Geflüchtet und in Sicherheit?

Foto: Plan International

Jugendliche, die von Venezuela nach Peru auswandern, haben es in ihrem neuen Umfeld nicht leicht.

Der Fokus ist auf etwas anderes gerichtet und das bekommen Menschen wie die 14-jährige Adriana zu spüren. Wegen Kriegen, Klimawandel und Pandemie liegt die öffentliche Aufmerksamkeit weltweit kaum noch auf den mehr als sieben Millionen Menschen, die Venezuela seit 2015 wegen einer anhaltenden sozioökonomischen Krise verlassen haben. Adrianas Familie, die derzeit in Peru lebt, hat sich die Entscheidung, zu gehen, nicht leicht gemacht. Und hier im Gastland fällt ihnen die Anpassung an die neue Umgebung trotz gleicher Sprache noch schwerer.

„Ich bin sensibel, vor allem angesichts der Diskriminierung, die ich erlebt habe.“

Adriana (14), aus Venezuela geflüchtetes Mädchen

In Venezuela war Adriana extrovertiert, aber seit sie nach Peru gezogen ist, hat sich ihre Persönlichkeit gewandelt. Inzwischen beschreibt sie sich als zurückhaltend: „Ich halte mich für willensstark, aber gleichzeitig bin ich sensibel, vor allem im Angesicht der Diskriminierung, die ich gesehen und erlebt habe.“

Ein Mädchen steht vor einem Monument in Peru
Adriana (14) erlebte in ihrem Gastland Peru Ausgrenzung und Diskriminierung Plan International
Fachleute von Plan International am Grenzübergang
Fachleute für humanitäre Hilfe von Plan International am Grenzübergang Tumbes im Norden von Peru, über den viele Menschen aus Venezuela einreisen Stefanny Peláez

Ausgrenzung in der Schule

Ihre ersten Monate in der peruanischen Schule waren von Mobbing geprägt: „Ich wurde von den anderen gehänselt, weil sie mich als ,fremd‘ ansahen“, erklärt Adriana. „Sie hatten kein Verständnis für meine Situation und machten sich über mich lustig.“ Die junge Migrantin beschreibt diese Erfahrung als „hart und demotivierend“, die negativen Sprüche verringerten ihr Selbstwertgefühl. Gleichzeitig war sie frustriert, dass ihre Landsleute die Situation in Peru anscheinend als normalen Prozess der Integration in ein neues Land akzeptierten.

„Ich sage: ‚Hey, lass mich erklären, warum das falsch ist‘.“

Adriana (14), Plan-Projektteilnehmerin

Empowerment und sichere Räume

Die Lage änderte sich für Adriana, als sie an dem von Plan International durchgeführten Projekt „Entornos Seguros“ (sicheres Umfeld) teilnahm. In Workshops mit anderen venezolanischen Mädchen lernte sie ihre Rechte besser kennen und wurde ermutigt, ihre Gedanken und Gefühle auszudrücken. Stück für Stück gewann sie ihr Selbstbewusstsein zurück. „Die Schule macht mir jetzt wieder Spaß. Obwohl andere Kinder immer noch dieselben Kommentare machen, achte ich weniger auf sie. Manchmal versuche ich, sie zu korrigieren, und sage: ‚Hey, sag das nicht! Lass mich erklären, warum das falsch ist‘“, berichtet Adriana stolz. „Wenn ich nach den Workshops nachhause komme, erzähle ich meiner Großmutter alles. Ich finde es wichtig, mein Wissen und meine Erfahrungen weiterzugeben, damit ich meiner Gemeinschaft helfen kann.“

An einem Informationstisch stehen Menschen zusammen
Plan International informiert über Integration und Gleichbehandlung sowie die Gefahren von Ausgrenzung von geflüchteten Menschen Plan International
Ein Junge und ein Mädchen wenden sich gegen Xenophobie
Junge Projektteilnehmende werben in ihrem Viertel für den Abbau von Barrieren Stefanny Peláez

Das Projekt „Entornos Seguros“ geht auf eine Initiative von Plan International zurück, die vom UNHCR und von der Europäischen Union unterstützt wird. Sie zielt darauf ab, venezolanischen Kindern und Jugendlichen zur Integration in die neuen Gemeinden zu verhelfen, durch Aktivitäten in den Bereichen Bildung, Kinderschutz, Jugendbeteiligung, Unternehmertum und interkulturelle Kompetenzen. Mit Erfolg, denn wann immer Adriana andere venezolanische Jugendliche trifft, rät sie ihnen, sich negative Kommentare nicht zu Herzen zu nehmen: „Versucht, euch nicht davon beeinflussen zu lassen. Meidet die Leute, die euch belästigen, kämpft stattdessen für eure Träume. Steht zueinander, das ist das Wichtigste.“

Hilfe nach der Migration

Peru sowie Kolumbien und Ecuador haben einen Großteil der aus Venezuela geflüchteten Menschen aufgenommen. Plan International unterstützt sie dort seit 2018; seit 2020 führt die Kinderrechtsorganisation ein vom Auswärtigen Amt (AA) finanziertes Schutzprojekt für venezolanische Kinder und Jugendlichen durch. Rund 71.000 Menschen – insbesondere Mädchen und Frauen – profitierten unter anderem von den folgenden Maßnahmen:

  1. Bargeld-Voucher für Gesundheitsdienste, Lebensmittel sowie Produkte zur Bekämpfung von Unterernährung

  2. Workshops und Aufklärungsmaterial zum Schutz vor Menschenhandel und geschlechtsspezifischer Gewalt

  3. Kinderfreundliche Bereiche mit Spielaktivitäten in den Grenzregionen

  4. Unterstützung bei der Aufnahme in Gastgemeinden

  5. Umsetzung von Geschäftsideen für eine berufliche Integration und Einkommen

  6. Aufklärungsarbeit gegen ungewollte Schwangerschaften und zur Prävention von sexuell übertragbaren Krankheiten

  7. Unterstützung von geflüchteten Menschen mit Behinderungen

Für Plan International zählt der Schutz von Mädchen in Krisenregionen zu einem Schwerpunkt seiner Arbeit. Lesen Sie dazu unseren Bericht „Girls in Crisis – Vergessene Krise in Amerika“.

 

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