das Projekt lief von Januar 2022 bis März 2025 in den Regionen Maradi, Tillabéri und Zinder. Das Ziel: Kinderehen verhindern und Mädchen stärken. Erreicht haben die Maßnahmen insgesamt über 36.000 Mädchen im Alter von 9 bis 15 Jahren und mehr als 1.500 Jungen.
Das sind die Erfolge:
- 36 sichere Räume wurden eröffnet, in denen rund 3.500 Mädchen Aufklärung zu Menstruationsgesundheit und Bildung erhielten.
- 1.783 Mädchen erhielten Nachhilfe, damit sie ihre Schulausbildung fortsetzen konnten.
- 13 Alphabetisierungszentren unterstützten mehr als 450 Mädchen und junge Mütter.
- Fast 2.000 Kinder bekamen nachträglich eine Geburtsurkunde – und konnten damit endlich zur Schule gehen.
Das Beispiel von „Akula da Kyau“ zeigt: Wenn Frauen sich zusammenschließen, verändern sie nicht nur ihr eigenes Leben, sondern die Zukunft einer ganzen Generation. Auch wenn die Projektaktivitäten beendet sind – die Erfolge bleiben, und die Spargruppe wird ihr Wissen und ihr Erspartes weiter zum Wohl der Gemeinde einsetzen.
Der Artikel wurde mit Material aus dem nigrischen Plan-Büro erstellt.