„Ich habe mein Augenlicht verloren, nicht meine Träume“

Foto: Plan International

Obwohl er vor großen Hürden steht, ist Aufgeben für den 18-jährigen Alseny aus Guinea keine Option. Er will seine Träume verwirklichen – und ein ganzes Dorf steht hinter ihm.

Immer wieder reibt Alseny sich über die Finger, die Hände verschränkt im Schoß liegend. Doch wenn er spricht, ist nichts von Unsicherheit zu spüren – im Gegenteil: „Ich bin genauso guineisch wie alle andere“, sagt der 18-Jährige mit fester Stimme. „Und ich bin wertvoll für meine Generation.“ 

Alseny wächst bei seiner Großmutter auf, in einem kleinen Dorf in der Präfektur Macenta. Schon als er zur Welt kommt, hat er Probleme mit den Augen. In der Grundschule funktioniert sein linkes Auge noch, er lernt lesen und schreiben. Mehrfach wird er in dieser Zeit operiert, doch ohne Erfolg. In der Sekundarschule verschlechtert sich sein Sehvermögen zunehmend, bis er vollständig erblindet. Ab da wird bereits der Schulweg zur ersten großen Hürde am Tag.

Hände liegen im Schoß und sind verschränkt
Während Alseny seine Geschichte erzählt, hat er die Hände gefaltet im Schoß liegen Plan International
Ein junger Mann hat seine Hand auf die Schulter einer jungen Frau gelegt, sie laufen gemeinsam
Die Hand auf die Schulter seiner Klassenkameradin gelegt ... Plan International
Ein junger Mann hat die Hand auf die Schulter einer jungen Frau gelegt, sie laufen gemeinsam zur Schule
... geht Alseny zur Schule Plan International

Wege gemeinsam bestreiten

Alseny hat die Hand auf die Schulter einer Klassenkameradin gelegt. So gehen sie gemeinsam zum Unterricht. „Meine Freundinnen und Freunde unterstützen mich“, sagt der 18-Jährige. „Sie sehen mich als einer von ihnen, nicht als einen Menschen mit einer Behinderung.“ Da es in seiner ländlichen Gemeinde keine Förderschulen für Kinder mit einer Sehbehinderung gibt, kann Alseny keine Brailleschrift (tastbare Blindenschrift, die international von blinden und Menschen mit Sehbehinderung genutzt wird) lernen. Er muss den Unterricht ausschließlich durch Zuhören verfolgen. „Ich habe die Fähigkeit entwickelt, mir das zu merken, was andere aufschreiben würden“, erklärt der 18-Jährige. 

„Ich habe die Fähigkeit entwickelt, mir das zu merken, was andere aufschreiben würden.“

Alseny (18), erblindete im Kindesalter

Etwa ein Drittel der Schüler:innen in Guinea beendet die Grundschule nicht. Besonders Mädchen und junge Frauen sowie Kinder mit Behinderung gehen seltener zur Schule und haben eine geringere Bildung.

Mit Entschlossenheit zum Erfolg

Laye Keita hat Alseny, seine scharfe Intelligenz und seine Entschlossenheit bereits als Lehrer kennengelernt. Als Direktor für Bildung in der Präfektur Macenta setzt er sich dafür ein, dass sein Schüler seine Träume weiterverfolgen kann. Alsenys Ziel ist klar: Er möchte Journalist werden. „Eines Tages möchte auch ich mein Land informieren und inspirieren“, so der 18-Jährige. Sein Vorbild ist der guineische Journalist Fana Soumah, der seit 2024 als Minister für Information und Kommunikation tätig ist. 

Sechs Menschen stehen als Gruppe zusammen, einem wird ein Rucksack überreicht
Bildungsdirektor Laye Keita (l.) übergibt Alseny einen Rucksack mit Schulmaterial, bereitgestellt von Plan International Plan International

Alseny steht kurz vor der nationalen Prüfung, die das Ende der Sekundarstufe I markiert (Brevet d’Études du Premier Cycle, BEPC). Um ihm die Teilnahme daran zu ermöglichen, ergreifen Laye Keita und die regionale Aufsichtsbehörde besondere Maßnahmen. „Auf BEPC-Level gibt es neun Fächer, also brauchen wir neun Fachlehrkräfte, die ihm assistieren.“ Sie lesen ihm die Prüfungsaufgaben vor und schreiben seine Antworten nacheinander nieder. Um Transparenz zu gewährleisten, filmt ein spezieller Videograf jede Sitzung. „Was wir gerade für ihn tun, mag auf höherem Level, wie zum Beispiel dem Abitur, nicht mehr möglich sein“, weiß der Bildungsdirektor. „Wenn Alseny studieren möchte, muss er Braille lernen – und wir setzen alles daran, auch dies zu ermöglichen. Dafür brauchen wir technische und finanzielle Unterstützung.“

Ein junger Mann hält eine Faust als Symbol für Stärke hoch
Alseny zeigt täglich seine Entschlossenheit, seine Ziele zu erreichen Plan International

Über ein Programm von Plan International, das vor Ort durchgeführt und sich auf den Zugang zu sicherer, hochwertiger und inklusiver Bildung fokussiert, erhalten Schulen und Berufsbildungszentren der guineischen Region finanzielle und technische Unterstützung – von der auch Alseny profitiert. So konnte er unter anderem mit wichtigem Material für den Unterricht ausgestattet werden, sodass er sich aufs Lernen konzentrieren kann.

„Ich bin dankbar für all diese Bemühungen“, sagt Alseny. „Dank ihnen kann ich mich mit den anderen aus meiner Stufe auf Augenhöhe messen.“ Doch seine Zukunft bleibt ungewiss – wird es genug Ressourcen geben, um die gleichen Vorkehrungen fürs Abitur zu treffen? „Ich weiß es nicht“, sagt der 18-Jährige. „Aber ich weiß, dass ich es bis zum Ende durchziehen möchte. Ich habe den Willen und den Antrieb – ich möchte erfolgreich sein.“

Alsenys Geschichte wurde mit Material aus dem guineischen Plan-Büro erstellt.

Kindern in Guinea helfen

Mit der Übernahme einer Kinderpatenschaft helfen Sie nicht nur Ihrem Patenkind und seiner Familie, sondern auch dabei, die Programme von Plan International vor Ort umzusetzen. In Guinea setzen wir uns unter anderem dafür ein, die Alphabetisierungsrate zu verbessern, beteiligen uns am Bau und der Renovierung von Schulgebäuden und sorgen dafür, dass benachteiligte Kinder gerechten Zugang zu inklusiver und hochwertiger Bildung erhalten.

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