Sudan-Konflikt: Überfüllte Camps und kranke Kinder

Foto: Steven Kamponda

Die hohe Zahl von Menschen, die aus Sudan nach Südsudan fliehen, hat zu einer Überlastung der Aufnahmezentren an der Grenze und zu einem Anstieg von Krankheiten geführt – das trifft vor allem die Kinder.

Als Mohamed Kamal, Landesdirektor von Plan International Südsudan, das Aufnahmezentrum für Geflüchtete an der Grenze zum Sudan betritt, wird er von seinen Emotionen überwältigt: „Ich sah Tausende von Kindern, Mädchen und Frauen, die aufgrund des anhaltenden Konflikts im Sudan aus ihrer Heimat vertrieben wurden. Entschlossene und verletzliche Gesichter erzählten ihre Geschichten – alle ein Zeugnis für die Stärke des menschlichen Geistes.“

Nothilfe Sudan-Krise

Plan International konzentriert sich bei der humanitären Hilfe in dieser Krise auf Kinder und Frauen. Geflüchtete, binnenvertriebene sowie andere betroffene Menschen in Sudan und den umliegenden Regionen sollen Sicherheit und Schutz bekommen. Trotz des anhaltenden Konflikts in Sudan setzen wir drigend benötigte Hilfsmaßnahmen um, auch in den angrenzenden Ländern wie Südsudan.

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Ein Mann mit Brille, Gummistiefeln und Weste steht auf einer weiten, erdigen Fläche, die mit Pfützen bedeckt ist. Im Hintergrund sind große Shelter aufgebaut
Mohamed Kamal, Länderdirektor von Plan International Südsudan, besucht ein Transitzentrum in Renk Steven Kamponda
Acht Kinder unterschiedlichen Alters sitzen vor einem Shelter auf einer Decke. Einige Lachen, andere schauen ernst.
Im Zentrum an der Grenze zu Sudan leben Tausende Kinder, viele von ihnen werden durch die Bedingungen vor Ort krank Steven Kamponda

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat der Ansturm von Menschen nach Südsudan zu einer Überlastung der Einrichtungen in der nördlichen Region Renk geführt. Zwischen dem 16. April und dem 22. August 2023 sind laut UNHCR über 188.000 Menschen über Renk aus dem Sudan in den Südsudan gekommen. Dies bedroht insbesondere das Leben vieler Kinder in den Aufnahme- und Transitzentren: Durchfallerkrankungen, Unterernährung und Masern haben bereits bei Kindern unter fünf Jahren für vermeidbare Todesfälle gesorgt.

„Im Augenblick bleibt uns nur noch das Hoffen auf ein Wunder.“

Abraham (30), lebt mit seiner Frau und drei Kindern im Transitzentrum

Herausforderung für die medizinische Betreuung 

Abraham (30) ist zusammen mit seiner Familie vor drei Wochen im Transitzentrum in Renk angekommen. Seitdem sind alle seine drei Kinder krank. Sein ältester Sohn, der sieben Jahre alt ist, hatte vor Kurzem mit Malaria zu kämpfen, während bei seinen anderen beiden Kindern der Verdacht besteht, dass sie an Masern erkrankt sind. Leider hat sich ihr Zustand trotz der Besuche in der Gesundheitsklinik des Zentrums nicht wesentlich verbessert. „Seit wir hier angekommen sind, sind meine Kinder krank. In der Klinik haben sie nur Schmerzmittel bekommen. Privatkliniken außerhalb des Zentrums sind teuer und übersteigen meine finanziellen Mittel“, berichtet der dreifache Vater mit besorgter Stimme. „Im Augenblick bleibt uns nur noch das Hoffen auf ein Wunder.“ 

Ein Mann steht vor einem aus Stöcken und Tüchern gebautem Unterschlupf, im Schatten darunter sitzen eine Frau und ein Junge
Abraham (30) kam vor drei Wochen mit seiner Familie im Transitzentrum in Renk an. Seitdem sind seine Kinder krank, eine Weiterreise unmöglich Steven Kamponda

