Bidibidis Supertalent!

Foto: Plan International/Sofia Klemming Nordenskiöld

Sophia (19) und Bosco (23) sind vor dem Krieg im Südsudan geflohen und leben in Bidibidi, dem größten Flüchtlingscamp in Uganda. Hier erzählen sie was Solidarität und gegenseitige Unterstützung für sie bedeutet und wie sie mit einer Talentshow sich selbst und allen Geflüchteten Hoffnung für die Zukunft geben möchten.

Aus den offenen Fenstern des Kinder- und Jugendzentrums von Plan International hört man laute Musik. Mitten im Flüchtlingscamp „Bidibidi“ bereitet sich eine Gruppe auf die anstehende Talentshow vor. Energiegeladen feilen die Teilnehmenden während der Trainingszeiten der Plan-Jugendgruppe an ihren Gesangskünsten und Breakdance-Tricks. Denn das große Event „Bidibidi got Talent“ (z.dt. „Bidibidis Supertalent“) steht kurz bevor und natürlich wollen alle bereit sein. Aber auch wenn sie gerade nicht für die Talentshow üben, verbringen die Teilnehmenden der Plan-Jugendgruppe viel Zeit miteinander und arbeiten in Teams zusammen. „Durch die Gruppenarbeit lernen wir Probleme und Konflikte friedlich zu lösen. Wir lernen, was wir für Rechte haben und wie wir sie einfordern können. Genauso erfahren wir auch mehr über Themen wie die Gleichberechtigung zwischen Jungen und Mädchen“, erzählt Sophia.

„Als wir neu im Camp ankamen, waren die offenen Auseinandersetzungen zwischen Menschen, die verschiedenen Kulturen und Traditionen angehören, ein großes Problem. Durch den Austausch in den Treffen haben wir gelernt, wie wir Seite an Seite leben und Streitigkeiten ohne Gewalt beilegen können. Es sind sogar Freundschaften zwischen früheren Rivalen entstanden. Das Gemeinschaftsgefühl ist heute viel stärker.“

Das Flüchtlingscamp Bidibidi liegt im Norden Ugandas und ist eines der größten der Welt. 250.000 Menschen aus dem Südsudan leben hier, die Hälfte von ihnen sind Kinder und junge Erwachsene. Das Leben im Camp ist nicht einfach. Die Nahrungsversorgung ist oft knapp. Auch der Zugang zu sauberem Wasser und Gesundheitsleistungen ist nicht immer gewährleistet und für den Schulunterricht fehlt es häufig am nötigen Material und Lehrkräften.

Immer wieder kommt es im Camp zu gewaltsamen Übergriffen und sexuellem Missbrauch, von denen Kinder und junge Frauen am häufigsten betroffen sind. Doch mit den Gesprächen in den Plan-Treffen hat auch hier ein Umdenken eingesetzt. „Wir lernen in unserer Gruppe, was sexuelle Gewalt bedeutet und wie wir nach einem Übergriff mit der Situation umgehen können“, berichtet Sophia.

„Als wir neu im Camp ankamen, waren die offenen Auseinandersetzungen zwischen Menschen, die verschiedenen Kulturen und Traditionen angehören, ein großes Problem.“

Sophia (19), Teilnehmerin der Plan-Jugendgruppe in Bidibidi

„Als wir neu im Camp ankamen, waren die offenen Auseinandersetzungen zwischen Menschen, die verschiedenen Kulturen und Traditionen angehören, ein großes Problem. Durch den Austausch in den Treffen haben wir gelernt, wie wir Seite an Seite leben und Streitigkeiten ohne Gewalt beilegen können. Es sind sogar Freundschaften zwischen früheren Rivalen entstanden. Das Gemeinschaftsgefühl ist heute viel stärker.“

Das Flüchtlingscamp Bidibidi liegt im Norden Ugandas und ist eines der größten der Welt. 250.000 Menschen aus dem Südsudan leben hier, die Hälfte von ihnen sind Kinder und junge Erwachsene. Das Leben im Camp ist nicht einfach. Die Nahrungsversorgung ist oft knapp. Auch der Zugang zu sauberem Wasser und Gesundheitsleistungen ist nicht immer gewährleistet und für den Schulunterricht fehlt es häufig am nötigen Material und Lehrkräften.

