Aufgeklärt über sexuelle Gesundheit und Rechte

Foto: Fabien Akakpo

In Niger fehlt es Mädchen und jungen Frauen häufig an Informationen über ihre sexuelle Gesundheit und Rechte. Das nimmt ihnen die Möglichkeit, freie Entscheidungen über ihren Körper zu treffen.

Als sie gerade drei Jahre alt ist, schicken ihre Eltern Barahatou zu ihrer Großmutter, weil sie nicht für sie sorgen können. Mit neun Jahren muss die heute 18-Jährige die Schule verlassen, um ihrer Großmutter im Haushalt zu helfen. So geht es vielen Mädchen in Niger: Oftmals entscheiden sich die Eltern – oder wie in Barahatous Fall Großeltern – dafür, ihre Töchter zu Hause zu behalten, damit sie sich um die Hausarbeit kümmern, ihre Söhne hingegen schicken sie in die Schule. 

Eine junge Frau aus Niger legt Stroh als Dach auf einen Unterstand für Ziegen
Barahatou (18) lebt bei ihrer Großmutter und hilft ihr im Haushalt. Im „Break Free!“-Projekt von Plan International lernte sie erstmals etwas über ihre sexuelle Gesundheit und Rechte Fabien Akakpo

Über sexuelle Gesundheit zu sprechen ist ein Tabu

Da es kaum Aufklärung über Sexualität gibt, hat Niger zudem eine der höchsten Raten an Teenagerschwangerschaften weltweit: 20 Prozent der Mütter bekommen ihr Kind, bevor sie 20 Jahre alt sind. Wegen der Sorge, ihre Töchter könnten früh und unehelich schwanger werden, entscheiden sich viele Eltern dazu, sie schon in jungen Jahren zu verheiraten. Neben fehlender Sexualerziehung sind auch mangelnde elterliche Fürsorge, Gruppendruck, niedriges Bildungsniveau und Armut, die zu früher Heirat führt, die Hauptursachen für Teenagerschwangerschaften in Niger.

Laut einem Bericht des International Development Research Center (IDRC) sind 57 Prozent der Mädchen in Niger sexuell aktiv, bevor sie 18 sind. 76 Prozent heiraten vor ihrem 19. Lebensjahr. Außerdem geht aus dem Bericht hervor, dass 34 Prozent der Todesfälle bei Mädchen unter 19 Jahren auf frühe Schwangerschaften zurückzuführen sind. „In Maradi ist es ein Tabu, über sexuelle und reproduktive Gesundheit zu sprechen. Viele Mädchen wie ich haben keine Informationen über Sex und dürfen keine Entscheidungen über den eigenen Körper treffen, außer sich schön zu machen“, berichtet Barahatou. „Ohne Wissen fällt es uns schwer, uns zu informieren und unsere Rechte zu verstehen.“

Das Projekt „Break Free!“ (etwa: Befreie dich!) von Plan International arbeitet mit Jugendlichen zusammen, um sie darin zu unterstützen, freie und informierte Entscheidungen über ihre sexuelle und reproduktive Gesundheit zu treffen und so Teenagerschwangerschaften sowie Kinder-, Früh- und Zwangsehen zu bekämpfen. In den Trainings lernen die Mädchen etwas über ihre sexuellen und reproduktiven Rechte, über die Gleichstellung der Geschlechter und über ihre Möglichkeiten, sich für andere einzusetzen. Sie werden auch ermutigt, das Gelernte mit ihren Freund:innen zu teilen. 

Informierte Gesundheitsvorsorge

„Dank der Aufklärung durch Plan International kenne ich meine Rechte und weiß, wie verschiedene Geschlechtskrankheiten, darunter auch HIV, übertragen werden“, sagt Barahatou. Mithilfe von Mitarbeiter:innen des „Break free“-Projekts kann die 18-Jährige auch ihre Großmutter davon überzeugen, wie wichtig Vorsorge im Bereich der sexuellen Gesundheit ist. „Als ich in ein Gesundheitszentrum gehen wollte, musste ich mir erst ihre Erlaubnis einholen – doch sie weigerte sich“, so Barahatou. „Doch inzwischen hat sie gelernt, wie wichtig es für mich ist, dorthin gehen zu können. Heute kann ich es, ohne sie um Erlaubnis zu fragen. Ich suche Rat im Gesundheitszentrum, wenn beispielsweise meine Periode länger als fünf Tage dauert.“

Mädchen kämpfen für eine selbstbestimmte Zukunft

Plan International

In einem anderen Projekt von Plan International in Niger werden Mädchen darin unterstützt, ihr Leben und die Veränderungen, die sie sich wünschen, selbst in die Hand zu nehmen. Das Projekt „GirlEngage“ (etwa „Mädchen engagieren sich“) zielt insbesondere darauf ab, Frühverheiratung zu verringern. Im Artikel erzählt die 12-jährige Roukaya, wie sie sich für ihre Freund:innen einsetzt.

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Eine junge nigrische Frau sitzt in der Hocke und füttert eine Ziege mit Stroh
Die 18-Jährige weiß heute, dass sie im Gesundheitszentrum Rat erhält. Ihre Großmutter konnte sie überzeugen, ihr den Besuch dort zu erlauben Fabien Akakpo

Durch die Stärkung des Wissens und der Fähigkeiten der Jugendlichen im Bereich der sexuellen und reproduktiven Gesundheit können sie eine aktive Rolle in ihrer eigenen Entwicklung spielen. Außerdem werden durch das Projekt die Kapazitäten der Gesundheitszentren gestärkt, damit sie qualitativ hochwertige Gesundheitsdienste anbieten können, die den Bedürfnissen der Jugendlichen gerecht werden.

Der Artikel wurde mit Material aus dem nigrischen Plan-Büro erstellt.

Mit einer Patenschaft helfen

In Niger setzen wir von Plan International uns vor allem für die Aufklärung zu Frühverheiratung und früher Schwangerschaft, die Vorbeugung und Behandlung von Mangelernährung sowie den Zugang zu Schulbildung für benachteiligte Kinder ein. Helfen Sie mit Ihrer Patenschaft, das Leben für Kinder in Niger nachhaltig zu verbessern.

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