Jugendliche im Fokus: Ein Projekt, das wirkt
In den lebhaften, oft überfüllten Stadtteilen Delhis, Chennais und Bengalurus wachsen viele Jugendliche unter schwierigen Bedingungen auf. Luftverschmutzung, begrenzte Freizeit- und Lernmöglichkeiten, familiäre Belastungen und fehlender Zugang zu altersgerechten Gesundheitsinformationen prägen ihren Alltag. Viele beginnen früh mit Tabak oder Alkohol, bewegen sich zu wenig und wissen nur wenig über sexuelle und reproduktive Gesundheit oder mentale Gesundheit. Genau hier setzt das Programm von Plan International an.
Seit 2010 arbeitet die Kinderrechtsorganisation in Indien zusammen mit AstraZeneca, um Jugendlichen in besonders gefährdeten Stadtvierteln Wissen, Unterstützung und Schutz zu bieten. Der Ansatz: Jugendliche sollen selbst ihr Leben aktiv gestalten und lernen, wie sie ihre Gesundheit schützen können. Dieses Wissen geben sie dann in ihren Schulen, Nachbarschaften und Familien weiter. So entsteht eine Bewegung, die anhaltende Veränderungen bewirken kann.
Wissen und Verantwortung weitertragen
Zu Beginn des Programms hat Plan International den Wissensstand der Jugendlichen erfasst, beispielsweise zu Tabak, Alkohol, körperlicher Aktivität, sexueller Gesundheit oder Umweltbewusstsein. Darauf aufbauend fanden Workshops, Schulungen und Veranstaltungen statt, die auf die konkret ermittelten Bedarfe der Mädchen und Jungen zugeschnitten waren. Über 5.000 Betreuer:innen hat Plan International außerdem ausgebildet, damit sie in ihrer Gemeinde das erlernte Wissen und Verantwortung weitertragen: auf Schulhöfen, Straßen, Marktplätzen oder bei Hausbesuchen.
In Delhi wurden zudem mehr als 15 Gesundheitszentren gebaut – sichere Orte, an denen Jugendliche auch über das Projekt hinaus Workshops besuchen, Beratung erhalten oder einfach ungestört sprechen können.
Workshops, die inspirieren
Während kreativer Workshops konnten die Jugendlichen – die sogenannten Changemaker (Veränderer) – ihre persönlichen Geschichten künstlerisch gestalten. Die Teilnehmenden zeichneten zum Beispiel ihre Hand auf Papier, wobei jeder Finger einen Aspekt, sowohl positiv als auch negativ, in ihrem Leben symbolisierte. Anschließend wählten sie ein Objekt oder Symbol, das ihre Geschichte repräsentiert, und berichteten von ihren Erfahrungen. Ihre Geschichten erzählen von Mut, Hoffnung und der Kraft einer Generation, die Verantwortung übernimmt. Zwei dieser Geschichten hat die Plan Post Redaktion hier zusammengestellt:
Jaya – Veränderung beginnt zu Hause
Die 17-jährige Jaya wuchs in einem Umfeld auf, das stark von der Tabaksucht ihres Vaters geprägt war. Die gesundheitlichen Probleme, der ständige Rauch und die emotionalen Spannungen belasteten die ganze Familie. Lange fühlte sich Jaya machtlos, bis sie an einer Aufklärungssitzung von Plans Gesundheitsprogramm teilnahm.
Dort erfuhr sie nicht nur, wie gefährlich Tabakkonsum ist, sondern auch, wie sie darüber sprechen kann, ohne zu verurteilen. Mit neuem Wissen und viel Mut suchte sie das Gespräch mit ihrem Vater, vorsichtig, respektvoll, unterstützt durch Fakten. Gegen ihre Erwartungen hörte er ihr zu. Schritt für Schritt gelang es ihm, das Rauchen aufzugeben. Für Jaya ist das bis heute einer der größten Momente ihres Lebens. Zu Hause veränderte sich alles: Die Luft wurde klarer, das Familienleben ruhiger, die Stimmung leichter. Jaya selbst begann mit Yoga, lebt bewusst gesund und gibt ihr Wissen inzwischen in ihrer Nachbarschaft weiter.
„Das Projekt hat nicht nur meinem Vater geholfen, auch ich habe gelernt, dass Veränderung bei mir selbst beginnt.“
Neeraj – Die stille Botin der Veränderung
Neeraj arbeitet seit vielen Jahren als Gesundheitshelferin in ihrem Stadtviertel. Ursprünglich lag ihr Schwerpunkt auf der Gesundheit von Müttern und Kleinkindern. Doch mit der Zeit bemerkte sie etwas, das in keiner Gesundheitsakte auftauchte: Viele Jugendliche in ihrer Gemeinde litten unter emotionalem Stress, familiären Belastungen und fehlenden sicheren Räumen, in denen sie über ihre Sorgen sprechen konnten.
2023 schloss sie sich Plans Programm an und erhielt eine umfassende Ausbildung zu Jugendgesundheit, mentalem Wohlbefinden sowie sexueller und reproduktiver Gesundheit. Zum ersten Mal hatte sie das Gefühl, wirklich über das Wissen und die Werkzeuge zu verfügen, um auch Jugendlichen gezielt helfen zu können.
Heute leitet Neeraj Jugendgruppen, arbeitet eng mit Schulen zusammen und schafft Orte, an denen junge Menschen offen über ihre Gefühle, Beziehungen oder Ängste sprechen können. Sie hat bereits mehr als 500 Familien unterstützt und zahlreiche gefährdete Jugendliche an professionelle Beratungsstellen oder medizinische Angebote vermittelt.
Neerajs persönlicher Change Marker ist eine weiße Taube, für sie ein Symbol dessen, was sie selbst verkörpert:
eine leise Botin der Hoffnung, die Verständnis, Fürsorge und Heilung von Tür zu Tür trägt.
„Wenn junge Menschen mir vertrauen und über ihre Gesundheit sprechen, werde ich zur Botschafterin des Wandels. Das ist meine größte Belohnung“, erzählt Neeraj.
Die Geschichten von Jaya und Neeraj wurden mit Material aus dem indischen Plan-Büro aufgeschrieben.