Die Anzahl von Bewohner:innen im Aufnahmezentrum hat die medizinische Betreuung zu einer großen Herausforderung gemacht. Es ist schwierig für kranke Menschen, nach Hause zurückzukehren, da sie möglicherweise Krankheiten vom Aufenthaltsort mitbringen können. Abrahams Familie durfte das Zentrum nicht verlassen, obwohl er gehofft hatte, dass sie die Genehmigung bekommen würden. Jetzt wartet er auf die Genesung seiner Kinder. Inzwischen hat er auf dem Gelände einen kleinen Laden eröffnet, in dem er unter anderem Seife, Zigaretten und Süßigkeiten verkauft. Mit den etwa 2000 Südsudanesische Pfund (SSP, ungefähr 2 US-Dollar), die er täglich verdient, kann er Lebensmittel für seine kranken Kinder kaufen.

Verstärkung der Hilfsmaßnahmen vor Ort

Plan International reagiert vor Ort mit Maßnahmen zum Kinderschutz und der Bereitstellung von Unterkünften. Derzeit setzen wir verstärkt Ressourcen ein, um unsere Unterstützungskapazitäten zu erweitern und einen größeren Personenkreis zu erreichen, insbesondere Kinder, Mädchen und junge Frauen. Wir führen zudem Aufklärungsveranstaltungen zu Fragen der sexuellen Ausbeutung durch. Der Bedarf an Wasser, Nahrungsmitteln und Unterkünften ist nach wie vor riesig. Darüber hinaus muss dringen in den Transport investiert werden, um die von der Sudankrise betroffenen Menschen in ihre jeweiligen Staaten zu bringen – so kann sich die Situation in den überfüllten Aufnahme- und Transitzentren entspannen und damit die schnelle Verbreitung von Krankheiten zu reduziert werden.

Mehrere Männer stehen auf einem matschigen Feld, im Hintergrund sind provisorische Unterkünfte zu sehen, vorne steht ein kleiner Junge und schaut den Männern zu
Mohamed Kamal schaut sich die Situation vor Ort an. Schwere Regenfälle haben das Transitzentrum in ein Matschfeld verwandelt Steven Kamponda
Mehrere Männer stehen zusammen und halten eine Besprechung ab
Mohamed Kamal (M.) bespricht sich mit dem Einsatz-Team von Plan International vor Ort Steven Kamponda

Der Wunsch nach Hoffnung

Mohamed Kamal trifft im Aufnahmezentrum in Renk die neunjährige Fatma. „Ihre Worte gingen mir tief ins Herz. Sie sagte, dass sie ihre Freund:innen aus ihrer Gemeinde, in der sie früher gelebt habe, vermisse. Außerdem habe sie ihre Puppe verloren, mit der sie immer gespielt habe. Sie sagte mir, jetzt habe sie Angst“, so der Länderdirektor. „Es ist herzzerreißend, wie schwer die Krise unschuldige Menschen trifft.“

Fatmas Geschichte kann Mohamed Kamal nicht vergessen. „Die Kinder und Mädchen, die in ähnlichen Situationen stecken, wünschen sich nicht nur Hilfe, sondern vor allem Hoffnung“, sagt er. „Hoffnung auf eine Rückkehr in ihre gewohnte Umgebung, auf Bildung und das Gefühl, dazuzugehören. Sie hoffen darauf, die Bestandteile ihres Lebens zurückzuerlangen, die sie zurücklassen mussten – darunter ihre geliebten Spielsachen, die Erinnerungen an eine unbeschwerte Zeit in sich tragen. Und vor allem die Hoffnung auf eine Welt, die ihre Rechte anerkennt und sich für ihr Wohlergehen einsetzt.“

Der Artikel wurde mit Material aus dem Plan-Büro in Südsudan erstellt.

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