Immer wieder kommt es im Camp zu gewaltsamen Übergriffen und sexuellem Missbrauch, von denen Kinder und junge Frauen am häufigsten betroffen sind. Doch mit den Gesprächen in den Plan-Treffen hat auch hier ein Umdenken eingesetzt. „Wir lernen in unserer Gruppe, was sexuelle Gewalt bedeutet und wie wir nach einem Übergriff mit der Situation umgehen können“, berichtet Sophia.

„Wenn wir mitbekommen, dass jemand im Camp vergewaltigt worden ist, dann befolgen wir ganz bestimmte Schritte. Als erstes melden wir den Missbrauch einem Plan-Mitarbeitenden hier im Jugendzentrum. Dann sorgen wir dafür, dass die Betroffenen schnell medizinische Hilfe bekommen. Dazu zählen zum Beispiel auch ein HIV Test und eine nachträgliche Schwangerschaftsverhütung. Anschließend wird auch immer ein Polizeibericht erstellt“, erzählt Sophia weiter.

„Da wir meist im selben Alter sind, ist es für uns einfacher, untereinander über solche Sachen zu sprechen. Wenn uns zu Ohren kommt, dass ein Übergriff stattgefunden hat, versuchen wir mit dem betroffenen Mädchen oder Jungen zu reden. Dann können wir sie davon überzeugen, den Übergriff zu melden und ihnen die Hilfe und Unterstützung zukommen lassen, die sie in dieser Situation brauchen.“

Ein anderes großes Problem, über das immer wieder in der Gruppe gesprochen wird, ist die Zwangsverheiratung von Mädchen oder jungen Frauen. Dabei geht es nicht nur um die immer noch traditionell bedingte Kinderehe. Viele werden auch zu einer Heirat gedrängt, wenn sie ungewollt schwanger werden. Sie müssen dann die Schule abbrechen und nehmen ihre Bildung in den wenigsten Fällen später wieder auf.

„Wir sprechen in den Gruppen auch darüber, welche Auswirkungen eine erzwungene Ehe auf unsere Zukunft haben kann. Es ist wichtig, dass wir uns klar darüber sind, dass wir als erstes unsere Schule abschließen müssen. Auch eine gute Aufklärung über die Bedeutung von reproduktiver Gesundheit, einschließlich von Verhütungsmethoden, ist dafür sehr wichtig.“ erzählt Sophia.

„Es ist wichtig, dass wir uns klar darüber sind, dass wir als erstes unsere Schule abschließen müssen.“

Sophia (19), Teilnehmerin der Plan-Jugendgruppe in Bidibidi

„Wir haben unser eigenes Motto, das angelehnt ist an den Namen des Plan-Projekts: ‚Champions of Change‘. Im Rahmen der Projektarbeit von Plan sprechen wir über veraltete Rollenbilder, die Mädchen und Frauen benachteiligen. Viele sehen sie als weniger Wert an als Jungen und Männer – einen Job zu haben, ein unabhängiges Leben zu führen, selbst zu entscheiden, ob und mit wem sie mal eine Familie gründen möchten, ist traditionell nicht für sie vorgesehen. Deshalb haben sie trotz gleicher Rechte oft nicht die gleichen Chancen, ihre Ziele und Träume zu verwirklichen. Parallel dazu wird von Jungen und Männern immer Stärke erwartet und dass sie allein für ihre Frauen und Kinder verantwortlich sind. Diese Sichtweisen hinterfragen wir und geben unser Wissen dann an andere weiter, damit diese Stereotype aufgebrochen werden. Deshalb verbindet uns etwas ganz Besonderes. Durch diesen Zusammenhalt können wir etwas verändern!“ sagt Bosco.

„Ich glaube, dass die Leute im Camp zu schätzen wissen, was wir hier tun.“

Bosco (23), Teilnehmer der Plan-Jugendgruppe in Bidibidi

„Ich glaube, dass die Leute im Camp zu schätzen wissen, was wir hier tun. Wir sind in den letzten Jahren auch in die umliegenden Dörfer gefahren und haben dort über Gleichberechtigung und die Probleme von Kinder- und Zwangsehen gesprochen. Am besten funktioniert hat das durch unsere Theaterworkshops und Auftritte unserer Jungendgruppen. Die Leute lieben Theaterstücke, es ist einer der besten Wege, ihnen das Thema näherzubringen.“

„Es gibt einfach Dinge, über die jedes Mädchen und auch jeder Junge Bescheid wissen sollte. Zwangsehen, Teenagerschwangerschaften und ihre Folgen gehören genauso dazu wie Verhütung oder auch das Thema Menstruation. Viele Eltern möchten ihre Kinder schützen, haben aber keinen Zugang zu Informationen oder sie wissen nicht, wie sie diese Themen ansprechen sollen. An dieser Stelle helfen wir, indem wir unser Wissen weitergeben. Wir zeigen ihnen zum Beispiel wie sie ihre eigenen Monatsbinden herstellen können“, sagt Sophia und Bosco fügt stolz hinzu: „Selbst ich als Junge weiß inzwischen wie ich eine Binde selber herstellen kann.“

Weil konkrete Zukunftspläne wie ein Studium oder andere wichtige Schritte auf dem Weg zum Erwachsenwerden in Flüchtlingscamps wie Bidibidi in den meisten Fällen erstmal nicht realisiert werden können, spielen Anlaufstellen wie das Jugendzentrum von Plan International, wo Kinder und junge Erwachsenen zusammenkommen und gemeinsam lernen können, eine umso wichtigere Rolle.

Neben ganz praktischen Dingen wie einer erfolgreichen Konfliktmediation und dem Wissen um ihre Rechte und Pflichten innerhalb ihrer Gemeinschaft haben die Kinder und Jugendlichen auch die Möglichkeit, eigene Talente zu entdecken und weiterzuentwickeln. Durch Sport, Musik, Tanz und Theater lernt die im Camp Bidibidi heranwachsende Generation, was es bedeutet, Teil einer Gruppe zu sein, sich gegenseitig zu unterstützen und über sich selbst hinauszuwachsen.

Es ist daher nicht überraschend, dass die jährliche Talentshow „Bidibidi’s got Talent“ zum Großevent geworden ist. Schon die Vorfreude darauf macht sich im ganzen Camp bemerkbar.

„Es gibt da ein paar Breakdancer in unserer Gruppe, die haben gleich zwei Jahre hintereinander gewonnen. Jetzt müssen sie mal ein Jahr aussetzen! Ob Tanz, Gesang oder Theater – es gibt sehr viele talentierte Teilnehmerinnen und Teilnehmer in unserer Gruppe“ erzählt Bosco. „Ich selbst möchte einmal Schauspieler werden. Mein größter Traum ist es, eines Tages in einem Film mitzuspielen. Auch wenn es für viele von uns sehr schwierig ist, unsere Träume zu verwirklichen – hier können wir zeigen, was wir draufhaben!“

„Ich möchte später einmal Krankenschwester werden und jungen Mädchen helfen. Ich will etwas verändern. Ein anderer Traum von mir ist es, einmal als Sprecherin im Parlament zu sitzen.“ sagt Sophia.

„Ich will etwas verändern.“

Sophia (19), Teilnehmerin der Plan-Jugendgruppe in Bidibidi

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